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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich sein Angebot ablehnte. Aber ich wußte nur zu genau, daß Geheimdienstler immer versuchen, ein Süppchen zu kochen, dessen Zutaten man nie erfährt, das man aber todsicher auslöffeln muß. Und der CIA-Mann, der friedlich mit einem Journalisten zusammenarbeitet, muß erst noch geboren werden.
      Godesberg hat tagsüber den Charme eines nicht ganz erwachsenen Mädchens, aber nachts und bei Regen ist es zum Fürchten. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, mich von einem Taxi in die Eifel transportieren zu lassen, aber dann fiel mir meine finanzielle Lage ein. Also suchte ich eine Telefonzelle und rief Horst Böhmert an. »Erschlagen Sie mich nicht, aber können Sie mich in Godesberg einsammeln?«
      »Wann?«
      »Jetzt.«
      »Was kriege ich dafür?«
      »Die Geschichte, oder den größten Teil der Geschichte. Aber ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß mich die Bundesanwaltschaft sucht, angeblich jedenfalls.«
      »Nicht angeblich. Das weiß ich sicher.«
      »Was ist? Kommen Sie?«
      Ich beschrieb es ihm, und er sagte, er werde Gas geben. Um Punkt 4.10 Uhr war er an Ort und Stelle. Der neue Tag zeigte sich schon, auf meiner Telefonzelle mitten in Godesberg begrüßte ein Hänflingspaar schwatzend die Sonne.
      »Wenn mich jemand mit Ihnen sieht, bin ich meine Karriere los«, sagte er.
      »Ganz im Ernst: Reizt Sie das nicht?«
      Er grinste, blinzelte mich an und steckte sich eine Zigarette an. »Wohin?«
      »Nach Hause.«
      »Geht nicht. Da sind die lieben Kollegen.«
      »In die Nähe, nur in die Nähe.« Ich gähnte.
      Er lachte. »Lassen Sie sich doch ein paar Tage zum Ausschlafen einsperren.«
      »Erst will ich den Mörder.«
      »Glauben Sie im Ernst, daß Sie ihn finden?«
      »Ob Sie es glauben oder nicht: Wenn ich weiter recherchiere, werde ich zwangsläufig auf ihn stoßen.« Dann berichtete ich, was ich bislang in Erfahrung gebracht hatte, während er mit Höchstgeschwindigkeit durch das sonnendurchflutete Ahrtal brauste.
      »Das heißt doch eigentlich, daß wir den Bereich der Geheimdienste fast vergessen können. Die haben nur Wirbel gemacht, sonst nichts.«
      »Bleibt die SPD«, sagte ich. »Aber viel wissen werden die auch nicht. Ich brauche den, dem der General mit seinen Friedensideen wirklich schaden konnte.«
      Ich holte mir das Gepäck, das Germaine brav hinter dem Basaltbrocken versteckt hatte.
      »Heh«, lachte Böhmert. »Wollen Sie Robin Hood spielen? Wohin jetzt?«
      »Ins Munitionslager. Zelten.«
     
     

* Elftes Kapitel
     
    Hinter dem letzten Munitionsschuppen war ein freier Platz mit einem alten Hubschrauberlandezeichen. Weiden und Birken waren hochgewachsen, es war heiß und still. Ich stellte das Zelt im Schatten einer Birke auf, ich wollte nichts als schlafen, ausruhen, nachdenken. Aber der Schlaf wollte nicht kommen, und ich ertappte mich dabei, wie ich hektisch immer dieselben Gedankenkreise verfolgte. Ich dachte darüber nach, ob ich irgend etwas übersehen hatte. Etwas mußte ich übersehen haben, aber ich fand nicht heraus, was es sein konnte. Als ich um zehn Uhr noch immer nicht schlief, lief ich hinunter an einen kleinen Bach, rieb mich mit kaltem Wasser ab und schlief kurz danach ein. Kneipp hatte doch recht: Wasser ist wundertätig. Ich wollte nicht wach werden, ich wollte schöne Träume haben. Irgendwo war eine Glockenunke zu hören, weit weg rief ein Kuckuck, dann kam eine Nachtigall hoch. Sie sang jubilierend, und ich zählte fünfzehn Strophen, ohne daß sie sich wiederholte. Plötzlich war Krümel im Zelt und scharwenzelte um mich herum, als habe sie mich Monate nicht gesehen.
      »Schöne! Bist du verrückt?« Ich hatte eine Sekunde lang die Vorstellung, meine Katze habe sich allein auf den Weg gemacht, rund dreißig Kilometer, und mich natürlich gefunden. Dann meinte Germaine trocken: »Du könntest ruhig guten Tag sagen.«
      Ich rührte mich nicht. »Wie kommst du denn hierher? Hat Böhmert mich verraten?«
      »Natürlich nicht. Als ich dir das Zelt einpacken sollte, wußte ich, daß du hier sein würdest. Du hast übrigens neue Reifen auf deinem Auto.«
      Ich kroch hinaus in die Sonne, es war sechzehn Uhr. Sie hockte da auf einem Stein und sah hübsch und etwas kläglich aus.
      »Was ist dir über die Leber gelaufen?«
      »Seepferdchen ist über meine Leber gelaufen. Nicht gelaufen, gelatscht. Sie hat nicht den Mumm gehabt, dir zu sagen, daß der General vor ein paar

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