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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ein kräftig gebauter, weißhaariger und ruhiger Mann, dem äußerlich nichts von den Charaktereigenschaften anzusehen war, die ihm Galt zugeschrieben hatte.
    „Nun, was halten Sie von ihm?“ murmelte Galt, als sie Blaine und seine Frau hinter sich zurückließen, um auch mit den anderen Gästen einige Worte zu wechseln.
    „Er ist beeindruckend“, sagte Donal. „Aber ich glaube kaum, daß sich jemand vor ihm fürchten muß.“ Er lächelte, als Galt die Augenbrauen hob. „Er scheint mir zu sehr in seinem eigenen Standpunkt gefangen zu sein. Dadurch werden seine Handlungen vorhersehbar.“
    „Im Gegensatz zu denen von William?“ fragte Galt mit gesenkter Stimme.
    „Im Gegensatz zu denen von William“, stimmte Donal zu. „Seine sind es nicht – oder nicht so sehr.“
    Während dieser kurzen Unterhaltung hatten sie sich William genähert. Er saß auf der gegenüberliegenden Seite des Salons und sprach mit einer schlanken, zierlichen Frau, die ihnen den Rücken zukehrte. Als Galt und Donal herankamen, blickte er an ihr vorbei und erkannte sie.
    „Ah, der Marschall!“ sagte er und lächelte. „Protektor!“ Die Frau drehte sich um, und Donal begegnete plötzlich dem Blick Aneas.
    Wenn die letzten fünf Jahre sein äußeres Erscheinungsbild verändert hatten, so war das bei Anea noch in einem weitaus stärkeren Maße der Fall. Sie war nun Anfang Zwanzig und hatte die letzten Überbleibsel einer verzögerten Pubertät abgestreift. Jetzt hatte sich diese ungewöhnliche und seltene Schönheit zu entfalten begonnen, die mit den Jahren und zunehmender Erfahrung immer deutlicher hervortreten und die sie nie wieder verlieren würde, selbst im hohen Alter nicht.
    Sie war nun reifer, fraulicher und ausgeglichener im Vergleich zum letztenmal, als Donal sie gesehen hatte. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und ihre grünen Augen blickten in die von Donal, deren Farbe unbestimmbar war.
    „Es freut mich, Sie wiederzusehen“, sagte Donal und neigte den Kopf.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Auch ihre Stimme war, wie alles an ihr, reifer geworden. Donal sah an ihr vorbei und nickte William zu. „Fürst!“ sagte er.
    William erhob sich und schüttelte sowohl ihm als auch Galt die Hand.
    „Es ist mir eine Ehre, Sie bei uns zu haben, Protektor“, sagte er freundlich zu Donal. „Soweit ich weiß, schlägt der Marschall Sie als Delegierten vor. Auf meine Stimme können Sie zählen.“
    „Das ist nett von Ihnen“, antwortete Donal.
    „Oh, ich tue mir damit selbst einen Gefallen“, sagte William. „Ich habe etwas übrig für aufgeschlossene Leute am Konferenztisch, und junge Leute – ohne Sie kränken zu wollen, Hendrik – sind für gewöhnlich recht aufgeschlossen.“
    „Ich behaupte nicht, etwas anderes zu sein als ein Soldat“, brummte Galt.
    „Und genau das macht Sie bei Verhandlungen gefährlich“, sagte William. „Politiker und Geschäftsleute sind in ihrem Umgang immer vertrauter mit demjenigen, von dem sie wissen, daß er nicht meint, was er sagt. Ehrliche Männer waren für uns Heckenschützen schon immer wie ein Fluch.“
    „Wirklich schade“, warf Anea ein, „daß es nicht noch mehr ehrliche Männer gibt, um alle Heckenschützen zu bannen.“ Sie sah Donal an.
    William lachte.
    „Die Auserlesene von Kultis ist kaum dazu in der Lage, nicht auf uns verschlagene und hinterhältige Menschen herabzusehen und uns als primitiv zu erachten, nicht wahr, Anea?“ sagte er.
    „Sie können mich jederzeit nach den Exotischen Welten zurückverfrachten, wenn Sie meiner Gesellschaft überdrüssig werden“, entgegnete sie.
    „Nein, nein.“ William schüttelte belustigt den Kopf. „Als die Art von Mann, die ich bin, kann ich nur überleben, wenn ich mich mit aufrechten und tugendhaften Menschen wie Ihnen umgebe. Ich bin gefangen in den harten Realitäten der Welt – es ist mein Leben, und ich möchte es auch gar nicht gegen ein anderes eintauschen. Aber um mich zu erholen, zu einer geistigen Entspannung, werfe ich dann und wann gern einen Blick über die Mauer eines Klosters, wo eine verwelkende Rose die größte Tragödie darstellt.“
    „Man sollte Rosen nicht unterschätzen“, sagte Donal. „Es sind schon Menschen wegen eines Farbunterschieds ihrer Blüten gestorben.“
    „Ach, kommen Sie“, meinte William und wandte sich ihm zu. „Sie meinen die Rosenkriege {3} im alten England, nicht wahr? Daß diese Bemerkung von Ihnen kommt, Donal, erstaunt mich. Diese

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