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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Knaller … wir wären gerettet.«
    Kilian und Heinlein betraten den Großen Saal durch die beiden Stahltüren, vorbei am Inspizientenpult, und standen unversehens auf der Bühne. Vor einer großen Treppe strahlten zwei Scheinwerfer von oben herab auf die Bühnenbauten. Vier unterschiedlich hohe Mauern, schwarz lackiert und im Viereck zueinander arrangiert, damit man zwischen ihnen hindurch die Bühne betreten und verlassen konnte. Davor, im Orchestergraben, der im Zwielicht lag, saßen die Sänger, zeitunglesend, telefonierend, gelangweilt. Einer hantierte mit einem Degen, kämpfte gegen seinen Schatten.
    Eine Frau bemerkte sie, kam auf sie zu. »Sind Sie die Herren von der Kriminalpolizei?« Heinlein nickte.
    »Kommen Sie bitte«, bat sie sie in den Orchestergraben, »die Drehbühne muss frei bleiben. Da kann leicht was passieren. Die Versicherung zahlt dann nicht.«
    Sie folgten ihren Anweisungen, gingen bis zu einer Rampe, von der Stufen zum Orchestergraben führten.
    »Bitte gehen Sie weiter«, insistierte sie. »Sie stehen genau unter dem eisernen Vorhang.«
    Kilian merkte, wie in Heinlein der Unmut wuchs. Er mochte es nicht, wenn er herumkommandiert wurde.
    »Was für ein Vorhang?«, fragte er. »Ich sehe nichts.« Die Frau deutete nach oben, wo in zehn Meter Höhe eine dicke Abtrennung, einer eisernen Wand gleich, über ihren Köpfen hing.
    »Nehmen Sie es Jeanne nicht übel«, sagte Ludewig, der plötzlich aus dem Orchestergraben auftauchte, »es ist ihr Job als Inspizientin, dass die Vorschriften auf der Bühne eingehalten werden.«
    »Was ist der eiserne Vorhang?«, fragte Kilian.
    »Das ist eine Schutzwand, die ziemlich schnell herunterfährt, wenn auf der Bühne ein Feuer ausbricht und auf den Zuschauerraum überzugreifen droht.
    Man kann aber nie wissen, ob sich der eiserne mal selbständig macht. Dann ist es besser, wenn man nicht darunter steht. Das Ding wiegt einige Tonnen.«
    Das überzeugte Heinlein und Kilian, und sie stiegen die Stufen in den Orchestergraben hinunter, der auf mittlerer Höhe angebracht war. Von hier aus konnte man leicht die Bühne und den Zuschauerraum betreten.
    »Hört mal bitte alle her!«, rief Ludewig seinen Kollegen zu. »Die Herren sind von der Kriminalpolizei. Sie untersuchen den Tod von Freddie und haben ein paar Fragen an uns.«
    Heinlein bedankte sich, machte einen Schritt nach vorn. Kilian hielt sich im Hintergrund, setzte sich und beobachtete.
    »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen«, begann Heinlein, »es muss ein großer Verlust für Sie sein, so kurz vor der Premiere den Regisseur zu verlieren.«
    Die Häupter der Umstehenden neigten sich, verfielen stumm und unbeweglich in einen Moment der Trauer.
    Heinlein fuhr fort: »Wie Sie vermutlich wissen, ist Herr Sandner vor gut einer Stunde in seinem Büro zu Tode gekommen. Hat jemand von Ihnen etwas gehört oder gesehen, was uns bei der Aufklärung hilfreich sein könnte?«
    Kilian war gespannt, wer antworten würde, wer der Meinungsführer unter ihnen war. Eine Frau, Mitte zwanzig, blond, geblümtes Kleid, an einem Klavier. Sie
    saß auf ihren Handrücken, wippte vor und zurück, wie auf einer Schaukel. Daneben ein Mann, an der Absperrung zum Zuschauerraum gelehnt, die Arme verschränkt, abwartend. Seine Finger klimperten nervös eine Melodie auf seinem Unterarm. An einem Tisch saß wieder eine Frau, vor ihr ein dickes Buch aufgeschlagen, mit Noten und handschriftlichen Aufzeichnungen versehen. Demonstrativ fixierte sie einen Punkt auf der Bühne, zeigte, dass sie sich nicht angesprochen fühlte. Die Nächste war eine junge Frau Ende zwanzig, knallrotes Haar, keine Naturfarbe, sondern ein grell eingefärbter Pumucklschopf, Latzhose und Turnschuhe, saß auf dem Tisch, ließ die Beine baumeln. Ihr Blick war wach, wartete darauf, angesprochen zu werden. Ganz hinten am Ende des Orchestergrabens standen drei Männer zusammen, eine verschworene Gruppe. Der eine war der Degenkämpfer, der andere ein Schrank von einem Mann und der dritte ein älterer mit grauen Haaren.
    Ebenjener antwortete. »Wir werden Ihnen kaum weiterhelfen können. Zur fraglichen Zeit waren wir alle in unseren Zimmern, um uns auf die nächste Szene vorzubereiten. Die Solisten zumindest. Wo die Techniker waren, weiß ich nicht. Wahrscheinlich in der Kantine, einen heben.«
    »Halt mal die Luft an!«, schallte es aus den Zuschauerreihen, ganz hinten. Kilian musste die Augen gegen das Scheinwerferlicht schützen, um zu erkennen, dass in den hinteren

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