Der Gesandte des Papstes
zu nehmen, bis der Husten weg ist.«
Blaise stand auf. Der Klang seiner Stimme duldete keinen Widerspruch. »Ausziehen. Das Wams genügt.«
Seufzend öffnete Raoul die Knöpfe und legte das Wams ab. Er musste sitzen bleiben, während Blaise ihn mit seinen immer noch scharfen Augen musterte. Der Blick des Kaplans blieb kurz an der langen Narbe unter dem Schlüsselbein hängen. Raoul wusste, dass Blaise an den Tag dachte, als Raoul zwar verwundet, aber als frischgebackener Ritter nach Hause gekommen war. Während der wochenlangen Kämpfe gegen Raubritter, die in den Vogesen ihr Unwesen trieben, hatte Raoul nicht nur erfahren, wie es sich anfühlt, wenn einem Stahl in den Körper drang, sondern auch, was es heißt, einen Mann mit eigenen Händen zu töten.
»Du hast abgenommen«, stellte Blaise fest. »Isst du zu wenig?«
»Der Winter ist vorbei. Ich sitze nicht mehr nur faul herum.«
Der Kaplan trat hinter ihn und betastete seinen Hals, den Kiefer, das Schlüsselbein. »Tut das weh?«
»Nein.«
»Hattest du noch einmal Fieber?«
»Nein, Blaise. Es ist alles in Ordnung. Es ist nur ein Husten.«
»›Nur ein Husten‹ gibt es nicht. Alles hat eine Ursache.« Blaise stellte ihm eine Reihe von Fragen, die Raoul alle verneinte. Schließlich setzte sich der alte Mann wieder an den Tisch und schwieg.
»Was denkst du?«, fragte Raoul. »Muss ich mit einer Glocke herumlaufen, damit sich alle rechtzeitig vor mir in Sicherheit bringen können?«
Blaise reagierte auf den Scherz mit einem missbilligenden Blick. »Meine größte Sorge war, dass du den Schwund hast. Aber nichts deutet darauf hin. Es scheint sich um eine harmlose Reizung des Rachens zu handeln.«
»Gut. Das beruhigt mich.« Raoul nahm sein Wams und wollte es überstreifen, doch der Kaplan sagte:
»Warte. Wir sind noch nicht fertig.«
Raoul wusste Blaises Bemühungen zu schätzen, doch er fand, dass dieser es allmählich übertrieb. »Was denn noch? Du weißt doch jetzt, woran es liegt.«
»Du bist genauso ein Dummkopf wie dein Vater. In Akkon hat er mir einmal verboten, ihm zu helfen, als ihm ein Pfeil im Bein und ein zweiter in der Schulter steckte.«
Raoul grinste. »Wir Bazerats sind eben robust.«
»Töricht wäre das passendere Wort.« Blaise zog eine Kiste unter dem Tisch hervor, öffnete sie und nahm einen kupfernen Trichter heraus. »Versuch zu husten«, sagte er und horchte mit dem Trichter Raouls Rücken ab.
Raoul kam der Aufforderung nach, was ihm nicht schwerfiel. Der nachgeahmte Husten rief auf der Stelle einen echten hervor. Er hielt die Hand vor den Mund und betrachtete sie, als der Husten vorüber war. Blut glitzerte auf seinem Handteller, mehr als am Morgen.
Blaise bemerkte es. Schneidend fragte er: »Seit wann hast du das? Warum hast du mir nichts davon gesagt?« Er trat vor Raoul. Seine Erschöpfung schien schlagartig verschwunden zu sein, und auf sein Gesicht legte sich ein Schatten.
»Seit heute Morgen«, antwortete Raoul und schloss sein Wams. »Nach dem Aufwachen.«
Wortlos nahm Blaise seine Hand und betrachtete das Blut. Der Griff der knochigen, aber äußerst kräftigen Finger um sein Handgelenk schmerzte Raoul. Er war Jacques zuliebe hergekommen, weil er es nicht ertrug, wenn andere sich Sorgen um ihn machten - Sorgen, die er für maßlos übertrieben hielt. Doch als er die Dunkelheit in Blaises Augen bemerkte, beschlich ihn zum ersten Mal ein Gefühl der Beunruhigung. »Was habe ich, Blaise?«, fragte er. »Was ist das für eine Krankheit?«
Blaise ließ ihn los und gab ihm ein Tuch für das Blut. Er bemühte
sich vergeblich um einen sachlichen Ton. »Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren. Ich muss nachlesen, bevor ich dir eine Antwort gebe.«
»Aber du hast einen Verdacht, nicht wahr?«
Die Kieferknochen des Kaplans mahlten. Schließlich sagte er: »Mir sind nur wenige Krankheiten bekannt, die sich durch blutigen Auswurf bemerkbar machen. Eine ist der Schwund. Aber die typischen Anzeichen der Weißen Pest fehlen bei dir. Vielleicht treten sie in den nächsten Tagen auf, aber das wäre unwahrscheinlich.«
»Und die anderen? Wie heißen die anderen Krankheiten?«
Blaise sank unmerklich in sich zusammen, als wäre seine Müdigkeit plötzlich zurückgekehrt, stärker als zuvor. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. »Wie gesagt, es ist zu früh. Lass mich bei ibn-Sina und Galenos nachlesen. Alles andere wäre …« Er wollte aufstehen, doch Zorn wallte in Raoul auf, und er packte seinen alten
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