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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Giovanni
sei nur ein Trick. Sein eigentliches Ziel sei Aminta Gudjerez. Was auch immer er später mit ihr vorhatte, er hatte sein Ziel vorerst erreicht. In den frühen Morgenstunden war sie gegangen.
    Zuerst dachte Kilian, dass es eine Änderung im Probenplan gegeben hätte, da er das Bühnenbild nicht mehr erkannte. Aus den vormalig schwarzen vier Wänden, die auf der Drehbühne rechteckig zueinander angeordnet waren, war nun ein Bühnenaufbau geworden, der an das Setting einer Talkshow im Fernsehen erinnerte.
    Zentral platziert war das rote Sofa, das bis zu vier Personen aufnehmen konnte. An den zwei Seiten und der Hinterseite war ein Gerüstaufbau angebracht, der den Umlauf zweier Stockwerke mit Türen, die in verschiedene Räume gingen, darstellte. Als Hintergrundbild diente die gemalte nächtliche Skyline, die Kilian zuvor schon gesehen hatte. Ein großes Display thronte über dem Sofa. Die Einspielungen wurden aus der Lichtregie am hinteren Ende des Großen Saals gesteuert. Die im schnellen Vorlauf gespulten Bilder zeigten voyeuristisches Material von nackten Frauen – amerikanischen Homevideos ähnlich, die ins Internet gestellt werden. Eingefasst war die Szenerie in eine überdimensionale Blende, die einem alten TV-Gerät mit Bedienknöpfen glich. Bühnenbauer und Regisseur machten somit aus dem Opernbesucher den Zuschauer einer Talkshow. Sie hatte auch einen Titel. In roter Neonschrift prangte Leporello’s an dem Gerüst. Es blinkte wie eine Werbung für ein Motel am Straßenrand.
    Erst als Kilian Pohlmann und Franziska im Orchestergraben erkannte, war er sicher, dass er sich nicht im Ort der Probe getäuscht hatte. Sie konnten wie Kilian ihre Überraschung nicht verbergen, was die Änderungen am Bühnenbild betraf. Die beiden Theaterleute diskutierten, ob die Umbauten von der Intendanz und vom Generalmusikdirektor genehmigt worden waren. Stiller hatte bei den Vorbesprechungen großen Wert auf Originaltreue gelegt. Diese zeitgemäße Interpretation hatte jedoch nichts mehr mit der Prager Uraufführung von 1787 zu tun. Insbesondere sollte sein Orchester, der damaligen Zeit entsprechend, nicht im Orchestergraben verschwinden, sondern auf Höhe der Zuschauer links und rechts am Bühnenrand untergebracht werden. Bei Raimondis Arrangement jedoch war das nicht möglich.
    Raimondi kam aus der Nullgasse auf die Bühne. Ihm folgten Roman, der Leporello, und Takahashi als
Don Giovanni
. Die beiden waren kaum wieder zu erkennen. Leporello trug einen schwarzen Smoking über einem weißen Hemd, einen Schwalbenschwanz, der ihn als Butler auswies.
    Seine Herrschaft,
Don Giovanni
, war in einen petrolgrünen Seidenanzug gekleidet. Er schimmerte je nach Einfall des eingesetzten Lichts. Die schwarzen Haare Takahashis waren mit viel Gel nach hinten gekämmt. Als Accessoires bediente er sich einer Sonnenbrille und eines Hutes, dessen Krempe tief ins Gesicht gezogen werden konnte. Ja, mit etwas Gewöhnung konnte der Japaner in dieser Verkleidung als Verführer Einzug in die Phantasie der Zuschauer halten.
    Raimondi wandte sich dem Gerüst zu. »Debbie, bist du auf Position?«
    Eine Tür im zweiten Stockwerk öffnete sich, Debbie trat heraus auf den Umlauf. Das Abendkleid, in dem sie die Donna Elvira geben würde, verschlug Kilian die Sprache, ebenso Pohlmann und Franziska. Das rubinrot glänzende Kleid war bis zum Nabel dekolletiert, die Brüste waren lediglich von dünnen Trägern bedeckt. Nach unten schlängelte sich das Kleid an den Beinen entlang. Sie trug ihre lockigen schwarzen Haare offen, sodass sie ihr auf die Schultern fielen. Auf den ersten Blick mutete sie wie eine HollywoodSchönheit der dreißiger Jahre an, fehlte nur noch, dass Fred Astaire sie zum Tanzen aufforderte.
    »Von mir aus kann’s losgehen«, antwortete Debbie. Raimondi wies dem
Don Giovanni
den Platz auf dem Sofa zu, Leporello sollte daneben stehen bleiben. Er wiederholte für beide den Inhalt der vorhergehenden Szene, bis Donna Elvira auftauchen würde.
    »Dann lasst uns mal einen Durchlauf probieren«, ordnete Raimondi an. An Jeanne gewandt: »Stimmung Nummer vierzehn, bitte.«
    Jeanne gab das Kommando an die Lichtregie weiter. Im Nu verdunkelte sich die Bühne. Ein Spot strahlte auf den Umlauf mit der Donna Elvira.
Don Giovanni
und Leporello tauchten vorübergehend ins Dunkel, das bei ihrem Einsatz durch einen schwächeren Spot ins fahle Licht des Mondscheins wechseln würde.
    »Wenn dann alle so weit sind … bitte sehr.«
    Das Klavier erklang

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