Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
1848/1857, betrug das 1846/47 in Eisenbahnen angelegte Kapital an 75 Millionen Pfd. St. –, mußte der Kredit in Anspruch genommen werden, und das eigentliche Geschäft der Firma mußte meist auch noch bluten.
Und dies eigentliche Geschäft war in den meisten Fällen auch schon überlastet. Die lockenden hohen Profite hatten zu weit ausgedehnteren Operationen verleitet, als die disponiblen flüssigen Mittel rechtfertigten. Aber der Kredit war ja da, leicht erlangbar und wohlfeil obendrein. Der Bankdiskonto stand niedrig: 1844 13 / 4 – 2 3 / 4 %, 1845 bis Oktober unter 3%, dann eine kurze Zeit steigend bis 5% (Febr. 1846), dann wieder fallend bis auf 3 1 / 4 % im Dez. 1846. Die Bank hatte in ihren Kellern einen Goldvorrat von unerhörtem Betrag. Alle inländischen Börsenwerte standen so hoch wie nie vorher. Warum also die schöne Gelegenheit vorbeigehn lassen, warum nicht flott ins Geschirr gehn? Warum nicht den nach englischen Fabrikaten schmachtenden fremden Märkten alle Waren zuschicken, die man nur fabrizieren konnte? Und warum sollte nicht der Fabrikant selbst den doppelten Gewinn einheimsen, der aus dem Verkauf des Garns und Gewebes im fernen Osten und aus dem Verkauf der dafür erhaltenen Rückfracht in England erwuchs?
So entstand das System der massenhaften Konsignationen, gegen Vorschuß, nach Indien und China, das sehr bald sich fortentwickelte zu einem System von Konsignationen bloß um des Vorschusses willen, wie es in den nachfolgenden Noten im einzelnen geschildert ist und wie es mit Notwendigkeit enden mußte in massenhafter Überführung der Märkte und im Krach.
Dieser Krach kam zum Ausbruch infolge der Mißernte von 1846. England und besonders Irland bedurften enormer Zufuhren von Lebensmitteln, namentlich Korn und Kartoffeln. Aber die Länder, die diese lieferten, konnten nur zum allergeringsten Teil in englischen Industrieprodukten dafür bezahlt werden; man mußte Edelmetall in Zahlung geben; Gold für mindestens 9 Millionen ging ins Ausland. Von diesem Gold kamen volle 7 1 / 2 Millionen aus dem Barschatz der Bank von England, deren Bewegungsfreiheit auf dem Geldmarkt dadurch empfindlich gelähmt wurde; die übrigen Banken, deren Reserven bei der Bank von England liegen, tatsächlich mit der Reserve dieser Bank identisch sind, mußten nun ebenfalls ihre Geldakkommodation einschränken; der rasch und leicht dahinströmende Fluß der Zahlungen geriet ins Stocken, erst hier und da, dann allgemein. Der Bankdiskonto, im Januar 1847 noch 3 – 3 1 / 2 %, stieg im April, wo die erste Panik losbrach, auf 7%; dann kam im Sommer nochmals eine vorübergehende kleine Erleichterung (6,5, 6%), als aber auch die neue Ernte mißriet, brach die Panik aufs neue und heftiger los. Der offizielle Minimaldiskonto der Bank stieg im Oktober auf 7, im November auf 10%, d.h. die weitaus größte Mehrzahl der Wechsel wurde nur gegen kolossale Wucherzinsen oder überhaupt nicht mehr diskontierbar; die allgemeine Zahlungsstockung brachte eine Reihe der ersten Häuser und viele, viele mittlere und kleine zum Bankrott; die Bank selbst war in Gefahr, infolge der ihr durch den pfiffigen Bankakt von 1844 auferlegten Beschränkungen fallieren zu müssen – da suspendierte, auf allgemeines Andringen, die Regierung am 25. Oktober den Bankakt und entfernte damit die der Bank auferlegten absurden gesetzlichen Fesseln. Nun konnte sie ihren Notenschatz ungehindert in Zirkulation setzen; da der Kredit dieser Banknoten tatsächlich durch den Kredit der Nation garantiert, also unerschüttert war, trat damit sofort die entscheidende Erleichterung der Geldklemme ein; natürlich fallierten noch eine Menge großer und kleiner, hoffnungslos festgerittner Firmen, aber der Höhepunkt der Krise war überwunden, der Bankdiskonto fiel im Dezember A33 wieder auf 5%, und schon im Laufe von 1848 bereitete sich jene erneuerte Geschäftstätigkeit vor, die den revolutionären Bewegungen des Kontinents im Jahre 1849 die Spitze abbrach, und die in den fünfziger Jahren zuerst eine bis dahin unerhörte industrielle Prosperität herbeiführte, dann aber auch – den Krach von 1857. – F. E.}
I. Über die kolossale Entwertung von Staatspapieren und Aktien während der Krise 1847 gibt ein vom House of Lords 1848 herausgegebnes Aktenstück Aufschluß. Danach betrug der Wertfall am 23. Oktober 1847 verglichen mit dem Stand vom Februar desselben Jahres:
auf englische Staatspapiere
93 824 217 Pfd. St.
auf Dock- und Kanalaktien
1 358 288 Pfd.
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