Der Genesis-Plan SIGMA Force
schützen, so gut er es vermochte. Sie lehnte sich gegen ihn. Mehr konnten sie nicht tun. Ihre Handgelenke waren an Streben festgebunden.
Der Mörder saß auf dem Hintersitz des Schneemobils, das den Schlitten zog. Er wandte ihnen das Gesicht zu, zielte mit dem Gewehr auf sie und beobachtete sie unverwandt mit seinen ungleichen Augen. Anna Sporrenberg steuerte das Fahrzeug. Sie war die Anführerin der Gruppe.
Einer Gruppe ehemaliger Nazis.
Oder reformierter Nazis.
Oder was immer sie waren.
Painter beschloss, diese Frage erst einmal zurückzustellen. Im Moment hatten sie ein dringlicheres Problem.
Sie mussten am Leben bleiben.
Unterwegs hatte Painter erfahren, wie man ihn und Lisa in der Höhle entdeckt hatte. Nämlich mit Infrarot. In dieser Eiseskälte war es ein Leichtes gewesen, sie anhand der Wärmestrahlung in ihrem Versteck aufzuspüren.
Auch jetzt orientierten sich ihre Entführer mittels Infrarot in dem nahezu unpassierbaren Gelände.
Er setzte seine Überlegungen fort, die auf ein einziges Ziel ausgerichtet waren.
Ihre Flucht.
Aber wie sollten sie das anstellen?
Seit einer Stunde holperte die Karawane der Schneemobile jetzt schon durch die Winternacht. Die Fahrzeuge verfügten über Elektromotoren und glitten fast geräuschlos über den Schnee.
Lautlos und geschickt bewegten sich die fünf Schneemobile durch die zerklüftete Landschaft, glitten über Felsgrate, tauchten in tiefe Täler hinab, jagten über Eisbrücken hinweg.
Painter versuchte, sich den Weg einzuprägen. Die Erschöpfung und das unwirtliche Gelände aber verwirrten ihn. Außerdem pochte ihm der Schädel. Die Kopfschmerzen hatten wieder eingesetzt – und auch das Schwindelgefühl. Die Symptome wurden eindeutig nicht schwächer. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er vollständig die Orientierung verloren hatte.
Er legte den Kopf in den Nacken und blickte zum Himmel.
Die Sterne funkelten kalt herab.
Vielleicht konnte er sich ja so ihre Position einprägen.
Auf einmal begannen die Lichtpünktchen am Himmel zu kreisen. Er wandte den Blick ab. Hinter seinen Augen saß ein stechender Schmerz.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte Lisa.
Painter brummte nur. Ihm war so übel, dass er nicht sprechen konnte.
»Wieder der Nystagmus?«, fragte Lisa.
Mit einem zornigen Ausruf unterband der Mörder jede weitere Unterhaltung. Painter war das nur recht. Er schloss die Augen, atmete tief durch und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ.
Nach einer Weile fühlte er sich tatsächlich wieder besser.
Als er die Augen öffnete, arbeitete sich die Karawane gerade eine Felskuppe hoch, wurde langsamer und hielt an. Painter blickte sich um. Nichts zu sehen. Zur Rechten ragte eine vereiste Felswand auf. Es hatte wieder zu schneien begonnen.
Warum hatten sie angehalten?
Der Mörder stieg vom Schneemobil ab.
Anna trat zu ihm. Der Mann unterhielt sich mit ihr auf Deutsch.
Painter lauschte angestrengt und bekam die letzte Bemerkung des Mörders mit.
»… sollten sie einfach töten.«
Das sagte er ganz sachlich, ohne jede Gefühlsregung.
Anna runzelte die Stirn. »Wir müssen sie erst verhören, Gunther.« Sie blickte zu Painter hinüber. »Du weißt, mit welchen Problemen wir in letzter Zeit zu kämpfen haben. Wenn man ihn hergeschickt hat, könnte es sein, dass er etwas Entscheidendes weiß, das uns weiterhilft.«
Painter hatte keine Ahnung, wovon sie redete, hatte aber nichts gegen ihren Irrglauben. Zumal wenn er ihn am Leben erhielt.
Der Mörder schüttelte den Kopf. »Er wird uns Ärger machen. Ganz bestimmt.« Er wollte sich grollend abwenden. Die Angelegenheit war für ihn erledigt.
Anna berührte ihn an der Wange. Zärtlichkeit und Dankbarkeit drückte die Geste aus – und vielleicht noch etwas anderes. »Danke, Gunther.«
Der Mörder warf Painter einen gequälten Blick zu, dann stapfte er zur Felswand und verschwand in einer Spalte. Eine Dampfwolke drang heraus, und heller Lichtschein fiel auf den Schnee – dann wurde es sogleich wieder dunkel.
Eine Tür war geöffnet und wieder geschlossen worden.
Einer der Männer machte halblaut eine höhnische Bemerkung.
Leprakönig.
Painter fiel auf, dass der Mann mit seiner Beschimpfung so lange gewartet hatte, bis Gunther außer Hörweite gewesen war. Ihm das ins Gesicht zu sagen, hatte er sich nicht getraut. So wie Gunther abwehrend die Schultern hochgezogen hatte, war ihm die Beschimpfung aber wohl vertraut.
Anna stieg wieder aufs Schneemobil. Ein anderer Bewaffneter
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