Der Genesis-Plan SIGMA Force
wohnten.«
»Böse Geister?«
»Er zeigte in die Richtung, in der man die Lichter gesehen hatte. Ein Gebiet mit tiefen Schluchten und gefrorenen Wasserfällen, das sich bis zur chinesischen Grenze erstreckt. Schwer zugänglich. Das Kloster liegt auf einem Bergbuckel, von dem aus man das Niemandsland sieht.«
»Dann liegt das Kloster also näher bei den angeblichen Lichterscheinungen als das Dorf?«
Painter nickte. »Binnen vierundzwanzig Stunden sind sämtliche Schafe krepiert. Einige fielen einfach tot um. Andere rammten immer wieder den Kopf gegen einen Felsen. Als ich am nächsten Tag ins Kloster kam, hatte ich Kopfschmerzen und musste mich übergeben. Lama Khemsar gab mir Tee zu trinken. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnere.« Painter trank noch einen Schluck Wasser und seufzte. »Das war vor drei Tagen. Ich kam in einem abgesperrten Raum zu mir. Ich musste die Tür eintreten, um rauszukommen.«
»Sie können von Glück sagen, dass Sie vergleichsweise glimpflich davongekommen sind«, meinte Lisa, als er ihr die Feldflasche reichte.
»Wie das?«
Sie verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Weil Sie nicht im Kloster waren, als die Lichterscheinungen auftraten. Der Abstand dazu korreliert anscheinend mit der Stärke der Symptome.« Sie drehte den Kopf zur Seite, als versuchte sie, durch die Kellerwände hindurchzusehen. »Vielleicht handelt es sich um irgendeine Strahlung. Meinten Sie nicht, die chinesische Grenze liege ganz in der Nähe? Vielleicht wurde dort ja ein Atomtest durchgeführt.«
Daran hatte Painter auch schon gedacht.
»Warum schütteln Sie den Kopf?«, wollte Lisa wissen.
Painter hatte davon gar nichts mitbekommen. Er fasste sich an den Schädel.
Lisa runzelte die Stirn. »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum Sie überhaupt hier sind, Mr. Crowe.«
»Nennen Sie mich Painter.« Er setzte ein schiefes Lächeln auf.
Lisa zeigte sich unbeeindruckt.
Er überlegte, wie viel er ihr verraten sollte. In Anbetracht der Umstände schien es ihm geraten, aufrichtig zu sein. Oder jedenfalls so aufrichtig, wie es ihm möglich war.
»Ich arbeite für die Regierung, für eine Abteilung, die DARPA genannt wird. Wir …«
Sie schnippte mit den Fingern, ohne die verschränkten Arme voneinander zu lösen. »Ich weiß Bescheid. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Verteidigungsministeriums. Was hat die hier verloren?«
»Also, anscheinend waren Sie nicht die Einzige, die Ang Gelu um Hilfe gebeten hat. Vor einer Woche hat er sich an unsere Organisation gewandt. Er wollte, dass wir den Gerüchten über mysteriöse Krankheiten nachgehen. Ich habe mich in der Gegend umgeschaut, um den Bedarf an Experten – Ärzten, Geologen, Militärs – festzulegen, als das Unwetter aufkam. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Telefonverbindung so lange gekappt werden würde.«
»Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Nach den ersten Gesprächen kam mir der Gedanke, die maoistischen Rebellen hätten vielleicht Nuklearabfall in ihren Besitz gebracht und bauten eine schmutzige Bombe. Meine Vermutungen gingen in die gleiche Richtung wie die Ihren. Während ich den Sturm aussaß, habe ich deshalb Strahlenmessungen durchgeführt. Dabei ist mir nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
Lisa musterte ihn wie ein fremdartiges Insekt.
»Wenn wir Laborgeräte hierherschaffen könnten«, bemerkte sie sachlich, »wüssten wir bald mehr.«
Dann betrachtete sie ihn also weniger als Insekt denn als Versuchskaninchen.
Das war immerhin ein evolutionärer Sprung.
»Zunächst einmal müssen wir überleben«, rief Painter sie in die Wirklichkeit zurück.
Lisa sah an die Decke. Schon seit einer ganzen Weile waren keine Schüsse mehr zu hören. »Vielleicht glauben sie, es wären bereits alle tot. Wenn wir einfach hier unten bleiben …«
Painter stieß sich vom Heuballen ab und richtete sich auf. »Ihrer Schilderung ist zu entnehmen, dass die Gegner ausgesprochen methodisch vorgegangen sind und alles im Voraus geplant haben. Dann wissen sie auch von den unterirdischen Gängen. Wir können nur hoffen, dass sie mit der Durchsuchung so lange warten, bis das Feuer sich gelegt hat.«
Lisa nickte. »Dann gehen wir also weiter.«
»Und bringen uns in Sicherheit. Wir können es schaffen«, versicherte er ihr. Er musste sich an der Wand abstützen. »Wir können es schaffen«, wiederholte er, diesmal zu seiner eigenen Ermutigung.
Sie setzten sich wieder in Bewegung.
Nach ein paar Schritten ließ
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