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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Politiker aus Berlin und Schleswig-Holstein.«
      »Wissen Sie, um was es gehen sollte?«
      »Nur andeutungsweise.«
      »Die Liste. Ich brauche die Liste der Eingeladenen.«
      »Die habe ich im Büro, nicht hier.«
      »Waren auch die Gegner eines solchen Plans eingeladen?«
      »Sicherlich. Der Plan zu der Diskussion stammt doch von einem Gegner.« Er grinste. »Vor sechs Monaten rief mich Tutting an und sagte, er würde unheimlich gern mit Ravenstein über diese neue Politik reden. Öffentlich. Sie müssen wissen: Tutting ist ein Bauunternehmer aus Schleswig-Holstein, ein unheimlich scharfer, konservativer Hund, aber irgendwo auch ganz interessant.«
      Tutting - den Namen hatte ich doch schon einmal gehört? Ach ja, der ominöse Förderer von Schwärzel und Konsorten. Was hatte der denn auf einmal so direkt mit dieser schmutzigen Geschichte zu tun? Das mußte ich unbedingt feststellen. Ich bohrte sofort nach:
      »Dieser Tutting ist aber doch gar kein Abgeordneter. Wie gehört der in diese Sache rein?«
      »Nein, nein, er...« Gittmann hatte zuviel gesagt, er wurde rot und zischte wütend: »Verdammt noch mal! Nun lassen Sie mich doch endlich in Ruhe!«
      »Gittmann! Lassen Sie es raus! Oder soll ich Tutting direkt anrufen?«
      Er schwieg eine Weile. Dann resignierte er. »Der Plan hat zwei Hauptstufen. Erstens: Berlin wird internationale Stadt ohne Militär. Zweitens: Sämtliche Selbstzerstörungsanlagen in ganz Schleswig-Holstein werden sofort und einseitig abgebaut.«
     
     

* Zwölftes Kapitel
     
    Im Wagen fragte Germaine ganz aufgeregt: »Du willst wieder nach Berlin, nicht wahr?«
      »Nicht die Spur. Ich will zu den glücklichen Kühen nach Schleswig-Holstein, ich will zu Trude Schott.«
      »Wer, bitte, ist Trude Schott?«
      »Trude Schott war einmal Bundestagsabgeordnete der Grünen. Eine mit einer haltlos mutigen Schnauze. Soweit ich mich erinnere, hat sie unseren verehrten Bundeskanzler einmal eine so dicke Kartoffel genannt, daß schon ein verdammt dummer Bauer dahinterstehen müsse. Sie ist die europäische Kanaldeckel-Spezialistin Nummer eins.«
      »Du willst mich auf den Arm nehmen.«
      »Keinesfalls. Ab nach Norden.«
      »Ich habe keine Klamotten, ich habe keine Zahnbürste, ich habe keinen Kamm, ich fühle mich schmutzig. Wenn du auftankst, erinnere mich daran, daß ich Seepferdchen anrufe. Sie macht sich sonst Sorgen. Sie weiß zwar, daß wir Chaoten sind, aber sie weiß nicht, wie große.«
      Wir fuhren also schnurstracks und immer am Limit nach Norden, irgendwo zwischen Tecklenburg und Münster schlief Germaine ein. Ab Bremen durfte ich schlafen, und als sie mich weckte, teilte sie mit: »Wir sind jetzt irgendwo ostwärts von Hamburg, und ich weiß nicht wohin.«
      »Trude Schott wohnt in Groß-Pampau.«
      »Wo ist das?«
      »Das weiß ich nicht.«
      »Na, prima. Könnten wir uns vielleicht eine Straßenkarte leisten? Und eine Badewanne? Du solltest dich auch mal rasieren.«
      Wir verließen die Autobahn an der Ausfahrt Schwarzenbek, bezogen ein Hotel, machten uns frisch, aßen viel zu fett und hockten uns dann mit Völlegefühlen erneut in den Wagen.
      Trude Schott war zu Hause. Sie sah mich, und sie erklärte fröhlich: »Immer, wenn dieser Typ kommt, wird es unheimlich. Baumeister, laß dich knutschen.« Sie knutschte mich, sie knutschte Germaine und führte uns dann hinter ihr altes Bauernhaus. Sie sagte: »Meine Katzen und ich heißen euch willkommen!«
      Es mußten so um die dreißig sein, was sogar mich als Katzenfreund etwas nervös machte.
      »Was wollt ihr in dem Land zwischen den Meeren?«
      Sie war ein Rebell, das war an ihren Augen zu sehen. Es waren große graue Augen. Ihre Haare waren sicher seit zehn Jahren keinem Friseur mehr untergekommen, sie waren wild und lang und ungebärdig und voller grauer Strähnen. Ihre Pullover hatten sich nicht geändert, sie sahen immer noch so aus, als habe ein blinder Pfarrer sie gestrickt. Aber wenn sie ging, war sie ein Weib, und die unförmigen Wollsäcke paßten sich an. Sie hockte da vollkommen entspannt auf ihrem Stuhl und wartete darauf, daß ich ihr erzählte, was der Grund für unseren Überfall war.
      »Ich komme mit drei Leichen und einem Kummer«, sagte ich.
      »O Mann«, sagte sie, und es klang wie der Anfang zu einem Blues. »Wer?«
      »Otmar Ravenstein, der einzige General, den du je mochtest.«
      Sie atmete tief durch. Dann straffte sich ihre

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