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Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0

Titel: Der Genitiv ist dem Streber sein Sex • und andere Erkenntnisse aus meinem Leben 2.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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tappt wieder zurück.
    Der Tierpfleger schaut dann meistens ein bisschen bedröppelt, sagt: «Ui, dit jing aba schnell, wa, da muss ick mir morjen wat Besseret einfallen lassen», und bastelt am nächsten Tag wieder eine Röhre mit Fleischbrocken.
     
    Selbst die Medien bestätigen meine Nervensägen-Theorie: Ich habe gelesen, dass Spatzen in der Großstadt lauter tschilpen als auf dem Land, weil sie den menschlichen Lärm übertönen müssen. Wir nerven sogar Vögel, das muss man erst mal hinkriegen! Neulich saß ich in einem Straßencafé, telefonierte mit einem Freund und lachte dabei zunehmend laut. Da landete ein Spatz auf meinem Tisch, stemmte die Flügel in die Hüfte und brüllte aus voller Lunge: « TSCHIIIIILLLLLP !» Ich habe mich ein bisschen geschämt und das Telefongespräch beendet. Bärbel, die unter dem Tisch lag, nickte mit dem Kopf in meine Richtung und schaute den Spatz an, als wolle sie sagen: «Geig ihm mal ruhig die Meinung, mir geht er auch auf’n Senkel.» Der Spatz lachte, und die beiden lästerten noch ein bisschen über mich. Ich habe meinen Milchkaffee dann ausgetrunken und die Tasse über den Spatz gestülpt.
    Wenn schon Nervensäge, dann richtig.

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DER CLASSIC - ROCK - SCHOCK
    Ich komme aus Franken, habe eine Zeitlang in München gewohnt, und meine Familie wohnt noch immer in Bayern. Deshalb lasse ich bis heute nichts auf den Süden kommen (auch wenn ich immer, wenn Markus Söder etwas im Fernsehen sagt, merke, dass ich auf einmal sehr hochdeutsch spreche). Es gibt nur eins, was man in Bayern niemals tun darf: das Radio einschalten.
     
    Sollten Sie sich jemals darüber aufgeregt haben, dass im Radio nur noch «die größten Hits der 80er, 90er und das Beste von heute» laufen, dann kaufen Sie bitte jetzt sofort einen teuren Blumenstrauß mit einer großen Dankes-Karte, fahren Sie zu Ihrem örtlichen Sender und geben Sie ihn dort an der Rezeption ab. Wenn man Sie dann fragt, womit man das verdient hätte, sagen Sie einfach: «Weil ihr nicht der Bayerische Rundfunk seid!»
     
    Das Bayerische-Rundfunk-Trauma begann schon in meiner Kindheit. Mein Vater hat früher jeden Abend um kurz vor sechs den Polizeireport auf Bayern 1 gehört. Das klingt erst mal spannend. Aber die Meldungen im Polizeireport von Bayern 1 hören sich alle ungefähr so an:
    «Nicht schlecht staunten die Streifenbeamten aus Zandt in der Oberpfalz, als ihnen am gestrigen Dienstag gegen 22 Uhr ein Einbrecher sein nacktes Hinterteil entgegenstreckte!
(Kurze Pause, um die Überraschung wirken zu lassen)
    Der junge Mann war beim Versuch, in ein Kellerfenster zu klettern, stecken geblieben und hatte sich dabei die Hose eingerissen …»
    Es ist alles wie in einem bayerischen 70er-Jahre-Titten-Film, nur ohne die Titten. Und obwohl die Meldungen an sich schon harmloser nicht sein könnten, ist es ganz wichtig, dass sie auch noch zu einem versöhnlichen Ende kommen. Zum Beispiel so: «Die Beamten konnten die völlig verstörte Kuh schließlich mit vereinten Kräften aus dem Gotteshaus hinausscheuchen, woraufhin ihr überglücklicher Besitzer sie sofort in die Arme schloss.»
    Damit die Bayern-1-Hörer danach auch Zeit haben, sich zu erholen und milde lächelnd den Kopf zu schütteln, kommt nach jeder Meldung ein bisschen Blasmusik. Diese Blasmusik besteht, soweit ich mich erinnern kann, aus exakt einer Tuba und klingt deshalb immer gleich:
    «Wob-wob, wob-wob, wob-wob, wobobobob, wob-wob, woooob.»
    Ende.
    Was habe ich mir gewünscht, irgendwann mal eine Meldung zu hören wie: «Nicht schlecht staunten die Streifenpolizisten im oberbayerischen Miesbach, als ihnen ein geistig schwer gestörter Waffennarr erst ins Gesicht schoss und sich dann daranmachte, die Kuh zu schlachten, die die Beamten gerade erst aus einer Kirche gescheucht hatten. Die Kuh entkam, stattdessen schlachtete der Waffennarr den überglücklichen Besitzer der Kuh», gefolgt von einem entsetzt-verdatterten «Nöööt … pfffrt … trööööt!» der Bayern-1-Tuba.
    Doch das geschah nie.
     
    «Aber was ist mit der Musik?», werden jetzt vielleicht manche fragen. «Es gibt doch bestimmt auch einen
Jugendsender
beim BR !»
    Ja, den gibt es, er heißt Bayern 3, das ist das Jugendlichste, was man in Bayern so hören kann, und deshalb moderiert dort unter anderem – Fritz Egner.
    Das ist das Wochenend-Highlight. Unter der Woche läuft das Programm folgendermaßen: Um 9 Uhr startet die Show «Bayern 3 – der Vormittag». Der

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