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Der General von Dorsai

Der General von Dorsai

Titel: Der General von Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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antwortete er.
    Sie hatte weitersprechen wollen und achtete deshalb zunächst kaum auf seine Worte, wartete nur auf das Ende seiner Erwiderung. Dann versteifte sie sich plötzlich und starrte ihn mit sich weitenden Augen an.
    „Oh“, brachte sie gepreßt hervor. „Versuchen Sie doch nicht, mir so etwas zu erzählen.“
    „Ich weiß eigentlich nicht, warum ich Ihnen überhaupt irgend etwas zu erzählen versuche“, entgegnete er, plötzlich sehr verbittert. Und damit ging er fort und ließ sie einfach stehen.
    Er verließ die Cocktail-Party auf direktem Weg und kehrte in sein Apartment zurück, wo er sich so in Arbeit vergrub, daß er bis in die frühen Morgenstunden an seinem Schreibtisch saß. Schließlich ging er zu Bett, aber er schlief nicht gut, selbst nach diesem langen und anstrengenden Tag nicht. Er führte es auf eine sich erst jetzt bemerkbar machende Nebenwirkung der Drinks bei der Cocktail-Party zurück.
    Seine Gedanken wären dieser Erklärung ohne weiteres auf den Grund gegangen – aber das ließ er nicht zu.

 
Protektor III
     
    „… eine typische Sackgasse“, sagte William, Fürst von Ceta. „Nehmen Sie noch etwas von dem Mosel?“
    „Nein, danke“, antwortete Donal. Die Konferenz ging nun in die zweite Woche, und er hatte Williams Einladung angenommen, nach der morgendlichen Sitzung mit ihm in seiner Suite zu Mittag zu essen. Der Fisch war ausgezeichnet, der importierte Wein ebenfalls – und Donal war neugierig, obgleich sie bisher keine wirklich bedeutenden Themen erörtert hatten.
    „Sie enttäuschen mich“, sagte William und stellte die Karaffe zurück auf den kleinen Tisch zwischen ihnen. „Ich bin selbst kein starker Esser oder Trinker – aber es gefällt mir, wenn ich sehe, daß andere bei mir ordentlich zulangen.“ Er sah Donal an und hob die Augenbrauen. „Aber Ihre frühe Ausbildung auf Dorsai ist ziemlich spartanisch, nicht wahr?“
    „Was bestimmte Aspekte betrifft, ja“, antwortete Donal. „Spartanisch und vielleicht auch ein wenig provinziell. Übrigens: Angesichts der mangelnden Fortschritte der Gespräche und Verhandlungen werde ich langsam ebenso ungeduldig wie Hendrik Galt.“
    „Nun, da haben wir’s“, sagte William. „Der Soldat liebt das Handeln, der Politiker den Klang seiner eigenen Stimme. Aber es gibt natürlich eine bessere Erklärung als diese. Inzwischen haben Sie zweifellos bemerkt, daß über die Verhandlungspunkte einer Konferenz nicht am grünen Tisch selbst Übereinkunft erzielt wird, sondern …“ – er deutete mit der Hand auf das Essen vor ihm – „… bei kleinen Tête-à-têtes wie hier.“
    „Ich nehme an, dann haben die Tête-à-têtes bisher nicht allzuviel Konsens gezeitigt.“ Donal nippte an dem restlichen Wein in seinem Glas.
    „Sehr richtig“, gab William aufgeräumt zurück. „Eigentlich mischt sich niemand gern in die inneren Angelegenheiten eines anderen Planeten ein. Und im Grunde genommen hat auch niemand wirklich die Absicht, einer bestimmten Welt entgegen dem erklärten Willen ihrer Bewohner eine Institution wie etwa den offenen Markt aufzuzwingen.“ Er schüttelte den Kopf, als er Donals Lächeln sah. „Nein, nein – ich meine es ganz ehrlich. Die meisten Delegierten hier hätten es lieber, wenn das Problem des offenen Marktes auf Neuerde überhaupt nicht aufgetaucht wäre, so daß sie damit fortfahren könnten, ihr eigenes Garn zu spinnen – ohne von irgend etwas davon abgelenkt zu werden.“
    „In diesem Punkt hebe ich mir mein Urteil noch auf“, sagte Donal. „Aber wie dem auch sei: Wir sind nun einmal hier und müssen eine Entscheidung treffen. Entweder für oder gegen die derzeitige Regierung – für oder gegen den unbeschränkten Markt.“
    „Müssen wir das?“ fragte William. „Warum keine Kompromißlösung?“
    „Welche Art von Kompromiß?“
    „Nun, das ist natürlich genau der Grund, warum ich Sie zum Essen eingeladen habe“, sagte William offen. „Ich glaube, ich stehe in Ihrer Schuld, Donal – ja, das glaube ich wirklich. Ich habe Sie vor fünf Jahren völlig falsch eingeschätzt. Ich habe Ihnen Unrecht getan.“
    Donal hob ein wenig abwehrend die rechte Hand.
    „Nein … nein“, sagte William. „Ich bestehe darauf, mich bei Ihnen zu entschuldigen. Mir liegt nichts an falscher Höflichkeit, Donal. Ich bin nur daran interessiert, das zu erwerben, was andere zu verkaufen haben – und wenn ein Mann Talent besitzt, dann kaufe ich dieses Talent. Wenn nicht …“ Er machte eine
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