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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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dies ist unter obigen Voraussetzungen nicht der Fall.
    Die Zufuhr eines Artikels kann aber auch unter den Durchschnitt fallen, wie bei Mißernte in Korn, Baumwolle etc., und die Nachfrage nach Leihkapital wachsen, weil darauf spekuliert wird, daß die Preise noch höher steigen, und das nächste Mittel, sie steigen zu machen, darin besteht, einen Teil der Zufuhr dem Markt zeitweilig zu entziehn. Um aber die gekaufte Ware zu bezahlen, ohne sie zu verkaufen, wird vermittelst der kommerziellen »Wechselwirtschaft« Geld verschafft. In diesem Fall wächst die Nachfrage nach Leihkapital, und der Zinsfuß kann steigen infolge dieses Versuchs, die Zufuhr der Ware zum Markt künstlich zu verhindern. Der höhere Zinsfuß drückt dann eine künstliche Verminderung der Zufuhr des Warenkapitals aus.
    Andrerseits kann die Nachfrage nach einem Artikel wachsen, weil seine Zufuhr gewachsen ist und der Artikel unter seinem Durchschnittspreis steht.
    In diesem Fall kann die Nachfrage nach Leihkapital dieselbe bleiben oder selbst fallen, weil mit derselben Geldsumme mehr Waren zu haben sind. Es könnte aber auch spekulative Vorratbildung eintreten, teils zur Benutzung des günstigen Moments für Produktionszwecke, teils in Erwartung späterer Preissteigerung. In diesem Fall könnte die Nachfrage nach Leih kapital wachsen, und der erhöhte Zinsfuß wäre so Ausdruck von Kapitalanlage in überschüssiger Vorratbildung von Elementen des produktiven Kapitals. Wir betrachten hier nur die Nachfrage nach Leihkapital, wie sie beeinflußt wird durch die Nachfrage und Zufuhr des Warenkapitals. Es ist schon früher auseinandergesetzt, wie der wechselnde Stand des Reproduktionsprozesses in den Phasen des industriellen Zyklus auf das Angebot von Leihkapital wirkt. Den trivialen Satz, daß die Marktrate des Zinsfußes bestimmt ist durch Zufuhr und Nachfrage von (Leih-)Kapital, wirft Overstone schlauerweise zusammen mit seiner eignen Annahme, wonach Leihkapital identisch ist mit Kapital überhaupt, und sucht dadurch den Wucherer in den einzigen Kapitalisten und sein Kapital in das einzige Kapital zu verwandeln.
    In Zeiten der Klemme ist die Nachfrage nach Leihkapital Nachfrage nach Zahlungsmittel und weiter gar nichts; keineswegs Nachfrage nach Geld als Kaufmittel. Der Zinsfuß kann dabei sehr hoch gehn, einerlei ob reales Kapital – produktives und Warenkapital – im Übermaß vorhanden oder knapp. Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist bloße Nachfrage nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kaufleute und Produzenten gute Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage nach Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, soweit also ein Vorschuß von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt, sondern das ihnen mangelnde Äquivalent, in welcher Form es sei, zum Zahlen. Dies ist der Punkt, wo beide Seiten der landläufigen Theorie bei Beurteilung der Krisen recht und unrecht haben. Die da sagen, daß bloß Mangel an Zahlungsmitteln existiert, haben entweder bloß die Besitzer von bona fide Sicherheiten im Auge oder sind Narren, die glauben, es sei die Pflicht und in der Macht einer Bank, durch Papierzettel alle bankrotten Schwindler in zahlungsfähige solide Kapitalisten zu verwandeln. Die da sagen, daß bloß Mangel an Kapital existiert, machen entweder bloße Wortklauberei, da ja in solchen Zeiten das inkonvertible Kapital infolge von Übereinfuhr und Überproduktion massenhaft vorhanden ist, oder sie sprechen bloß von jenen Kreditrittern, die nun in der Tat in Umstände gesetzt sind, wo sie nicht länger fremdes Kapital erhalten, um damit zu wirtschaften, und nun verlangen, die Bank solle ihnen nicht nur das verlorne Kapital zahlen helfen, sondern sie auch noch zur Fortsetzung des Schwindels befähigen.
    Es ist Grundlage der kapitalistischen Produktion, daß das Geld als selbständige Form des Werts der Ware gegenübertritt oder daß der Tauschwert selbständige Form im Geld erhalten muß, und dies ist nur möglich, indem eine bestimmte Ware das Material wird, in deren Wert sich alle andern Waren messen, daß sie ebendadurch die allgemeine Ware, die Ware par excellence im Gegensatz zu allen andern Waren wird. Dies muß sich in doppelter Hinsicht zeigen, und namentlich bei kapitalistisch entwickelten Nationen, die das Geld in großem Maß ersetzen, einerseits durch Kreditoperationen, andrerseits durch Kreditgeld. In Zeiten der Klemme, wo der Kredit einschrumpft oder ganz aufhört, tritt plötzlich Geld als einziges Zahlungsmittel und wahres

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