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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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Kaufmann, in G – W – G' wechselt umgekehrt dieselbe Ware zweimal die Hände; sie vermittelt nur den Rückfluß des Geldes zu ihm.
    Wenn z.B. das Kaufmannskapital 100 Pfd. St., und der Kaufmann kauft für diese 100 Pfd. St. Ware, verkauft dann diese Ware zu 110 Pfd. St., so hat dies sein Kapital von 100 einen Umschlag gemacht, und die Anzahl der Umschläge im Jahr hängt davon ab, wie oft diese Bewegung G – W – G' im Jahr wiederholt wird.
    Wir sehn hier ganz ab von den Kosten, die in der Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis stecken mögen, da diese Kosten an der Form, die wir hier zunächst zu betrachten haben, gar nichts ändern.
    Die Anzahl der Umschläge eines gegebnen Kaufmannskapitals hat hier also durchaus Analogie mit der Wiederholung der Umläufe des Geldes als bloßes Zirkulationsmittel. Wie derselbe Taler, der zehnmal umläuft, zehnmal seinen Wert in Waren kauft, so kauft dasselbe Geldkapital des Kaufmanns von 100 z.B., wenn es zehnmal umschlägt, zehnmal seinen Wert in Waren oder realisiert ein gesamtes Warenkapital von zehnfachem Wert = 1000. Der Unterschied ist aber der: Beim Umlauf des Geldes als Zirkulationsmittel ist es dasselbe Geldstück, das durch verschiedne Hände läuft, also wiederholt dieselbe Funktion vollzieht und daher durch die Geschwindigkeit des Umlaufs die Masse der umlaufenden Geldstücke ersetzt. Aber bei dem Kaufmann ist es dasselbe Geldkapital, gleichgültig aus welchen Geldstücken zusammengesetzt, derselbe Geldwert, der wiederholt zum Betrag seines Werts Warenkapital kauft und verkauft und daher in dieselbe Hand wiederholt als G + ΔG, zu seinem Ausgangspunkt als Wert plus Mehrwert zurückfließt. Dies charakterisiert seinen Umschlag als Kapitalumschlag. Es entzieht der Zirkulation beständig mehr Geld, als es hineinwirft. Es versteht sich übrigens von selbst, daß mit beschleunigtem Umschlag des kaufmännischen Kapitals (wo auch die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel bei entwickeltem Kreditwesen überwiegt) auch dieselbe Geldmasse rascher umläuft.
    Der wiederholte Umschlag des Warenhandlungskapitals drückt aber nie etwas andres aus als Wiederholung von Kaufen und Verkaufen; während der wiederholte Umschlag des industriellen Kapitals die Periodizität und die Erneuerung des gesamten Reproduktionsprozesses (worin der Konsumtionsprozeß eingeschlossen) ausdrückt. Dies erscheint dagegen für das Kaufmannskapital nur als äußere Bedingung. Das industrielle Kapital muß beständig Waren auf den Markt werfen und sie ihm wieder entziehn, damit der rasche Umschlag des Kaufmannskapitals möglich bleibe. Ist der Reproduktionsprozeß überhaupt langsam, so der Umschlag des Kaufmannskapitals. Nun vermittelt zwar das Kaufmannskapital den Umschlag des produktiven Kapitals; aber nur soweit es dessen Umlaufszeit verkürzt. Es wirkt nicht direkt auf die Produktionszeit, die ebenfalls eine Schranke für die Umschlagszeit des industriellen Kapitals bildet. Dies ist die erste Grenze für den Umschlag des Kaufmannskapitals. Zweitens aber, abgesehn von der durch die reproduktive Konsumtion gebildeten Schranke, ist dieser Umschlag schließlich beschränkt durch die Geschwindigkeit und den Umfang der gesamten individuellen Konsumtion, da der ganze in den Konsumtionsfonds eingehende Teil des Warenkapitals davon abhängt.
    Nun aber (ganz abgesehn von den Umschlägen innerhalb der Kaufmannswelt, wo ein Kaufmann dieselbe Ware immer an den andern verkauft und diese Art Zirkulation in spekulativen Zeiten sehr blühend aussehn mag) verkürzt das Kaufmannskapital erstens die Phase W – G für das produktive Kapital. Zweitens, bei dem modernen Kreditsystem, verfügt es über einen großen Teil des Gesamtgeldkapitals der Gesellschaft, so daß es seine Einkäufe wiederholen kann, bevor es das schon Gekaufte definitiv verkauft hat; wobei es gleichgültig ist, ob unser Kaufmann direkt an den letzten Konsumenten verkauft oder zwischen diesen beiden 12 andre Kaufleute liegen. Bei der ungeheuren Elastizität des Reproduktionsprozesses, der beständig über jede gegebne Schranke hinausgetrieben werden kann, findet er keine Schranke an der Produktion selbst oder nur eine sehr elastische. Außer der Trennung von W – G und G – W, die aus der Natur der Ware folgt, wird hier also eine aktive Nachfrage geschaffen. Trotz ihrer Verselbständigung ist die Bewegung des Kaufmannskapitals nie etwas andres als die Bewegung des industriellen Kapitals innerhalb der Zirkulationssphäre. Aber kraft

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