Der Genesis-Plan SIGMA Force
den Männern und Frauen hinüber, die sich an den Rand drängten. Bewacht wurden sie von einem guten Dutzend Bewaffneter.
»Und es ist niemand an euch vorbeigekommen?«, fragte Anna.
»Nein. Wir sind bereit.«
Anna hatte in jedem Quadranten der Burg einen Sonnenkönig postiert, der den ihm zugeteilten Sektor absperren sollte, sobald Painter mit seinem Gerät fündig geworden war. Aber wenn er nun einen Fehler machte? Die entstehende Unruhe würde den Saboteur sicherlich aufschrecken. Als Folge davon würde er sich noch mehr zurückziehen. Das war ihre einzige Chance.
Auch Anna war sich dessen bewusst. Steifbeinig schritt sie durch die Höhle. »Haben Sie schon etwas …?«
Plötzlich stolperte sie und geriet ins Taumeln. Painter fing sie auf und stützte sie.
»Es geht schon«, flüsterte sie und schüttelte seine Hand ab.
»Wir haben alle durchsucht«, sagte Klaus, der sich bemühte, ihr Straucheln zu übersehen. »Ein Telefon oder sonst irgendwelche verdächtigen Geräte haben wir nicht entdeckt. Wir wollten gerade damit anfangen, die Landeplattform abzusuchen.«
Annas Stirnrunzeln vertiefte sich. Genau das hatte sie befürchtet. Anstatt das Telefon mit sich herumzuschleppen, hatte es der Saboteur irgendwo versteckt.
Andererseits konnte Painter sich auch geirrt haben.
In diesem Fall würde er büßen müssen.
Painter trat neben Anna. Er hob das manipulierte Gerät hoch. »Ich könnte die Suche nach dem Telefon vielleicht beschleunigen.«
Anna musterte ihn misstrauisch, doch da sie keine andere Wahl hatte, nickte sie schließlich.
Painter schaltete das Satellitentelefon ein und tippte die Nummer, die er sich eingeprägt hatte. Neun Ziffern. Nichts geschah. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet.
Noch immer nichts.
Hatte er die falsche Nummer eingegeben?
»Was ist los?«, fragte Anna.
Painter starrte die Ziffern auf dem kleinen Display an. Er las sie noch einmal ab, dann bemerkte er seinen Fehler. »Ich habe die letzten beiden Ziffern vertauscht.«
Kopfschüttelnd gab er die Nummer noch einmal ein, konzentriert und langsam. Schließlich hatte er es geschafft. Als er aufsah, begegnete er Annas Blick. Sein Fehler war nicht allein auf den Stress zurückzuführen. Sie wusste es ebenfalls. Das Eintippen von Zahlenfolgen war eine beliebte Methode zur Messung der geistigen Aufmerksamkeit.
Dabei war es nur eine simple Telefonnummer gewesen.
Freilich eine wichtige.
Painter hatte die Nummer des Satellitentelefons eingetippt, das der Saboteur benutzte. Er drückte die Verbindungstaste und schaute hoch.
Kurz darauf ertönte ein lautes Trillern.
Alle Köpfe wandten sich herum.
Im Mittelpunkt der Blicke: Klaus.
Der Sonnenkönig trat einen Schritt zurück.
»Der Saboteur …«, sagte Painter.
Klaus öffnete den Mund, um eine Erwiderung vorzubringen – dann aber verhärteten sich seine Gesichtszüge, und er riss seine Pistole aus dem Halfter.
Gunther, der die Pistole vom Typ MK 23 bereits in der Hand hielt, reagierte blitzschnell.
Mündungsfeuer blitzte auf.
Klaus flog die Funken sprühende Waffe aus der Hand. Gunther sprang vor und drückte seinem Leidensgefährten den qualmenden Pistolenlauf an die Wange. Das von der heißen Mündung verkohlte Fleisch zischte. Klaus zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie brauchten den Saboteur lebend. Gunther stellte die naheliegende Frage.
» Warum ?«, knurrte er.
Klaus funkelte ihn mit seinem gesunden Auge an. Das Lid des anderen Auges hing ebenso schlaff herab wie die ganze Gesichtshälfte, was seinem höhnischen Grinsen etwas Grauenhaftes verlieh. »Um der erniedrigenden Herrschaft der Leprakönige ein Ende zu machen.«
Lange unterdrückter Hass verzerrte seine Gesichtszüge. Painter konnte den Zorn, der jahrelang in diesem Mann geschwelt hatte, während man über seinen allmählichen Verfall gespottet hatte, nur erahnen. Einst ein Prinz, jetzt ein Leprakranker. Painter aber spürte, dass Rache nicht sein einziges Motiv war. Irgendjemand hatte einen Maulwurf aus ihm gemacht.
Aber wer?
»Bruder«, sagte Klaus zu Gunther, »das Leben als Zombie ist kein unabwendbares Schicksal. Es gibt ein Heilmittel.« Sein Tonfall drückte wilde Hoffnung und eindringliches Flehen aus. »Wir können wieder Könige unter den Menschen sein.«
Das also waren seine vierzig Silberstücke.
Die Hoffnung auf ein Heilmittel.
Gunther zeigte sich unbeeindruckt. »Ich bin nicht dein Bruder«, entgegnete er im Brustton der Überzeugung. »Und ich war auch niemals ein
Weitere Kostenlose Bücher