Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Eingabefeld, neben dem steht: «Facebook – was machst du gerade?» Und in dieses Feld tragen die Nutzer Dinge ein wie: «Mach mir jetzt mal ’nen Kaffee.»
Und das sind noch die Schlauen. Die Dummen tragen immer dasselbe ein: «Surfe gerade bei Facebook.» Und damit hat der Erfinder der Seite Milliarden gemacht. Klingt absurd? Dann lassen Sie uns mal über Twitter reden: Während Facebook eine Möglichkeit ist, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die einen nicht mehr interessieren, ist Twitter eine Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu bleiben, die man noch nicht mal kennt! Die können dann zu
Followern
werden und alles lesen, was man so schreibt. Vor allem für Menschen mit Verfolgungswahn muss es eine tolle Sache sein, wenn sie in ihren Account schauen und zu sich sagen können: «Ha, wusste ich’s doch, mir folgen 2058 Leute!»
Das alles ist, zusammen mit Xing, studiVZ und wer-kennt-wen, Teil des «Social Networking», ohne das mittlerweile überhaupt nichts mehr geht. Zumindest bis heute, denn jetzt komme ich mit meiner neuen Idee. Einen Namen habe ich noch nicht dafür, aber ich habe schon mal folgende Pressemitteilung geschrieben:
Nach «Social Networking»:
Erste Plattform für «Unsocial Timewasting» gegründet
Köln. Vergessen Sie Twitter, Facebook und studiVZ – die Zukunft gehört dem «Unsocial Timewasting». Davon ist zumindest der Schöpfer dieses Begriffs überzeugt: Markus Barth, ein pizzamampfender Ex-Student.
«Was mich an den Social-Networking-Seiten immer gestört hat, war, dass man sich damit auf die Dauer eine Art soziales Netzwerk aufbaut», so Barth. «Dabei will man doch einfach nur ein bisschen Zeit im Internet verplempern!»
Damit ist beim Unsocial Timewasting Schluss. «Meine Seite ist von jeglichem Bedeutungsballast befreit. Es gibt keine lästige Interaktion mit anderen Nutzern. Unsere User können auf der Seite jederzeit eintragen, was sie gerade so machen, und dann selbst überprüfen, ob das stimmt.»
Doch das ist nicht alles. Ähnlich wie bei Facebook wird es auf seiner Seite auch zahlreiche Quiz-Funktionen geben, so Barth. «Bei ‹Weiß ich’s?› zum Beispiel können sich die Nutzer selbst Wissensfragen stellen. Natürlich am besten solche, die sie selbst beantworten können, denn jemand anders wird es garantiert nicht tun.» Und sogar «gruscheln» und «anstupsen» kann man – allerdings ausschließlich sich selbst.
Einen Namen hat Barth für seine Internetseite noch nicht. «Ich suche noch die passende Mischung aus trendy und debil. Meine derzeitigen Favoriten sind Shnoops, Friggle oder BumsdiVZ.»
Und wenn das doch nichts wird, gründe ich die längst überfällige Hundeversion von wer-kennt-wen:
«wer-schnueffelt-wem-am-hintern.de»
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MIT « TUTTI FRUTTI » STIMMT WAS NICHT
Homosexualität wird überbewertet. All dieses Geplapper und Geschreibe und Gewese um schwule Politiker, schwule Showstars und schwule Fußballer interessiert mich nicht für fünf Cent. In einer Zeit, in der sogar ein so spießiger Stimmungs-Schockfroster wie unser Außenminister schwul sein kann, muss doch auch der letzte Himbeertoni einsehen, dass Homosexualität nichts Besonderes ist.
Das Einzige, was mich immer wieder bei anderen Schwulen interessiert, ist die Frage, wann und wie sie gemerkt haben, dass sie die Briefmarke lieber von der anderen Seite lecken. Aber auch nur, weil ich hoffe, dass irgendjemand einmal eine noch erbärmlichere Geschichte zu bieten hat als ich.
Ich war elf Jahre alt, gerade in der vierten Klasse, und «Sex» war ein Wort, das man sich auf dem Spielplatz hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte, um dann zwei Stunden hemmungslos zu kichern. Die Mädchen hatten noch keine Brüste (oder ich habe sie nicht bemerkt, was im Nachhinein fast noch wahrscheinlicher ist), und für uns Jungs hatte der Penis genau zwei Funktionen: pinkeln (selbst) und dran ziehen (bei anderen).
Ein Klassenkamerad hatte sich als Kandidat bei «1, 2 oder 3» beworben, der Kinder-Quiz-Show, die wir damals alle schauten und bei der gerade Biggi Lechtermann Michael Schanze abgelöst hatte. Wir alle hassten Biggi Lechtermann, weil sie den Finger-in-den-Mund-Plopp abgeschafft und stattdessen drei Zeichentrick-Figuren eingeführt hatte (die «Drollinge»), die in Sachen Debilität jedem Olympia-Maskottchen den Rang abliefen. Als mein Mitschüler dann aber tatsächlich ausgewählt wurde und mich als zweiten Kandidaten mitnehmen wollte, beschloss ich, meinen
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