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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Würzburg, sind seit drei Jahren am Mainfrankentheater beschäftigt«, sagte Heinlein, während er in ihren Ausweis blickte. »Trifft das zu?«
    Die Endres nickte.
    »Für welche Stelle hatten Sie sich beworben?«
    »Eine Hospitanz in der Regie«, antwortete Marianne emotionslos.
    »Wie lange dauerte die Hospitanz?«
    »Zirka zwei Jahre.«
    »Und danach haben Sie sofort eine Stelle als Regieassistentin bekommen?«
    »Qualität setzt sich eben durch.«
    Heinlein blickte sie an. »Von welcher sprechen Sie?« Marianne war verwirrt. »Was meinen Sie?«
    Heinlein lehnte sich zurück, verschränkte die Arme.
    »Man sagt, dass Sie schnell, für manchen sehr schnell, zur Regieassistentin avanciert sind. Mit einer gesunden Arbeitsauffassung allein sei das wohl nicht zu machen gewesen.«
    »Wer sagt das?!«, mischte sich zornig Sue ein.
    »Zu Ihnen kommen wir gleich«, wehrte Heinlein ab. Dann, wieder zu Marianne gewandt: »Sie seien manchem gefällig gewesen.«
    Statt eines energischen Widerspruchs blieb Marianne erstaunlich kühl und gelassen. »Sie meinen, ob ich dem einen Regisseur oder der anderen Kapellmeisterin einen geblasen habe?«
    Heinlein errötete leicht, fing sich aber schnell wieder.
    »Ja, so etwas in der Art.«
    »Nun«, setzte sie ruhig an, »so was kann natürlich schon mal vorkommen, wenn man sich sympathisch ist. Tja, und wenn man dann auch noch eine gute Ausbildung hat und für einen Job qualifiziert ist, dann liegt doch nichts näher, als den Job mit dieser sympa-
    thischen Person zu besetzen, die ich nun mal bin. Ich hörte, in Ihrer Branche sei das nicht anders, außer dass man dafür den Allerwertesten hinhält.«
    Heinlein schluckte die Anmaßung herunter und nahm sich Sue vor.
    »Nun zu Ihnen. Sue Ellen Ryser, gebürtig in Four Winds, Ohio, USA, seit zwei Jahren in Deutschland, seit einem Jahr als Repetitorin am Mainfrankentheater engagiert. Wohnhaft …«, Heinlein suchte die Meldebescheinigung und war nicht wenig überrascht, »in der Schillerstraße 34, Würzburg, bei Endres. Sie wohnen also zusammen?«
    »Ist das hier in Deutschland strafbar?«, fragte Sue nicht ohne Ernst.
    »Solange Sie nichts Verbotenes tun oder die Nachbarn belästigen, nicht«, antwortete Heinlein kühl.
    »Wir sind hier in einer Demokratie, verstehen Sie, nicht so wie bei …«
    Heinlein biss sich auf die Zunge.
    »Ihnen. Das meinten Sie doch?«, hakte Sue nach.
    »Ich wollte keine Vergleiche ziehen. Also, Frau Ryser, Sie arbeiten als Repetitorin. Auch zum besagten Zeitpunkt, als Herr Sandner verstarb?«
    »Sicher, ich habe eine Pause gemacht und mich dafür auf mein Zimmer zurückgezogen. Das wissen Sie doch bereits, Sie haben es gesehen.«
    Mariannes Kopf schoss herum. Sie stellte die Frage mit den Augen, vorwurfsvoll und stumm. Sue verneinte mit einem Händedruck unter der Tischplatte.
    »Sie haben ausgesagt, dass Sie Marianne Endres die ganze Zeit über vorne auf dem Gang, gegenüber dem Zimmer des Intendanten, gesehen hätten.«
    Sue nickte.
    »Sie bleiben bei dieser Aussage, selbst wenn bewiesen ist, dass Sie von Ihrem Zimmer aus gar nicht Frau Endres sehen konnten?«
    Wieder nickte Sue. Dann sagte sie: »Und wenn ich sie für einen Moment wirklich nicht sehen konnte, dann hörte ich ihre Schritte.«
    »Und die hören Sie aus tausend anderen sofort heraus?«
    »Nicht aus tausend«, antwortete Marianne, »aber aus den meinen, da ich als Einzige auf dem Flur war.«
    »Ah ja«, schnaufte Heinlein zufrieden. »Nach Ihrer Aussage waren Sie die ganze Zeit über vor der Tür des Intendanten. Trifft das zu?«
    »Ja«, antwortete Marianne.
    »Und Sie haben die ganze Zeit dort oben niemand im zweiten Stock gesehen?«
    »Nein.«
    »Seltsam, in diesem Haus ist doch ständig irgendjemand nach irgendwo unterwegs.«
    »Mag sein, aber zu diesem Zeitpunkt nicht.«
    »Und wie hat sich dann Sandner an Ihnen vorbeigeschlichen, als er das Büro des Intendanten verließ?«
    Marianne antwortete nicht sofort. Ihre Augen zuckten kurz zu Sue hinüber. »Ich war für ’ne Minute auf die Toilette gegangen.«
    »Aha, und wo liegt die Toilette, auf dem zweiten Stock?«
    »Nur ein paar Meter weiter.«
    »Wie viele Meter?«
    »Fünf, sechs, vielleicht.«
    »Und Sie, Frau Ryser, haben Frau Endres sowohl gesehen als auch gehört, als sie zur Toilette ging?«
    Sue blickte ratlos. »Mein Gott, für die eine Minute habe ich sie natürlich nicht gesehen. Aber ich habe die Klospülung gehört.«
    »Soso, die Klospülung.«
    Heinlein machte eine

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