Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Wert seiner Ware für ihn rückverwandelt, sei es in produktives Kapital, sei es in Warenkapital, schon bevor dieser Wert wirklich in Geld verwandelt worden, bevor der Warenpreis verfallen und bezahlt ist. In solchen Zeiten der Prosperität wickelt sich der Rückfluß leicht und glatt ab. Der Kleinhändler zahlt mit Sicherheit dem Großhändler, dieser dem Fabrikanten, dieser dem Importeur des Rohstoffs etc. Der Schein rascher und sicherer Rückflüsse hält sich immer für längre Zeit, nachdem deren Wirklichkeit vorbei, durch den Kredit, der einmal im Gang ist, da die Kreditrückflüsse die wirklichen vertreten. Die Banken fangen an, Lunte zu riechen, sobald ihre Kunden mehr Wechsel als Geld einzahlen. Siehe die obige Aussage des Liverpooler Bankdirektors, S. 398.
Hier noch einzuschalten, was ich früher bemerkt: »In Epochen vorherrschenden Kredits wächst die Geschwindigkeit des Geldumlaufs schneller als die Preise der Waren; während mit abnehmendem Kredit die Preise der Waren langsamer fallen als die Geschwindigkeit der Zirkulation.« (»Zur Kritik d. Pol. Oekon.«, 1859, p. 83, 84.)
In der Periode der Krise verhält es sich umgekehrt. Zirkulation Nr. I kontrahiert sich, die Preise fallen, ebenso die Arbeitslöhne; die Zahl der beschäftigten Arbeiter wird eingeschränkt, die Masse der Umsätze nimmt ab. Dagegen in Zirkulation Nr. II wächst mit abnehmendem Kredit das Bedürfnis für Geldakkommodation, ein Punkt, auf den wir gleich näher eingehn.
Es unterliegt durchaus keinem Zweifel, daß bei der Abnahme des Kredits, die mit Stockung des Reproduktionsprozesses zusammenfällt, die Zirkulationsmasse, die für Nr. II Revenueausgabe, erheischt ist, abnimmt, während die für Nr. II, Kapitalübertragung, steigt. Es ist aber zu untersuchen, wieweit dieser Satz identisch ist mit dem von Fullarton und andren aufgestellten:
»Eine Nachfrage für Kapital auf Anleihe und eine Nachfrage für zusätzliche Zirkulationsmittel sind ganz verschiedne Dinge und kommen nicht oft zusammen vor.« 91
Zunächst ist klar, daß im ersten der beiden obigen Fälle, zur Zeit der Prosperität, wo die Masse des zirkulierenden Mediums wachsen muß, die Nachfrage dafür wächst. Aber es ist ebenso klar, daß, wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese besondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital in die Zirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des Kreditwesens z.B. dasselbe variable Kapital, dieselbe Menge Arbeitslohn, in einem Lande eine größre Masse Umlaufsmittel erfordert als im andern; in England z.B. mehr als in Schottland, in Deutschland mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirtschaft dasselbe im Reproduktionsprozeß tätige Kapital zu verschiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung seiner Funktion.
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für Anleihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unterscheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur Prosperitätszeit und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Entwicklung des Kreditsystems während der Prosperitätszeit, also auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied in der Größe der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden charakterisiert.
Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden zunächst dadurch, daß in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung nimmt die erstere ab, die zweite zu.
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auffällt, ist das Phänomen, daß in solchen Zeiten, wo die securities – die Leihpfänder und Wechsel – in der Hand der Bank von England zunehmen, ihre Notenzirkulation abnimmt und umgekehrt. Die Höhe der securities drückt aber den
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