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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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war kurz vorher in meinem Büro.«
    Er ging weiter, sie folgten.
    »Worum ging es dabei?«, rief Kilian ihm mehr nach, als dass er ihn fragte.
    Reichenberg blickte zur Seite, so, als verfiele er geistesabwesend in Trauer. »Es gehört zu meinen eher wenig schönen Pflichten, ein Machtwort zu sprechen, wenn ich sehe, dass sich etwas in die falsche Richtung entwickelt. Bei Freddie war es so weit. Ich musste einschreiten, bevor noch mehr Zeit verstrich. Ich habe ihn gefeuert.«
    »Warum?«
    Reichenberg, am Ziel seines Weges angekommen, dem Künstlerischen Betriebsbüro, kurz KBB, blieb in der Tür stehen und drehte sich um. »Er war auf dem besten Weg, eine Produktion in den Sand zu setzen.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    »Das ist mein Job, es zu wissen, besser, es vorauszuahnen.«
    »War er so schlecht?«
    »Nein, überhaupt nicht. Er war, künstlerisch gesehen, eine Koryphäe. Das Theater hat ihm viel zu verdanken. Er hatte nur einen Nachteil.«
    »Und der war?«
    »Er konnte die Zügel nicht straff halten. Stellen Sie sich vor, die Premiere ist in zwei Wochen, und der
Don Giovanni
kennt noch immer nicht seine Laufwege, verliert andauernd den Degen und weiß immer noch nichts mit den Frauen anzustellen. Unvorstellbar, der
Don Giovanni
hampelt auf der Bühne herum, als wäre er in der Augsburger Puppenkiste. Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen.«
    »Worauf?«
    »Freddie unter Vertrag zu nehmen, natürlich. Ich war gewarnt. Seine letzten Engagements hatte er alle frühzeitig beendet.«
    »Und wieso haben Sie es dennoch gemacht?« Reichenberg nahm die Brille ab, strich sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Er tat mir Leid. Die Donna Anna … Kayleen hat sich sehr für ihn eingesetzt. Sie hat damit gedroht, wenn er nicht die Regie bekäme, würde sie als Donna Anna ausfallen. Und Gott weiß, wie schwer es ist, ihren Part zu besetzen. Nicht, dass es zu wenig Anwärterinnen dafür gäbe, aber es muss die richtige sein.
    Es war Freddies letzte Gelegenheit, wieder ein Bein auf den Boden zu bekommen. Wer es als Regisseur mit sechzig Jahren nicht geschafft hat, ist weg vom Fenster. Die Jungen drängen nach. Also gab ich ihm noch ’ne Chance.«
    Kilian erinnerte sich an die Presseberichte und Fotos, die er im Zimmer gesehen hatte. »Und seine Erfolge, die er sich erworben hatte? Zählen die nicht?«
    Reichenberg schaute Kilian überrascht an, ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Erfolg, ja, den hatte er. Doch der Erfolg ist flüchtig. Du fängst immer von neuem an, bei jeder Produktion, ganz von Anfang, als sei vorher nichts gewesen.«
    Er ließ diese Worte stehen, gab ihnen Raum zur Entfaltung, zur Bedeutung. Kilian hielt ihn für einen passablen Schauspieler.
    »In welcher Verfassung war Sandner, als er Ihr Büro verließ?«, fragte Kilian.
    Reichenberg dachte einen Moment nach. »Äußerlich gefasst. Er besaß Contenance, verstehen Sie? Er hätte niemals seine Emotionen vor anderen gezeigt, dafür war er viel zu … feinfühlig oder, besser, zu gut erzogen. Wie es jedoch in ihm drin ausgeschaut hat, tja, wer weiß das schon.
    Wenn sonst nichts mehr ist …«
    Heinlein verneinte, doch Kilian wollte noch etwas wissen.
    »Sind Sie vom Selbstmord des Herrn Sandner überzeugt?«, fragte er Reichenberg.
    Jener war irritiert. »Natürlich, was denn sonst?!«
    »Ich wollte es nur wissen«, sagte Kilian und wandte sich Heinlein zu.
    Reichenberg nutzte die Chance und ging.
    Sie blickten diesem kleinen Mann nach, wie er zu den beiden Mitarbeitern schritt, als gelte es, die Last der ganzen Welt zu tragen. Nun, für die Welt, in der sie sich befanden, war es wahrscheinlich auch so.
    Bevor Heinlein und Kilian sich auf den Weg zu den Sängern machten, hörten sie aus dem KBB, wie so manche Hoffnung wie eine Seifenblase platzte.
    »Franzen ist in Salzburg gebunden, Hoffmann in Berlin, Fürstenberg in London. Die anderen von der Liste brauchen wir erst gar nicht zu kontaktieren. Die haben mit ihren Stücken selbst in ein paar Wochen Premiere.«
    »Dann ist es vorbei. Wir müssen die Premiere absagen.«
    »Es gibt noch eine allerletzte Möglichkeit.«
    »Die wäre?«
    »Zuerst konnte ich es gar nicht glauben …«
    »Reden Sie schon.«
    »Vorhin kam ein Fax herein. Ohne Absender. Und da steht dieser Name drauf.«
    »Das gibt’s doch nicht!«
    »… und ich habe schon Kontakt aufgenommen.«
    »Weiter …«
    »Wir sollen noch heute Bescheid bekommen.«
    »Ich darf gar nicht daran denken. Das wäre der absolute

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