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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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nicht. In all dem Trubel war niemandem aufgefallen, dass Sue, die Pianistin, nicht an ihrem Arbeitsplatz war.
    »Was ist los? Wo bleibt die Musik?«, donnerte Raimondi über die Häupter hinweg.
    Franziska wollte sich bereits auf den Weg machen, als ihr einfiel, dass sie Sue ersetzen konnte. Sie kannte das Stück, jeden einzelnen Part, und das Klavier würde ihr keine Schwierigkeiten bereiten. So setzte sie sich, ließ die Finger knacken und gab ein »Ich bin bereit« zur Bühne.
    Raimondi schmunzelte ihr anerkennend zu. Dann wiederholte er sein Kommando.
    Sanft führte Franziska auf den Einsatz der Donna
    Elvira hin.
»Ah taci, ingiusto cuore …«
13
    Debbie sang die Arie engelsgleich, im Schein eines unschuldigen Lichts, bis die Hinterhältigkeit
Don Giovanni
s erneut aufflammte. Er wechselte geschwind mit Leporello das Jackett, gab ihm Sonnenbrille und Hut und setzte ihn aufs Sofa. Nun sang
Don Giovanni
, Leporello mimte den reuigen Edelmann, und schließlich hätten sie Donna Elviras Herz erweicht, wenn nicht ein ungebetener Gast dazwischengekommen wäre.
    Stiller, der Generalmusikdirektor, trat an den Orchestergraben heran und befahl Arbeitslicht. Im Handumdrehen war die einnehmende Szenerie in grellem Weiß aufgelöst. »Wo ist mein Bühnenbild geblieben?!«
    Pohlmann und Franziska schwiegen, blickten zu Raimondi. Der ließ sich Zeit mit der Antwort, überlegte, ging dabei auf Stiller zu. »Was fällt Ihnen ein, meine Probe zu stören?«
    »Wie …«
    »Sie haben mich schon verstanden«, wiederholte Raimondi ruhig. Der Ton, den er anschlug, verhieß nichts Gutes.
    Stiller wandte sich an Pohlmann: »Ist das hier«, er fuchtelte mit der Hand in Richtung Bühne, »mit dem Intendanten abgesprochen?«
    Raimondis Geduld war zu Ende. »Sehen Sie mich an, wenn ich mit Ihnen spreche!«
    Stiller wich zurück. Diesen Ton war er nicht gewöhnt, und wenn, dann schlug er ihn an und niemand sonst in diesem Haus. »Wie sprechen Sie mit mir?«
    »So, wie Sie es verdienen, wenn Sie eine Probe unterbrechen. Also, was wollen Sie hier?«
    Stiller suchte nach einer Antwort. Auch das war er nicht gewohnt. Sonst stellte er die Fragen.
    Raimondi ließ nicht ab von ihm. »Wissen Sie nicht, wieso Sie hier sind?«
    »Natürlich.«
    »Also?«
    Schweigen. Stiller zeigte sich konsterniert.
    Das erste unterdrückte Kichern schlich durch die Reihen.
    »Ruhe!«, befahl Raimondi.
    Dann wieder zu Stiller: »Ich schlage vor, Sie kommen wieder, wenn Sie wissen, was Sie eigentlich wollen. Was halten Sie davon?«
    Einer der Techniker konnte sich nicht mehr beherrschen. Ein lautes Lachen war von hinter der Bühne zu vernehmen.
    »Das wird ein Nachspiel haben«, drohte Stiller und ging davon.
    Raimondi wartete, bis die Tür ins Schloss gefallen war. Es herrschte für einen Moment Totenstille. Alle Augen waren auf Raimondi gerichtet. Jeder wusste, dass er mit der Abkanzelung Stillers die Rangordnung des Hauses gründlich aufgemischt hat te.
Le roi est mort. Vive le roi.
14 Franziska lächelte zufrieden Stiller hinterher. Wieder musste sich Kilian über ihr sonderbares Verhältnis wundern. Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatte eine spürbare Gereiztheit zwischen ihnen geherrscht.
    Ruhig, fast schon gelassen wandte sich Raimondi wieder der Arbeit zu. »Wenn ich nochmals bitten dürfte …«
    Jeder ging auf seine Position.
    *
    Heinlein hatte Marianne Endres und Sue Ryser über ihre Rechte aufgeklärt. Nein, sie seien nicht festgenommen, beantwortete Heinlein die giftige Frage Mariannes. Das Gespräch käme einer Vernehmung gleich. Deshalb mussten sie die Wahrheit sagen, da sie sich sonst strafbar machten. Verschwiegen sie etwas im Laufe der Befragung, auf das sie sich später, bei einem eventuellen Prozess berufen wollten, so könne dies nicht zugelassen werden.
    Benno Führwald hatte beiden gleich beim Betreten des Verhörzimmers eine Schweißprobe an Hals und Handwurzel, den typischen Punkten, an denen Frauen sich zu parfümieren pflegten, abgenommen. Der Test würde nicht lange dauern. In der Zwischenzeit hatte Heinlein ausreichend Gelegenheit, die beiden über ihr geplatztes Alibi und den Vorwurf der gemeinschaftlichen Tötung an Fred Sandner zu befragen.
    Marianne und Sue saßen an der einen Seite, Heinlein, ihnen gegenüber, an der anderen Seite des Tischs. Was Heinlein nicht sehen konnte, war, dass sich die beiden unterhalb der Tischplatte an den Händen hielten.
    »Sie, Frau Marianne Endres, wohnhaft in der Schillerstraße 34,

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