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Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)

Titel: Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ugo Bardi
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aufgebotene Waffenpflichtige die Aufgabe der Verteidigung. Man musste weder für einen kaiserlichen Hof noch für eine kaiserliche Bürokratie aufkommen und Steuern zahlte man nur an lokale Herrscher. Nach einer Phase der wirtschaftlichen Schrumpfung, die den Böden die Chance gab, sich zu regenerieren, und den Wäldern die Möglichkeit, nachzuwachsen, konnte Europa wieder agrarwirtschaftlichen Wohlstand aufbauen und in der Epoche der sogenannten »Renaissance« in eine neue Phase kulturellen und wirtschaftlichen Wachstums eintreten.
    Die römischen Kaiser konnten nicht begreifen, wie dringend notwendig umfassende Veränderungen in der Organisation des Reichs waren. Man kann sagen, dass sie der Neigung des Menschen zum Opfer fielen, »den Hebel in die falsche Richtung umzulegen«, um eine Formulierung von Jay Forrester, dem Begründer der Systemdynamik, zu gebrauchen. Donella Meadows beschrieb den Gedanken später noch genauer in ihrer bekannten Abhandlung über Leverage Points: Places to Intervene in a System 229 . Ausgangspunkt bildet die Vorstellung, dass die meisten »komplexen« Systeme (gesellschaftliche, wirtschaftliche, biologische und so weiter) über »kritische Punkte« oder »Hebelpunkte« verfügen, an denen man mit einem vergleichsweise geringen Aufwand an Energie und Ressourcen eingreifen kann, um große Veränderungen zu erzielen, indem es den Rückkopplungsprozessen innerhalb des Systems überlassen wird, das Ergebnis der Aktion auf ein bestimmtes Ziel hin zu verstärken. Das Problem besteht darin, dass die meisten Leute zwar klar erkennen, wo die Hebelpunkte eines Systems liegen, dann aber dazu neigen, das Endergebnis der Rückkopplungskaskaden falsch einzuschätzen und deshalb die Hebel verkehrt anzusetzen. Die römischen Kaiser legten die Hebel also buchstäblich ständig in die falsche Richtung um: Sie vergrößerten die Armee, anstatt sie zu verkleinern, sie schufen noch mehr Bürokratie, anstatt sie zu verschlanken, und so weiter.
    Die Situation, in der wir uns heute befinden, hat viel gemeinsam mit der Notlage der alten römischen Kaiser. Auch wir haben Probleme mit abnehmenden natürlichen Ressourcen, ausufernder Bürokratie, Umweltverschmutzung aller Art. Das soll nun nicht heißen, dass wir uns für die Lösung unserer Probleme auf ein neues Mittelalter einstellen müssen, mit Rittern in Rüstungen und befestigten Burgen und allem Drum und Dran. Es heißt aber sehr wohl, dass auch wir bisher vielleicht ein Red-Queen-Rennen gelaufen sind. Vielleicht haben auch wir die Hebel in die falsche Richtung umgelegt. Wir unternehmen große Anstrengungen, um alles so zu bewahren, wie es ist, ohne uns klar zu machen, dass es nur einen Weg aus unserer Zwangslage gibt: nämlich den Wandel mit offenen Armen zu empfangen, anstatt gegen ihn anzukämpfen.
    Sehr oft ist das, was wir als Lösung bezeichnen, etwa für Peak Oil, Klimawandel und Ähnliches, nichts anderes als eine Methode, das Problem zu verschieben. Auf lange Sicht könnte es sich dadurch aber verschlimmern. In vorangehenden Kapiteln wurde dargestellt, dass wir es nicht mit einem einzigen, sondern mit mehreren Problemen zu tun haben, die sich gegenseitig beeinflussen; in erster Linie das gleichzeitige Auftreten von knapper werdenden Mineralressourcen mit dem Klimawandel. Vieles von dem, was als Reaktion auf eine bestimmte Problematik vorgeschlagen wird, ist nicht nur völlig ungeeignet, Abhilfe zu schaffen, sondern führt möglicherweise anderswo zu enormen Verschlechterungen. Man denke etwa an die Idee, auf Ölknappheit mit »verschärftem Bohren« zu reagieren – mehr bohren, tiefer bohren und an Orten bohren, wo kein Mensch bisher gebohrt hat (»drill, baby, drill« war das Mantra von Sarah Palin, der republikanischen Kandidatin für die Vizepräsidentschaft im Jahr 2008). Mehr Bohren führt aber natürlich zu noch schnellerer Erschöpfung der Vorräte, während sich gleichzeitig das Klimaproblem verschärft, denn die Produktion wird weniger effizient und erzeugt mehr Treibhausgase. Bestimmte Vorschläge, das Treibhausgasproblem effektiv zu mindern, bereiten Schwierigkeiten in umgekehrter Richtung. Die »Abscheidung und Speicherung« von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken in geologischen Lagerstätten ist mit Sicherheit ein Weg, um Emissionen kurzfristig zu reduzieren. Aber selbst unter der Annahme, das unterirdisch eingelagerte CO 2 würde wirklich an Ort und Stelle bleiben, erhöht CO 2 -Sequestrierung die Stromkosten und erfordert

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