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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Munitionslager.«
      »Richtig. Carlo malte mich da. Langsam habe ich dann das Kabel zum General gelegt. Wir sind viel rumgestreift, und eigentlich war es unmöglich, den General da nicht zu treffen, weil der ständig mit dem kleinen Suzuki unterwegs ist... unterwegs war, muß man ja jetzt sagen. War nicht schwer. Wir kamen ins Gespräch, und ich stellte fest: Der General ist ein Daddy-Typ, keiner, der mit einer wie mir rummachen will. Eigentlich vielleicht sogar ein ganz cooler Typ. Na, egal, Carlo war also am General dran, das Kabel lag. Jetzt mußte Carlo immer schön langsam gedrillt werden, genau nach dem Punkteplan von Jonny...«
      »Moment, Moment, du machst das gut, aber du darfst keine Einzelheit vergessen. Wie sahen die Punkte aus, hast du sie noch drauf?«
      »Auswendig, na klar. Das war im August, ich habe Carlo gesagt, ich hätte drei Wochen Urlaub. Ich kümmerte mich nur um Carlo, weil Jonny und Axel Dringlichkeitsstufe eins angesagt hatten. Wenn Carlo den General besser kennenlernte, mußte er sein festes Bild vom General im Kopf haben, damit der ihn nicht umdrehte, klar?«
      Ich nickte.
      »Gut. Punkt eins war, daß ich Carlo sagte, der General habe seinen Minister beschissen. Er hätte das Wissen der NATO mißbraucht, um ein Gutachten zu schreiben, das den Verteidigungsminister und die NATO in Brüssel blamiert. Punkt zwei: Der General hat zuerst die reiche amerikanische Erbin geheiratet, um die Millionen vom Schwiegervater einzusacken, und anschließend, als alles ihm gehörte, die Scheidung eingereicht. Punkt drei: Der General hat das Gutachten nur geschrieben, um sich an die SPD heranschmeißen zu können. Punkt vier: Der General hat sich das Eifelhaus nur leisten können, weil die SPD den ganzen Sums heimlich finanziert hat. Punkt fünf: Er arbeitet jetzt mit diesem Gittmann zusammen an einem neuen Plan, die NATO lächerlich zu machen. Punkt sechs: Ständig wiederholen, was für ein schräger Vogel mit linken Methoden er ist. Punkt sieben: Carlo muß unbedingt rauskriegen, wo der General das neue Material für die SPD hat. Punkt acht: Carlo muß unbedingt herausfinden, wo der General ein anderes Gutachten zum selben Thema versteckt hält, das in Washington geklaut wurde. Punkt neun: Enges Zusammenleben mit dem General erreichen und, was das beste wäre, darauf eingehen, falls er intime Beziehungen wünscht.«
      »Moment mal, nach unseren Erkenntnissen war der General doch nicht schwul!«
      »Das macht doch nichts, Mann. Carlo sollte es eben versuchen. Jonny sagte immer, das wäre angewandte Psychologie, und vielleicht würde der General ja auf den Geschmack kommen. Diese ganze Chose war für Carlo jedenfalls aufregend. Er fand das echt geil. Und dann passierte was, womit wir nicht gerechnet hatten. Der ganze Plan drohte schiefzulaufen.«
      »Was war das?«
      »Carlo verliebte sich richtig in mich«, sagte sie tonlos.
      »Das ist aber doch nicht schlecht fürs Gewerbe, oder?« murmelte ich und tat desinteressiert.
      »Ach Mann«, seufzte sie, »es wäre ja auch alles gut gewesen, wenn ich selbst nicht plötzlich Probleme gekriegt hätte.«
      »Das verstehe ich nicht.«
      »Bist du blind? Ich hab' mich eben auch verknallt!« sagte sie heftig.
      Ich brummte >heilige Scheiße!< oder irgendwas in der Art, und sie nickte, ganz in ihre traurigen Gedanken versunken.
      »Das tut weh, nicht wahr?« fragte ich. Vorsicht, ich durfte jetzt nicht aus der Rolle fallen.
      »O Mann, ja.« Das war ein klägliches Gemurmel. »Ich habe das wirklich nicht gewollt, und ich habe zum lieben Gott gebetet, daß er mir einen harten Macker schickt, damit der mich aus der Scheiße holt. Ich habe immer gedacht: Wenn du dreißig bist, kannst du es vielleicht mal passieren lassen, aber vorher nicht, und...«
      »Hast du Jonny erzählt, daß du dich in Carlo verliebt hast?«
      »Nicht direkt, aber er hat es gemerkt und gesagt, das macht nichts.«
      »Laß uns ganz eng an der Sache bleiben«, sagte ich ganz behutsam. »Du hast den Carlo also heiß auf den General gemacht, und dann hattest du Angst, daß du ihn zu heiß gemacht hast. Also: Entweder schläft er mit dem General, was unwahrscheinlich war, oder er legt ihn um. Stimmt das so?«
      Sie nickte und fror plötzlich. Sie zog sich einen langen Pullover über, etwas schillernd Pinkfarbenes.
      »Ich glaube, ich kann dich beruhigen. Carlo hat den General nicht erschossen, es sei denn, er hatte ein Gewehr, das er

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