Der Genesis-Plan SIGMA Force
erwähnten ein Museum«, versuchte Gray Johann von seiner aufflammenden Empörung abzulenken. Das Pfeifen in seinen Bronchien war stärker geworden. »Dort kennt man sich also mit Runen aus?«
Johann nickte. »Heinrich Himmler gehörte der Thule-Gesellschaft an, wo man sich viel mit Runen beschäftigte. So wurde er überhaupt erst auf meinen Großvater aufmerksam. Beide waren geradezu besessen von Runen.«
Gray hatte das Gefühl, dass in der okkulten Thule-Gesellschaft alle Fäden zusammenliefen. Aber worum ging es eigentlich? Er musste mehr in Erfahrung bringen. Als Nächstes stand wohl ein Besuch im Museum an.
Johann rückte ein Stück von Gray ab; sie waren entlassen. »Wegen ihrer übereinstimmenden Interessen hat Himmler unsere Familie, eine Familie von Mischlingen, verschont. Das KZ blieb uns erspart.«
Wegen Himmler.
Jetzt verstand Gray den Groll dieses Mannes – und warum er seinen Sohn weggeschickt hatte. Dieses Familiengeheimnis ließ man besser ruhen. Johann blickte in den Regen hinaus.
Gray nahm die Bibel vom Tisch und wandte sich zum Gehen. »Danke!«, rief er dem alten Mann zu.
Johann antwortete nicht, von Erinnerungen überwältigt.
Bald darauf standen Gray, Monk und Fiona wieder vor dem Eingang. Es goss immer noch in Strömen. Der Hof lag verlassen da. Für heute war Schluss mit den Fahrradausflügen.
»Fahren wir«, sagte Gray und trat in den Regen hinaus.
»Das ideale Wetter, um eine Burg zu stürmen«, bemerkte Monk sarkastisch.
Als sie über den Hof eilten, sah Gray, dass neben ihrem BMW ein zweiter Wagen geparkt war. Die Motorhaube dampfte noch im kalten Regen. Offenbar war er eben erst eingetroffen.
Ein weißer Mercedes.
9
Sabotage
12:32
Himalaya
»Woher kommt das Signal?«, fragte Anna.
Von Gunthers Anruf aufgeschreckt, war sie soeben in die Werkstatt gestürmt. Sie war allein und meinte, Lisa habe noch in der Bibliothek recherchieren wollen. Painter hielt es für wahrscheinlicher, dass Anna sie voneinander getrennt halten wollte.
Solange Lisa in Sicherheit war, sollte ihm das recht sein.
Zumal wenn sie tatsächlich dem Saboteur auf die Spur gekommen sein sollten.
Painter beugte sich zum Bildschirm vor und massierte sich die Fingerspitzen, denn es kribbelte ihn unter den Nägeln. Er unterbrach seine Tätigkeit kurz, um auf die Schemazeichnung der Burg zu zeigen.
»Das Signal kommt ungefähr aus diesem Bereich«, sagte er und tippte auf den Bildschirm. Die Burg reichte erstaunlich weit in den Berg hinein. Die Hohlräume erstreckten sich unter dem Gipfel hindurch. Das Signal stammte von der anderen Seite. »Genau eingrenzen lässt sich der Ort freilich nicht. Der Saboteur ist auf eine Sichtverbindung angewiesen, wenn er das Satellitentelefon benutzen will.«
Anna richtete sich auf. »Dort befindet sich die Landeplattform für Helikopter.«
Gunther brummte bestätigend.
Plötzlich verschwanden die einander überlagernden pulsierenden Linien auf dem Bildschirm. »Das Telefonat wurde beendet«, sagte Painter. »Wir müssen uns beeilen.«
»Nimm Verbindung mit Klaus auf«, sagte Anna zu Gunther. »Seine Männer sollen die Landeplattform absperren. Sofort.«
Gunther schwenkte zu einem Wandtelefon herum und veranlasste die Absperrung. Der Plan sah vor, alle Personen im näheren Umkreis der Stelle, wo das Signal aufgetreten war, zu durchsuchen, um festzustellen, wer ein Satellitentelefon besaß.
Anna wandte sich wieder Painter zu. »Danke für Ihre Hilfe. Wir machen uns jetzt auf die Suche.«
»Ich könnte Ihnen noch weiter helfen.« Painter hatte unterdessen eifrig Eingaben in den Laptop gemacht. Er prägte sich die Zahlen auf dem Bildschirm ein, dann löste er den selbst gebauten Signalverstärker vom Erdleitungsdraht. Er richtete sich auf. »Aber dafür bräuchte ich ein tragbares Satellitentelefon.«
»Ich kann Sie nicht mit einem Satellitentelefon hier zurücklassen«, sagte Anna, massierte sich die Schläfe mit den Fingerknöcheln und zuckte zusammen. Kopfschmerzen.
»Sie müssen mich nicht hier allein lassen. Ich könnte Sie auch zur Landeplattform begleiten.«
Gunther trat einen Schritt vor und blickte noch finsterer drein als sonst.
Anna winkte ihn zurück. »Wir haben keine Zeit, uns zu streiten.« Ein wortloser Austausch fand zwischen dem großen Mann und seiner Schwester statt. Offenbar sollte er Painter im Auge behalten.
Anna trat als Erste auf den Gang.
Painter folgte, wobei er sich noch immer die Finger massierte. Die Nägel brannten inzwischen.
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