Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
Vom Netzwerk:
seiner Verselbständigung bewegt es sich innerhalb gewisser Grenzen unabhängig von den Schranken des Reproduktionsprozesses und treibt ihn daher selbst über seine Schranken hinaus. Die innere Abhängigkeit, die äußere Selbständigkeit treiben es bis zu einem Punkt, wo der innere Zusammenhang gewaltsam, durch eine Krise, wiederhergestellt wird.
    Daher das Phänomen in den Krisen, daß sie nicht zuerst sich zeigen und ausbrechen beim Detailverkauf, der es mit der unmittelbaren Konsumtion zu tun hat, sondern in den Sphären des Großhandels und der Banken, die diesem das Geldkapital der Gesellschaft zur Verfügung stellen.
    Der Fabrikant mag wirklich verkaufen an den Exporteur, und dieser wieder an seinen fremden Kunden, der Importeur mag seine Rohstoffe absetzen an den Fabrikanten, dieser seine Produkte an den Großhändler usw. Aber an irgendeinem einzelnen unsichtbaren Punkt liegt die Ware unverkauft; oder ein andres Mal werden die Vorräte aller Produzenten und Zwischenhändler allmählich überfüllt. Die Konsumtion steht gerade dann gewöhnlich in der höchsten Blüte, teils weil ein industrieller Kapitalist eine Reihenfolge andrer in Bewegung setzt, teils weil die von ihnen beschäftigten Arbeiter, vollauf beschäftigt, mehr als gewöhnlich auszugeben haben. Mit dem Einkommen der Kapitalisten nimmt ebenfalls ihre Ausgabe zu. Außerdem findet, wie wir gesehn haben (Buch II, Abschn. III), eine beständige Zirkulation statt zwischen konstantem Kapital und konstantem Kapital (auch abgesehn von der beschleunigten Akkumulation), die insofern zunächst unabhängig ist von der individuellen Konsumtion, als sie nie in dieselbe eingeht, die aber doch durch sie definitiv begrenzt ist, indem die Produktion von konstantem Kapital nie seiner selbst wegen stattfindet, sondern nur, weil mehr davon gebraucht wird in den Produktionssphären, deren Produkte in die individuelle Konsumtion eingehn. Dies kann jedoch eine Zeitlang ruhig seinen Weg gehn, durch die prospektive Nachfrage gereizt, und in diesen Zweigen geht das Geschäft bei Kaufleuten und Industriellen daher sehr flott voran. Die Krise tritt ein, sobald die Rückflüsse der Kaufleute, die fernab verkaufen (oder deren Vorräte auch im Inlande sich gehäuft haben), so langsam und spärlich werden, daß die Banken auf Zahlung dringen oder die Wechsel gegen die gekauften Waren verfallen, ehe Wiederverkauf stattgefunden. Dann beginnen Zwangsverkäufe, Verkäufe, um zu zahlen. Und damit ist der Krach da, der der scheinbaren Prosperität auf einmal ein Ende macht.
    Die Äußerlichkeit und Begriffslosigkeit des Umschlags des Kaufmannskapitals ist aber noch größer, weil der Umschlag desselben Kaufmannskapitals die Umschläge sehr verschiedner produktiver Kapitale gleichzeitig oder der Reihe nach vermitteln kann.
    Der Umschlag des Kaufmannskapitals kann aber nicht nur Umschläge verschiedner industriellen Kapitale vermitteln, sondern auch die entgegengesetzte Phase der Metamorphose des Warenkapitals. Der Kaufmann kauft z.B. die Leinwand vom Fabrikanten und verkauft sie an den Bleicher. Hier stellt also der Umschlag desselben Kaufmannskapitals – in der Tat dasselbe W – G, die Realisierung der Leinwand – zwei entgegengesetzte Phasen für zwei verschiedne industrielle Kapitale vor. Soweit der Kaufmann überhaupt für die produktive Konsumtion verkauft, stellt sein W – G stets das G – W eines industriellen Kapitals und sein G – W stets das W – G eines andern industriellen Kapitals vor.
    Wenn wir, wie es in diesem Kapitel geschieht, K, die Zirkulationskosten, weglassen, den Teil des Kapitals, den der Kaufmann außer der im Ankauf der Waren ausgelegten Summe vorschießt, so fällt natürlich auch Δ K fort, der zusätzliche Profit, den er auf dies zusätzliche Kapital macht. Es ist dies also die strikt logische und mathematisch richtige Betrachtungsweise, wenn es gilt zu sehen, wie Profit und Umschlag des Kaufmannskapitals auf die Preise wirken.
    Wenn der Produktionspreis von 1 Pfund Zucker 1 Pfd. St., so könnte der Kaufmann mit 100 Pfd. St. 100 Pfund Zucker kaufen. Kauft und verkauft er im Lauf des Jahres dies Quantum und ist die jährliche Durchschnittsprofitrate 15%, so würde er zuschlagen auf 100 Pfd. St. 15 Pfd. St., und auf 1 Pfd. St., den Produktionspreis von 1 Pfund, 3 sh. Er würde also das Pfund Zucker zu 1 Pfd. St. 3 sh. verkaufen. Fiele dagegen der Produktionspreis von 1 Pfund Zucker auf 1 sh., so würde der Kaufmann mit 100 Pfd. St. 2000 Pfund

Weitere Kostenlose Bücher