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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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keinster Weise. Aber bei der Gelegenheit …«
    Sie entschuldigte sich und Kilian bei den anderen und führte ihn ein paar Schritte weiter in eine ruhige Ecke.
    »Herr Kilian, ich wollte Sie kurz unter vier Augen sprechen.«
    »Gerne.«
    »Ich habe von Ihrem Kollegen Heinlein bis auf das, was auf der Pressekonferenz verkündet wurde, nichts mehr gehört. Gibt es Neuigkeiten, ich meine, etwas, das ich wissen sollte?«
    Kilian überlegte. Er wog ab, was er ihr sagen konnte, ohne dass er Heinlein in Verlegenheit brachte. »Am Theater ist alles ruhig, soweit man von Ruhe überhaupt sprechen kann. Nach der Betriebsversammlung waren alle recht niedergeschlagen. Doch Herr Raimondi konnte im Ensemble Zuversicht verbreiten. Er macht seine Sache gut, Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen.«
    »Ich denke auch mehr an die Sicherheitslage. Zur Premiere darf nichts schief gehen. Minister und wichtige Unternehmer sind in der Stadt. Sie versichern mir alle, wie gespannt sie auf Raimondis Inszenierung des
Don Giovanni
sind.«
    »Auch in diesem Fall ist Sorge fehl am Platz. Ich bin zwar kein Opernkenner, aber das, was ich gesehen habe, hat mir gefallen.«
    Kilian wusste nicht so recht, ob die Oberbürgermeisterin bereits zum eigentlichen Thema ihrer Unterredung vorgedrungen war. Er hatte den Eindruck, dass da noch mehr im Busch war. Er schwieg, wartete, bis sie von selbst darauf zu sprechen kam. Sein Blick ging kurz zur Seite, dorthin, wo er Raimondi und Aminta getroffen hatte. Er sah die beiden nicht mehr.
    »Was zurzeit in Würzburg geschieht«, sagte sie endlich, »und das, was über uns geschrieben wird, ist nicht gerade eine Werbung für die Stadt …«
    Ah, jetzt verstand Kilian. Es ging ihr um den Ruf Würzburgs als Kulturmetropole. Ein toter Regisseur und ein toter Kulturredakteur passten ihr sicherlich nicht in den Kram. Aber es half alles nichts: Die zwei waren tot, und er konnte nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass nicht noch ein Dritter folgen würde, wenn er an die beiden Anschläge auf Raimondi dachte. Nur sagen konnte er ihr das nicht.
    Stattdessen: »Ich werde mein Bestes dafür tun, dass bis zur Premiere alles ruhig bleibt.«
    »Sicher, aber …«
    Kilian wurde langsam unruhig. Je länger er mit ihr die Sicherheitslage und ihre Sorgen besprach, desto weiter würde sich Raimondi aus seinem Einflussbereich entfernen. Verdammt, wo war er eigentlich? Er konnte ihn unter den Gästen nicht entdecken. Und Aminta auch nicht.
    »Frau Oberbürgermeisterin«, sagte er, »ich werde alles tun, was Sie von mir erwarten. Doch jetzt muss ich nach Herrn Raimondi schauen. Ich kann ihn hier nicht mehr unter den Gästen sehen.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, ging Kilian los. Draußen auf dem Gang standen einzelne Gäste bei einem Glas und einem Plausch. Er hastete an ihnen vorbei, hoffte, dass sich Raimondi nicht zu weit davongemacht hatte.
    Am Vierröhrenbrunnen vor dem Rathaus stand ein Streifenwagen. Er fragte die Kollegen, ob sie Raimondi und Aminta gesehen hätten.
    »Rai-was?«, antwortete einer.
    Es war sinnlos. Der
Don Giovanni
hatte sich mit einer der zehn Frauen in die Dunkelheit verabschiedet.

17
    Szene zwei des zweiten Akts sollte einer der Höhepunkte dieser Inszenierung werden. So forderte es Raimondi von seinen Sängern. Das Terzett zwischen Donna Elvira, Leporello und
Don Giovanni
hatte die abermalige Verführung der Donna Elvira durch
Don Giovanni
zum Inhalt. Dabei geht er besonders ruchlos vor, indem er sie mit dem als
Don Giovanni
verkleideten Leporello zusammenbringt. Was das Terzett so anspruchsvoll machte, war die überzeugende schauspielerische und gesangliche Leistung, die Takahashi erbringen musste, damit das falsche Spiel, das
Don Giovanni
mit Donna Elvira spielt, aufging.
    Punkt zehn Uhr betrat Kilian den Großen Saal. Raimondi war bereits seit sieben Uhr im Theater unterwegs. Die Kostüme, die tags zuvor geliefert wurden, sollten heute zur Probe getragen werden. Kilian hatte bei der Anprobe der Kostüme Zutrittsverbot. Das war ihm nicht unrecht, so konnte er zwei Stunden Schlaf nachholen, die er in der vergangenen Nacht für die Suche nach Raimondi geopfert hatte. Erschöpft und erfolglos war er in sein Hotelzimmer gekommen. Die Verbindungstür zu Raimondis Zimmer war verschlossen. Er musste sie nicht öffnen, um zu sehen, dass Raimondi in Sicherheit war. Er hörte es – Raimondi war nicht allein. Er erinnerte sich an die Worte Batricios, Raimondi mache nichts umsonst. Die Inszenierung des
Don

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