Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
in der Eifel. Bumsen wollte er nicht, jedenfalls zuerst nicht. .. Sag mal, was glaubst du denn, wo wir diesen Fehler gemacht haben?«
      Eine falsche Antwort konnte alles verderben. Ich entschied mich ohne langes Nachdenken für den direkten Weg.
      »Du mußt doch zugeben, daß ein toter General in diesem Fall gar nichts nutzt, oder?«
      »Das will ich meinen.«
      »Also: Wenn der Tod des Generals eigentlich jedem schadet, dann hat entweder einer den großen Durchdreher gehabt, oder aber es war einer, den wir gar nicht kennen. Vielleicht hat Carlo den General wirklich umgepustet. Aber dann ist jemand hingegangen und hat Carlo getötet. Mir paßt das alles nicht, wir müssen den Fehler finden, um die Sache wasserdicht zu machen. Leuchtet das ein?« Da war mehr als ein logischer Fehler, aber es klang eigentlich ganz rund.
      Sie sagte auch: »Klar doch«, gähnte und räkelte sich. »Ich schmeiß uns einen Kaffee an. Jonny hat mich übrigens immer nach Standard-Quickies bezahlt. Ein Schein pro fünfzehn Minuten, keine Quittung, auch nicht über Getränke. O. K.?«
      Ich verzog schmerzlich das Gesicht. Ich besaß noch sechshundert Mark, und die Redaktion in Hamburg zahlte zwar gut - aber erst bei Ablieferung. Ich legte ihr fünf Hunderter hin. »Das sind 75 Minuten, du Luxusgeschöpf. Falls es länger wird, mußt du es mir stunden.«
      »Washington ist mir für jede Summe gut«, meinte sie desinteressiert. »Also schön, wo fangen wir an?«
      »Fang beim ersten Kontakt an. Wir dürfen nichts vergessen.«
      Sie sah mich vorwurfsvoll an. »Bin ich denn 'ne Anfängerin? Das war im letzten Mai. Ich überprüfte gerade für Axel diesen lässigen Bundestagstypen von den Grünen. Ich hatte ihn sogar hier und sollte rauskriegen, ob er deckfest ist. Er saß da in dem Sessel, in dem du sitzt, und lächelte blöde. Er sagte, er hätte eine Frau zu Hause, die prima wäre im Bett, und er könnte mich gut leiden, aber mehr würde nicht sein. Eine Drahtbürste, der Typ. Axel und Jonny kamen zusammen her, und ich habe berichtet. Ich weiß, daß sie ihn auf einer anderen Linie dann doch gekriegt haben, und jetzt arbeitet er für Jonny. Nebenbei, natürlich. Na ja, der Jonny sagte bei der Gelegenheit, der General wäre jetzt reif für die Schlußbehandlung. Der General hätte angefangen, mit irgendwelchen Linken in der SPD zu schmusen. Das wäre saumäßig gefährlich, sagte Jonny.«
      »Sagte er auch, wer bei der SPD für den Kontakt zuständig war?«
      »Ja, später mal. Das lief über einen Typen namens Gittmann. Nur der General und Gittmann, keiner dazwischen. Sie fragten mich also, ob ich ein Kabel zum General legen könnte. Und sie fragten auch gleich, ob ich jemanden kenne, der das Kabel dann als V-Mann benutzen kann. Damals hatte ich gerade Carlo durch seine Mutter kennengelernt.«
      »Carlos Mutter?« fragte ich ungläubig.
      »Carlos Mutter. Sie war scharf drauf, daß ihr Sohn richtig bumsen lernt. Vielleicht wollte sie auch selbst so eine Art Weiterbildung bei mir machen. Carlo war gut zu steuern, weißt du? Diese Künstlertypen sind unheimlich neugierig auf die einfachsten Sachen, über die unsereiner gar nicht nachdenkt. Und außerdem sagte Jonny, der General hätte irgendwie was übrig für junge Männer. Schwul sei aber nicht bewiesen.«
      »Und was hat Carlo dir bezahlt?«
      »Nichts. Carlo zahlte rein gar nichts. Immer genau am Ersten des Monats bin ich in die Passage hinter Mechernichs Fleischerladen gegangen und habe meinen Scheck gekriegt. Ich habe mich unheimlich langsam an Carlo rangearbeitet, wenn du weißt, was ich meine. Nie bin ich dem plump an die Wäsche gegangen, das hätte bei dem nicht funktioniert, aber seine Mami hat immer voll bezahlt. Bloß sein Vater durfte nichts erfahren. Carlo war für uns ideal, weil wir ihn eigentlich nicht zu plazieren brauchten. Er war ja dauernd an Ort und Stelle, an dem alten Munilager fast neben dem Haus des Generals. Erst habe ich ihn heißgemacht auf die Alternativen, Friedensfreunde, Grünen. Ich hab' ihm einfach Sachen erzählt, die ja auch die Wahrheit sind: Daß mich die alle so rotzig behandeln wie eine Nutte vom Autostrich, Mensch vierter Klasse. Dann bin ich mit Carlo in die Eifel gefahren, auf seinem alten Motorrad. Ich war richtig glücklich im vorigen Sommer, weil ich keinen Ausfall hatte und bombig verdiente. Axel bezahlte mich, Jonny bezahlte mich, und Mami Mechernich bezahlte mich auch.«
      »Also in das

Weitere Kostenlose Bücher