Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0
Moderator legt einen zündenden Meat-Loaf-Hit ein und spielt ihn in voller Länge aus. Dann ist es auch schon 12, und «Bayern 3 – der Mittag» beginnt. Das ist etwas abwechslungsreicher, weil keine Meat-Loaf-Hits gespielt werden, dafür das Gesamtwerk von Jon Bon Jovi. In der bayerischen Verfassung steht nämlich, dass jedem Sender, der nachmittags länger als 10 Minuten keinen Bon-Jovi-Hit spielt, sofort die Sendelizenz entzogen wird. Das ist auch nicht schlimm, denn Jon Bon Jovi ist schließlich ein dufter Typ mit echt fetzigen Hits, die die bayerischen Hörer immer wieder gerne hören. Findet zumindest die Musikredaktion von Bayern 3. Manchmal versucht man sich auch an etwas Neuem, Experimentellem und spielt ein paar weniger bekannte, junge Künstler. Zum Beispiel Roxette. Gefolgt von Bon Jovi, versteht sich, um die Hörer nicht zu sehr zu verschrecken.
In der Regel werden die Bon-Jovi-Pausen aber mit dem Herzstück des bayerischen Radios gefüllt:
Classic Rock.
AC / DC , Foreigner, ZZ Top und alles, wozu alte Männer gerne das Haar schütteln, das sie nicht mehr haben.
«Aber Bayern 3 ist doch sicher nicht der einzige Musiksender in Bayern», werden jetzt vielleicht manche fragen. «Da gibt es doch bestimmt noch eine Alternative!» Ja, die gibt es. Sie heißt Antenne Bayern. Und ihr Slogan lautet: «Wir spielen noch mehr Classic Rock!»
So viel zum Radio in Bayern. Was ich dagegen sehr mag, ist das Bayerische Fernsehen. Zum einen wegen dieses lustigen kleinen Schrecks, den ich immer bekomme, wenn ich einen Moderator sehe und mir denke: «Oh verdammt, ich hab aus Versehen in die 50er Jahre gezappt!»
Zum anderen wegen des Vorweihnachtsprogramms. Wenn man im Advent das Bayerische Fernsehen einschaltet, bietet sich immer dasselbe Bild: Ein bis obenhin eingepackter Moderator streift über einen festlich beleuchteten Weihnachtsmarkt und sagt Sätze wie:
«Liebe Zuschauer, herzlich willkommen hier auf dem Weihnachtsmarkt in Tuntenhausen. Des ist jetzt allerweil die staate Zeit, wo der Mensch zur Ruhe kommt und sich zurückbesinnt auf das Wunder der Geburt Christi. Und damit auch Sie zu Hause ein wenig zur Ruhe kommen, haben wir für Sie a recht a buntes Programm zusammengestellt. Als Erstes hören Sie ‹Aba heidschi Bumbeidschi›, gspuit von der Hoiz-Tupfi-Dinki-Blosn aus Germering. Danach erklärt Ihnen die Hupfenlechners Zensi, wie man aus Steckrüben Vanillekipferl schnitzt. Und zum Abschluss spielt das Hackbrett-Orchester Daglfing seinen lustigen Nikolaus-Hit: ‹Mei Sackerl is so dick!› Auf geht’s, Buam!»
Ich weiß gar nicht, was mich an diesen Weihnachtsmarkt-Reportagen so begeistert. Wahrscheinlich ist es die vollkommene Abwesenheit von Classic Rock.
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DIE ENTDECKUNG DER SAUBERKEIT
Im Film «Avatar» kann man sehen, wie das Naturvolk der Na’vi ihre Flugdrachen, die Ikran, zähmt. Der Krieger begibt sich dazu mitten unter die Drachen, eines der Tiere fordert ihn zum Kampf auf, die beiden liefern sich eine blutige Schlacht, und wenn der Krieger Glück hat, kann er den Ikran zähmen, und die beiden gehen eine Symbiose zu beidseitigem Nutzen ein.
Genauso war es bei mir und meiner ersten Putzfrau.
(Ich weiß, man sagt heutzutage nicht mehr Putzfrau, das ist irgendwie politisch unkorrekt. Man sagt jetzt «Reinigungshilfe». Das wiederum ist politisch korrekt, aber inhaltlicher Schwachsinn. «Reinigungshilfe» würde ja bedeuten, dass mir jemand beim Reinigen hilft. Betreutes Reinigen sozusagen. Der Sinn einer Putzfrau ist aber, dass sie putzt und ich nicht. Und da sie noch dazu eine Frau ist, ist der Ausdruck «Putzfrau» meiner Meinung nach sehr sinnvoll.)
Lange hatte ich mich dagegen gesträubt, eine Putzfrau zu engagieren. Zwar schwärmten mir alle meine Freunde vor, wie toll es sei, nach Hause zu kommen und eine saubere Wohnung vorzufinden. «Diese Sauberkeit! Dieser leichte Zitrusduft in der ganzen Wohnung! Und die Zeit, die du dir sparst!», sagten sie, wenn in der Kneipe mal wieder das Gespräch auf dieses Thema kam. Nur um kurz darauf aufzuspringen und «Fuck, die kommt ja morgen – und ich hab noch gar nicht aufgeräumt!» zu rufen. Clevere Putzfrauen schaffen es nämlich, ihren Arbeitgebern ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn die mal ein paar Socken auf dem Boden liegen lassen, die falschen Reinigungsmittel gekauft haben oder auch einfach nur da sind. Kürzlich rief mich mein Kumpel Mike an und fragte mit krächzender Stimme, ob wir was zusammen
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