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Der General und das Mädchen

Der General und das Mädchen

Titel: Der General und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Schleswig-Holstein und Berlin war?« fragte 'ich.
      »Ich habe es vergessen«, sagte Moni. »Es war einfach zuviel los.«
      »Was wollte er da?«
      Lennon räusperte sich. »Der General war eine höchst praktische Taube. Er entdeckte, daß ganz Schleswig-Holstein bei einem Kriegsbeginn in die Luft gejagt wird. Er hat sich die entsprechenden Anlagen angesehen.«
      »Zu Recht«, murmelte ich.
      »Was haben Sie denn jetzt vor?« Lennon wechselte das Thema.
      »Wir wissen es nicht. Wir warten hier, bis sich die Aufregung gelegt hat.«
      »Ich mache meinen Vorschlag noch einmal.« Er zündete sich eine Senior Service an. »Kooperation.«
      »Komm schon, Siggi! Macht es doch zusammen!« drängte Moni.
      »Kommt nicht in Frage«, sagte ich. »Dann bin ich am Ende der Gelackmeierte.«
      »Jonny bescheißt nie!« sagte sie.
      »Na sicher«, meinte ich. »Und CIA heißt eigentlich Christliche Initiative Amerikas.«
      »Was macht ihr, wenn am Ende ein Mann mit einer Maschinenpistole steht?« fragte Lennon hinterhältig.
      »Augen zu und durch«, sagte ich, weil mir nichts Intelligentes einfiel.
      »Jonny fürchtet wirklich, daß es schlimm wird«, steuerte Moni bei.
      »Ich mache es allein«, beharrte ich. »Ich kann sowieso nicht im Team arbeiten.«
      »Heilige Scheiße, seid ihr vielleicht abgefuckt!« sagte Moni böse. Sie spuckte verächtlich auf den Boden. Dann stand sie auf, weil auch Lennon aufgestanden war, und sie gingen wortlos davon.
      Ich hatte ein dummes Gefühl, als ich hinter ihnen hersah, aber es ist nun einmal so: Wenn du dich in meinem Beruf auf andere verläßt, bist du verlassen.
      Wir stellten das Zelt einige Meter zu einem steilen Abhang hin und drehten es so, daß der Zelteingang in das Depot hineinwies. Dann hockten wir uns davor und sprachen Belangloses, ehe wir um elf Uhr in unsere Behausung krochen und den Reißverschluß zuzogen. Mir war ganz stark Germaines Nähe bewußt, ihre Attraktivität, aber ich wollte nicht mit ihr schlafen - sie war so wenig mit sich im Reinen, das alles völlig falsch gewesen wäre.
      Irgendwann hörte ich Germaine sehr ruhig und gleichmäßig atmen. Ich hielt Ausschau nach unseren Bewachern und entdeckte Moni, wie sie uns aus einhundertfünfzig Metern schamlos mit einem Fernglas beobachtete. Ich winkte ihr zu, sie winkte zurück. Ich wurde pünktlich um kurz vor fünf wach. Wir zogen uns schweigend an, und dann schnitt ich mit dem Taschenmesser die Rückwand meines Zeltes auf. Wir glitten zu dem steilen Abhang und rutschten ihn hinunter.
      »Das ist aber ekelhaft, so ungewaschen und ohne Zähneputzen«, beschwerte sie sich.
      »Sei still und leide.«
      Wir liefen zum Wagen und fuhren los. Niemand zeigte Interesse. Wir fuhren das Ahrtal flußab, bogen nach Liers und Obliers ab und stellten uns in einen Waldweg. Germaine kaufte ein paar Brötchen und ein Stück Käse. Dazu gab es Sprudel. Dann machten wir uns auf den Weg zu dem Politiker namens Gittmann in St. Augustin.
      Offensichtlich hatte er den Rest seiner Familie entfernt, denn er sagte hektisch-freundlich: »Immer hinein mit Ihnen, wir sind allein.« Er war ein kleiner, stabiler Mann mit einem freundlichen Gesicht unter Wuschelhaaren. Er mochte vierzig Jahre alt sein, und er wirkte wie jemand, der die Einsteinsche Formel in zwanzig Minuten erklären kann, aber nicht in der Lage ist, einen Nagel in die Wand zu schlagen. Vielleicht konnte er auch beides nicht.
      »Ich heiße Baumeister«, sagte ich. »Ich bin Journalist.«
      »Immer hinein in die gute Stube. Ist es recht? Ich habe uns einen Kaffee gekocht.«
      »Und wie uns das recht ist«, meinte Germaine seufzend.
      Während er Tassen, Milch, Zucker und eine Kanne besorgte, erklärte er: »Ich habe meine Frau mit den Kindern zum Einkaufen geschickt. Es ist ja wohl ein etwas heißes Eisen, was wir zu besprechen haben.«
      »Was hat man Ihnen gesagt? Hat der General sich versehentlich mit seinem Gewehr getötet?«
      »Das wollte man mir nahelegen«, gab er zu. »Aber da ich weiß, daß er gar kein Gewehr besaß, hat man mir die Wahrheit sagen müssen. In etwa jedenfalls, vermute ich.«
      »Wer ist man?« fragte Germaine.
      »Die Herren mit der geheimen Tätigkeit«, sagte er verwirrt. »Die wollten wissen, was ich mit dem General zu tun hatte.«
      »Und? Haben Sie es gesagt?« fragte ich.
      Er sah mich an und lächelte so, daß ein Studienrat das als schelmisch bezeichnet

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