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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Und jemand, der so brutal vorgeht, kann sich des Interesses der Öffentlichkeit sicher sein.«
      »Ich könnte Sie verhaften lassen.«
      »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte ich verächtlich und wollte mich abwenden.
      Da drehte er durch. Er riß einen Feuerlöscher von der Betonwand und brüllte: »Sie sind ein mieses Schwein!« Er hatte offensichtlich Erfahrung mit diesen Geräten. Er hielt den lächerlich kurzen Schlauch gegen mich gerichtet, schlug den Kopf des Gerätes blitzschnell auf den Boden, und der weiße Schaum kam wie ein Vorhang auf mich zu. Ich sprang zur Seite. Sein brutales Gesicht jagte mir Angst ein. Die Oberlippe gab die Zähne frei, die Wirkung war die einer erschreckenden Fratze. Ich drehte mich herum, um wegzulaufen, aber er warf sich auf mich und riß mich zu Boden. Das Feuerlöschgerät schepperte irgendwo rechts von mir über den Beton.
      »Sie Schwein!« sagte er zischend. Dann schlug er mir gegen den Kopf und drückte mich auf den Garagenboden. Er hatte irgendeine Stelle in meinem Nacken erwischt, die furchtbar schmerzte. Ich schrie auf und wälzte mich herum, kam frei und sah seitwärts von mir sein vollkommen verzerrtes Gesicht. Ich war auf eine eiskalte Art wütend. Ich zog beide Beine an, trat zu, und zu meiner Überraschung traf ich ihn voll - er sackte zusammen und blieb liegen. Offensichtlich war das neuerdings meine Spezialität - Baumeisters Pazifistentritt.
      Ich rannte die Auffahrt hinauf. Germaine saß am Steuer und startete sofort.
      »Hast du dir was gebrochen?«
      »Nein. Ich habe nur die Nase davon voll, von neurotischen Staats-Sadisten als Punchingball benutzt zu werden.«
      »Du hast Blut an der Nase.«
      »Man kriegt eben nichts umsonst.«
      Eine Stunde später erreichten wir das Munitionsdepot, und ich parkte den Wagen einen Kilometer entfernt in einem Rudel anderer Autos.
      »Geht es wieder? Ich muß dringend Seepferdchen anrufen. Wir haben auch nichts zu essen.«
      »Gut. Fahr nach Adenau, erledige das und komm dann zum Zelt. Und parke weit genug entfernt.«
      »Adieu, mein Robin Hood, und grüß mir den Wald von Sherwood!«
      Ich wanderte bergauf, mied die Wege, ging quer durch den Wald, hockte mich schließlich an einen Weißtannenstamm und dachte über diesen Ulf Decker nach, der ausgerastet war, weil jemand entdeckt hatte, was er tatsächlich trieb. Ich beobachtete Heuschrecken im Gras, bis Germaine kam.
      »Es gibt Kartoffelsalat mit Hähnchen. Das Geschirr ist aus Plastik, aber ich habe eine Thermoskanne voll heißem Kaffee.«
      Wir hockten uns in den Schatten einer Pfeifenweide, die glatt und kompromißlos durch den Beton des alten Hubschrauberlandeplatzes gebrochen war, aßen und schauten über das Land.
      »Siehst du ein Ende?« fragte sie.
      »Gute Frage. Nein, ich sehe es noch nicht, aber ich rieche es. Die Geschichte wird immer schneller und hektischer, und aus der Erfahrung weiß ich, daß wir vielleicht schon sehr bald zusammenzucken, weil wir einen Mörder entdecken.«
      »Ist das immer so?«
      »Ja, irgendwie- ist es immer so. Und irgendwie hat man immer Angst davor.«
      »Warum lebst du eigentlich so abgelegen?«
      »Weil ich es mag. Städte und die Menschen, die darin verkümmern, mag ich nicht.«
      »Aber sie verkümmern doch gar nicht. Sie sind fröhlich und arbeiten. Und sie haben keine Chance, hier zu leben.«
      »Aber sie machen Karriere und vergessen darüber die wichtigen Dinge.«
      »Bist du verbittert?«
      »Nein. Überhaupt nicht. Ich will nur die Jahreszeiten spüren. Jetzt iß dein Hähnchen, sonst wird es kalt.«
      »Wir kriegen Besuch«, sagte sie. »Sollen wir abhauen?«
      Da kam der schöne John Lennon um die Ecke eines Munitionsschuppens, hatte Moni an der Hand und grinste uns an.
      »Wie haben Sie uns gefunden?« fragte ich.
      »Sie werden gesucht, also verkrümeln Sie sich hier hin. Wo sonst?« sagte er achselzuckend.
      Er hockte sich auf den Boden, und dabei sah ich, daß er zwei Waffen im Gürtel trug. Beide rechts.
      »Jagen Sie mich?«
      Er lachte und schüttelte den Kopf. »Keine Amtshilfe für Neurotiker. Moni und ich wollen nur mit Ihnen schwätzen.«
      »Worüber denn?« fragte Germaine angriffslustig. Sie mochte Moni sichtlich nicht.
      »Na ja, über den General und so«, sagte Moni. »Wer ihn umgelegt hat. Das muß ja ein Irrer gewesen sein.«
      »Warum hast du mir verschwiegen, daß Carlo mit dem General in

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