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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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würgte den Motor ab, dann bemühte er sich, den Roller wie bei einer Skiabfahrt durch scharfe Schwenks und Rutschmanöver zu verlangsamen. Dann ließ er das Hinterrad am Bordstein schleifen. Der Gummi begann zu qualmen.
    Als sie die Straßenecke erreichten, waren sie noch immer viel zu schnell.
    Gray riss den Roller herum. Schleifendes Metall sprühte Funken. Das Gefährt schlitterte dicht vor einem Laster über die Straße. Es wurde gehupt. Reifen quietschten.
    Dann prallten sie gegen den Bordstein.
    Der Roller überschlug sich. Gray und Fiona flogen durch die Luft.
    Eine Hecke milderte den Aufprall, trotzdem rollten sie über den Gehsteig und kamen erst am Fuße einer Backsteinmauer zur Ruhe. Gray rappelte sich hoch und sah nach Fiona.
    »Alles in Ordnung?«
    Fiona richtete sich auf, eher wütend als verletzt. »Der Rock hat mich zweihundert Euro gekostet.« An einer Seite war er eingerissen. Sie hielt den Riss zu und bückte sich nach der Handtasche.
    Grays Armanianzug hatte es noch schlimmer erwischt. Die Hose war am Knie zerrissen, und die rechte Seite des Sakkos sah aus, als habe er sie mit einer Drahtbürste bearbeitet. Bis auf ein paar Schrammen und Abschürfungen waren sie jedoch beide unverletzt.
    Der Verkehr strömte unbeeindruckt an der Unfallstelle vorbei.
    Fiona wandte sich zum Gehen. »Rollerunfälle passieren hier andauernd. Und Vespas werden auch häufig gestohlen. Das Besitzrecht an einem Roller ist in Kopenhagen ein dehnbarer Begriff. Du brauchst einen? Dann nimm dir einen. Das sieht man hier nicht so eng. Niemand schert sich drum.«
    Doch so ganz stimmte das nicht.
    Plötzlich quietschten Reifen. Zwei Einmündungen entfernt schwenkte eine schwarze Limousine auf die Straße. Sie beschleunigte in ihre Richtung. Die Scheinwerfer bohrten sich in die Dunkelheit.
    Gray rannte mit Fiona den von Bäumen gesäumten Gehsteig entlang und hielt Ausschau nach einem Versteck. Diese Straßenseite wurde von einer hohen Backsteinmauer begrenzt. Keine Hauseingänge, keine abzweigenden Gassen. Hinter der Mauer waren muntere Flöten- und Streicherklänge zu vernehmen.
    Neben der verunglückten Vespa wurde die Limousine langsamer.
    Offenbar hatte man weitergemeldet, dass sie mit dem Roller geflüchtet waren.
    »Da drüben«, sagte Fiona.
    Sie schulterte die Tasche, führte ihn zu einer im Dunkeln liegenden Parkbank und kletterte darauf – dann sprang sie von der Rückenlehne ab und packte einen Ast. Sie krümmte sich zusammen und zog die Beine über den Ast.
    »Was haben Sie vor?«
    »Straßenkinder tun das ständig. Freier Eintritt.«
    »Was?«
    »Kommen Sie.«
    Sie hangelte sich an dem dicken Ast entlang bis hinter die Mauer. Auf der anderen Seite ließ sie los und verschwand.
    Die Limousine kam langsam näher.
    Gray blieb nichts anderes übrig, als Fionas Beispiel zu folgen. Er stieg auf die Bank und sprang in die Höhe. Musikfetzen wehten über die Mauer heran, funkelnde, magische Klänge in der Dunkelheit der Nacht. Als er mit Armen und Beinen am Ast hing, blickte er über die Mauer.
    Dahinter lag ein Wunderland von bunten Laternen, Miniaturpalästen und hell erleuchteten Jahrmarktsattraktionen.
    Der Tivoli.
    Der Vergnügungspark aus dem neunzehnten Jahrhundert lag im Zentrum Kopenhagens. Gray konnte den Teich erkennen. Im Wasser spiegelten sich Tausende Laternen und Lichter. Von Blumenbeeten gesäumte Wege führten an hell erleuchteten Pavillons, aus Holz erbauten Achterbahnen, Karussells und Riesenrädern entlang. Der alte Tivoli war weniger technikdominiert als die Disneyparks und ähnelte eher einem intimen Erholungspark.
    Gray hangelte sich über die Mauer hinweg.
    Fiona winkte ihm vom Boden aus zu. Sie stand hinter einem Kiosk oder einem Werkzeugschuppen.
    Gray ließ die Beine heruntersacken und baumelte einen Moment lang an den Armen.
    Plötzlich wurde neben seiner rechten Hand ein Stück Rinde abgerissen. Erschreckt ließ er los und stürzte mit wedelnden Armen in die Tiefe. Er landete in einem Blumenbeet und schlug mit dem Knie auf, doch der weiche Lehm dämpfte den Aufprall. Auf der anderen Seite der Mauer heulte ein Motor auf, und eine Autotür wurde zugeschlagen.
    Man hatte sie entdeckt.
    Gray schnitt eine Grimasse und humpelte zu Fiona hinüber. Sie hatte den Schuss gehört. Wortlos steuerten sie den Mittelpunkt des Tivoli an.

6
    Das hässliche Entlein
    01:22
    Himalaya
    Lisa aalte sich im dampfenden Mineralwasser. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich vorstellen, sie wäre in einem

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