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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hätte. »Ein bißchen, nur ein bißchen.«
      »Wir wollen jetzt alles wissen«, sagte ich.
      Er setzte sich und goß uns Kaffee ein. »Ich will nicht unhöflich sein, aber das geht nicht. Es ist eine Projektarbeit in einem höchst sicherheitsempfindlichen Bereich.«
      »Ich glaube, Sie werden Ihre Meinung ändern müssen!« sagte ich wütend. Ich legte ihm das Foto des vollkommen zerschossenen Generals auf den Tisch und dazu die Fotos vom alten Mattes und von Carlo.
      »Ist das... Haben Sie das retuschiert?« fragte er kläglich.
      »Keine Retusche. Sehr viel richtiges Blut. Sie sind, ohne es zu wissen, eine Schlüsselfigur. Das heißt, die letzte Figur, die noch am Leben ist. Und das wird sich ändern, wenn der Mörder das begreift.«
      »Dann möchte ich unter allen Umständen erst meinen Vorsitzenden fragen«, flüsterte er.
      »Dazu haben wir aber keine Zeit«, sagte ich. »Was haben Sie dem MAD berichtet?«
      »Davon wissen Sie?«
      Ich legte Axels Fotos zu den anderen. »Dieser Mann war das.«
      »Ja, ja. Er hat mir gesagt, der General sei vermutlich irrtümlich von einem Irren erschossen worden. Aber ich kann doch nicht preisgeben...«
      »Was haben Sie den Geheimdienstfritzen erklärt? Beeilung, Herr Gittmann, wir haben wirklich keine Zeit, und möglicherweise gibt es neue Leichen.«
      »Glauben Sie das.. . Du lieber Himmel, in was bin ich da bloß reingerasselt?« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Also, ich habe den Herren erklärt, daß ich zusammen mit General Ravenstein eine neue Verteidigungspolitik entwickelt habe. Im Zeichen von Perestroika und Glasnost, mehr nicht.«
      »Keine Einzelheiten?«
      »O nein. Das geht diese Herren nun wirklich nichts an.«
      »Sie haben also die Knüller verschwiegen, nicht wahr?«
      »Wieso, Herr. .. Verzeihung, ich habe den Namen nicht verstanden, Verzeihung . ..«
      »Siggi Baumeister.«
      »Sind Sie der .. .?«
      »Der bin ich. Die Knüller haben Sie verschwiegen, nicht wahr?«
      »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte Germaine laut. »Wieso redest du von Knüllern?«
      »Es gibt so eine Art Bonner Rezept«, sagte ich. »Jemand wie der General kriegt Krach mit seinem Dienstherrn und scheidet aus dem Amt. Die Opposition tritt an ihn heran und ermuntert ihn, seine Studien fortzusetzen. Gittmann hier ist der Verbindungsmann zur Parteispitze. Sie entwickeln einen echten Knüller: Das heißt, der General sollte mit einer vollkommen neuen Verteidigungspolitik kommen. Geben Sie das wenigstens zu, Gittmann?«
      »Ich gebe es zu!« sagte er theatralisch. »Aber Sie dürfen mich nicht verraten und nicht zitieren. Das wäre mein politisches Ende.«
      »Wann sollte der Plan veröffentlicht werden?«
      »Nach den Sommerferien. Ganz groß.«
      »Anschließend wollte er mit Carlo ins Tessin«, murmelte Germaine.
      »Wie bitte?« fragte Gittmann.
      »Das war privat«, sagte ich. »Nach den Sommerferien und vor den Kommunalwahlen?«
      »Das auch. Wir haben die Antwort auf Gorbatschow gefunden.« Er schien trotz aller Aufregung sehr stolz.
      »Mein Gott, Gittmann, ich habe keine Zeit. Ich kenne zwei Eckpunkte, die dieser Plan umfassen sollte, und Sie brauchen nur zu nicken. Der eine Eckpunkt ist Berlin, der andere Schleswig-Holstein. O. K. so?«
      »Woher wissen Sie das eigentlich? Das weiß nicht mal mein Vorsitzender.«
      »Was soll in Berlin und Schleswig-Holstein stattfinden?«
      Er begriff meine Hilflosigkeit und schloß selig lächelnd die Augen. »Das wissen Sie natürlich nicht, Herr Baumeister. Woher denn auch? Sie sind doch ein schlauer Fuchs, dann überlegen Sie mal!«
      Ich wollte zu brüllen beginnen, aber Germaine sagte schnell: »Gittmann, Sie begreifen immer noch nicht. Es geht nicht um Sensationen. Da rennt einer mit einem Gewehr rum und erschießt Leute. Sehen Sie sich die Fotos an, verdammt noch mal!«
      Er tat es, er tat es lange und schweigsam. »Wieso wird ein Mann erschossen, der an die Notwendigkeit des Friedens glaubt?«
      »Es ist pervers«, sagte ich. »Was war als nächstes vorgesehen?«
      »Wir wollten den Plan dem Vorstand vortragen. Dann wollten wir eine interne Diskussion machen...«
      »Wen haben Sie dazu eingeladen? Und für wann?«
      »Wir wollten die Diskussion am Vorabend der Veröffentlichung machen. Ganz groß mit Presse und so. Einige Herren der NATO, einige aus dem Verteidigungsministerium, unsere Bundestagsfraktion, einige

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