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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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wartenden Lkws. »Ich habe bereits einen Mann vor Ort.«
    06:28
    Khamisi lag flach auf dem Bauch. Obwohl es bereits Morgen war, hüllten die Schatten der ersten Sonnenstrahlen den Waldboden in noch tiefere Dunkelheit als zuvor. Er war mit einem Tarnanzug bekleidet und hatte seine große doppelläufige Nitro Holland & Holland Royal Kaliber .465 auf den Rücken geschnallt. In der Rechten hielt er einen traditionellen Kurzspeer der Zulus, einen Assegai.
    Hinter ihm lagen zwei Zulu-Fährtensucher: Tau, der Enkel des Stammesältesten, der Khamisi nach dem Attentat behandelt hatte, und Njongo, sein bester Freund. Beide waren mit Schusswaffen sowie Kurz- und Langspeeren bewaffnet. Nach alter Sitte waren sie mit bemalten Tierhäuten und Stirnbändern aus Otternhaut bekleidet.
    In der Nacht hatten sie den Wald rund ums Herrenhaus erkundet und herausgefunden, wie man den Hochwegen und den darauf patrouillierenden Wachposten aus dem Weg gehen konnte. Dabei waren sie den Tierpfaden gefolgt, die das Unterholz durchzogen, und an einer kleinen, im Dickicht verborgenen Herde Impalas vorbeigekommen. Khamisi hatte unterwegs mehrfach angehalten, um als Kletterpflanzen getarnte Seile an den Hochwegen zu befestigen. Außerdem hatte er ein paar Überraschungen angebracht.
    Als er seine Pflicht erledigt hatte, war er mit den Fährtensuchern zu einem Bach marschiert, der unter dem Wildzaun hindurchströmte, der die Besitzung umschloss.
    Auf einmal vernahm er einen grauenhaften Schrei.
    Huu-iii- uuu !
    Das Gebrüll mündete in ein schrilles Jaulen.
    Khamisi erstarrte. Dieser Schrei hatte sich ihm unauslöschlich eingeprägt.
    Ein Ukufa.
    Paula Kane hatte recht gehabt. Sie hatte angenommen, dass die Wesen von der Waalenberg-Anlage gekommen waren. Ob sie nur zufällig entkommen oder vorsätzlich auf Khamisi und Marcia gehetzt worden waren, vermochte sie nicht zu sagen. Jedenfalls streiften sie jetzt ungehindert umher und jagten.
    Aber wen?
    Der Schrei war von links gekommen.
    Die Ukufas hatten es auf jemand anderen abgesehen. Diese Ungeheuer waren geübte Jäger. Vorzeitig würden sie ihren Aufenthaltsort niemals verraten. Irgendetwas hatte sie in Erregung versetzt und ihren Blutdurst geweckt.
    Auf einmal rief jemand auf Deutsch um Hilfe.
    Ganz in der Nähe.
    Da der Schrei des Ukufas ihm noch immer durch Mark und Bein ging, wäre Khamisi am liebsten Hals über Kopf weggerannt. Das war eine Instinktreaktion.
    Tau murmelte etwas auf Zulu. Ihm war es ebenfalls nicht geheuer.
    Anstatt dem Fluchtdrang nachzugeben, wandte Khamisi den Kopf in die Richtung, aus der der Hilferuf gekommen war. Er dachte an die Angst, die er empfunden hatte, als er, bis zum Hals im Wasserloch stehend, auf die Morgendämmerung gewartet hatte. Er durfte den Fremden nicht seinem Schicksal überlassen.
    Er wälzte sich zu Tau hinüber und reichte ihm die Karten, die er gezeichnet hatte. »Geht zum Lager zurück. Gebt das Dr. Kane.«
    »Khamisi … Bruder … nein, komm mit.« Taus Augen waren vor Angst geweitet. Bestimmt hatte ihm sein Großvater vom Ukufa erzählt und die alten Mythen zum Leben erweckt. Dass die beiden Männer ihn überhaupt begleitet hatten, musste er ihnen hoch anrechnen. Außer ihnen hätte es kaum jemand gewagt, die Besitzung zu betreten. Die Menschen waren hier ausgesprochen abergläubisch.
    Jetzt aber, da sie es mit der Realität zu tun hatten, wollte Tau verschwinden.
    Khamisi konnte es ihm nicht verdenken. Dafür war die Angst, die er neulich erlebt hatte, noch zu frisch. Anstatt bei Marcia auszuharren, war er geflohen und hatte zugelassen, dass sie getötet wurde.
    »Geht«, befahl Khamisi. Er deutete zum Zaun hinüber. Die Karten mussten nach draußen gelangen.
    Tau und Njongo zögerten einen Moment, dann nickte Tau. Beide richteten sich auf und verschwanden geduckt im Dschungel. Khamisi konnte nicht einmal ihre Schritte hören.
    Abermals herrschte Totenstille, so schwer und dicht wie der Wald selbst. Vorsichtig näherte sich Khamisi dem Ort, von dem die Schreie gekommen waren – der des Ukufas und der des Mannes.
    Nach einer vollen Minute brach auf einmal wie ein flüchtender Vogelschwarm neuerliches Geheul aus dem Dschungel hervor. Es endete in einem abgehackten Bellen. Khamisi stutzte. Irgendetwas an diesem Schrei war ihm auf unheimliche Weise vertraut.
    Bevor er sich darüber klar werden konnte, drang ein leises Schluchzen an sein Ohr.
    Der Mann befand sich unmittelbar vor ihm.
    Mit dem Doppellauf der Flinte teilte Khamisi ein paar Zweige.

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