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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Chance.«
      »Warum hast du nicht einmal gefragt, wer ich bin?« meinte ich statt einer Antwort.
      »Mußte ich doch nicht. Du hast ja schöne Grüße von Carlo bestellt.«
      »Das war der Code?«
      »Ja. Jonny schlägt dich bestimmt tot.«
      »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.«
      »Ich würde aber Angst haben«, sagte sie.
      »Habe ich ja auch. Und jetzt gehe ich.«
      »Bei mir ist es egal, ich bin ja nur eine Hure. Aber schreib keinen Scheiß über Carlo, wenn du noch dazu kommst. Carlo war wirklich in Ordnung.«
      Ich stand auf und ging hinaus. Ich fand den Lichtschalter, der die alte Lagerhalle unten in gelbes, spärliches Licht tauchte. Im Hof war es jetzt stockdunkel, Wolken waren aufgezogen, der Wind kam in kurzen, heftigen Stößen, es würde Regen geben, vielleicht ein Gewitter. Es war sehr schwül.
      In der Durchfahrt zur Straße hin konnte ich buchstäblich die Hand nicht vor Augen sehen. Seine Stimme überraschte mich nicht im geringsten, und doch zuckte ich zusammen. »Guten Morgen, Sie Wühlratte.«
      »Ich weiß nicht, ob das ein Schimpfwort ist. Bitte Vorsicht, meine Brille ist neu. Und es macht auch keinen Unterschied, ich recherchiere sowieso weiter. Dann noch etwas, bevor Sie loslegen: Moni ist vollkommen unschuldig. Sie mußte glauben, daß ich schon alles weiß.«
      Er lachte, und es war Resignation darin. »Kommen Sie, wir gehen ein Stück. Sie haben übrigens dem Mann bei Axel im Treppenhaus das Schulterblatt gebrochen. Die Nase wahrscheinlich auch. Und der Zahnarzt wird an meinem deutschen Kollegen viel Geld verdienen.«
      »Das meiste hat er sich selbst besorgt. Bestellen Sie beste Genesung, aber schicken Sie keine Blumen. Wer hat den General umgebracht?«
      »Ich weiß es nicht. Was hat Moni Ihnen gesagt?«
      »Alles, oder alles, was sie weiß. Jetzt erwartet sie zitternd, daß ich eine wilde Geschichte schreibe.«
      »Und werden Sie das?« Er trug wieder den hellen Trenchcoat über den Jeans.
      »Im Moment nicht. Ich will den Mörder, dann schreibe ich in Ruhe, was zu schreiben ist. Wann kommen die Kinder des Generals?«
      »Die sind schon da. Aber sie waren es nicht, sie haben wasserdichte Alibis.«
      »Vielleicht haben sie einfach jemanden geschickt.«
      »Nein. Dazu sind diese Leute zu normal. Zugegeben, es ist eine ekelhafte Brut, aber kriminellen Instinkt haben die nicht, da müßte ich mich schon verdammt irren. Sagen Sie, Baumeister, können wir nicht ein Abkommen schließen?«
      »Sie? Mit mir? Dann muß es Ihnen aber schlecht gehen.«
      »Wir sehen tatsächlich nicht gut aus«, gab er widerwillig zu.
      »Es wird politischen Stunk geben, Köpfe werden rollen. Ihr Kopf auch?«
      »Ich weiß es nicht. Möglich. Axel hat den Fall jedenfalls schon an den BND abgeben müssen.«
      »Aber der BND macht doch bloß Auslandsaufklärung«, wandte ich ein.
      »Ausnahmefall. Die waren schon in Washington mit im Geschäft. Wie ist es nun mit dem Abkommen?«
      »Wie soll das aussehen?«
      »Ziemlich einfach: Wir beide tauschen total aus und suchen danach auch beide nach dem Mörder.«
      »Was ist schiefgegangen?«
      »Alles«, sagte er. »Als erkennbar wurde, welchen Weg der General geht, hängte sich der BND rein. Es kam zu einem wilden Gerangel mit dem MAD, der sich zuständig fühlte. Wir hielten uns im Hintergrund und beobachteten nur den General. Axel machte alles viel zu laut und grob. Jetzt kriege ich den Vorwurf gemacht, ich hätte schneller eingreifen müssen, obwohl ich das gar nicht konnte. Wie auch immer: Die Deutschen haben aufeinander eingeprügelt, und irgendeiner ging hin und erschoß den General. Ich will nur den Mörder liefern, nichts sonst.«
      »Es ist also auch eine persönliche Sache?«
      »O ja, ich habe einen guten Ruf zu verlieren, auch wenn Sie sich das nicht vorstellen können. Was ist? Machen Sie mit?«
      »Tut mir leid, nein. Keine Kumpanei mit Geheimdienstleuten.«
      »Dann kann ich nicht verhindern, daß die Bundesanwaltschaft Sie festnehmen wird.«
      »Immer zu!« murmelte ich.
      »Schade«, sagte er, drehte ab und ging in eine schmale Gasse.
      »Halt, verdammt noch mal!« rief ich ihm hinterher. »Sie schulden mir eine Brille.«
      »Schicken Sie uns die Rechnung in die Botschaft«, rief er.
      Dann war er im Dunkeln verschwunden.
      Es war 3.15 Uhr, es fing sanft und lau an zu regnen. Ich fragte mich, ob ich einen Fehler gemacht hatte, als

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