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Der Gesang der Orcas

Der Gesang der Orcas

Titel: Der Gesang der Orcas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sich über uns lustig machen.«
    Â»Was wohl die alten Seefahrer gedacht haben, als sie solche Gesänge zum ersten Mal hörten?«, fragte ich nachdenklich.
    Â»Wahrscheinlich haben sie geglaubt, dass die Geister der Tiefe nach ihnen rufen.« Tatsächlich hörte es sich an wie Geistermusik, wenn ich die Augen schloss. Aber wenn ich den Walen bei ihrem Gesang zusah, wusste ich, dass es ihnen einfach Freude machte und vielleicht gar keinen bestimmten Zweck hatte, außer, dass es ihre Gefühle ausdrückte.
    Â»Vielleicht hätte ich lieber als Wal geboren werden sollen«, dachte ich laut. »Ihr Leben ist viel einfacher als unseres.«
    Â»Das glaube ich nicht, Copper. Unsere Welt verändert sich und ihre verändert sich auch. Und wie wir müssen sie sich diesen Veränderungen anpassen. Sie müssen um ihr Futter kämpfen und haben Probleme mit der Verschmutzung der Meere. Ich glaube, ihre Sorgen sind genauso groß wie unsere.«
    Â»Ja, vielleicht hast du Recht«, seufzte ich.
    Â»Onkel Henry hat mir erzählt, dass sich ihr Gesang über die Jahre verändert«, sagte Javid. »Wahrscheinlich müssen sie dauernd neue Worte erfinden, für Dinge, die sie noch nicht kennen, und neue Gefahren, die plötzlich auftauchen und von denen sie noch nie etwas gehört haben.«
    Â»Du meinst, sie erzählen sich etwas, wenn sie singen?«
    Â»Ja, na klar. Wir Menschen glauben bloß,dass wir die wichtigsten und klügsten Lebewesen auf der Welt sind. Aber vielleicht stimmt das gar nicht. Vielleicht können wir von den Walen eine Menge lernen.«
    Wie um Javids Gedanken zu bekräftigen, steckten alle Orcas ihre Köpfe jetzt weit aus dem Wasser und blieben eine ganze Weile in dieser Stellung, während die glitzernden Wellen um ihre schwarz-weißen Körper tanzten. Dann tauchten sie unter, hoben ihre Schwanzflossen in die Höhe und schlugen sie in einem langsamen Takt auf das Wasser, dass es spritzte.
    Ich klatschte in die Hände. Es war mein Applaus für ihren wunderschönen Gesang und die eindrucksvolle Vorstellung. Die Köpfe der Wale tauchten wieder aus dem Wasser und mit einigen fröhlichen Lauten verabschiedeten sie sich von uns. In einer Reihe schwammen die Orcas aufs offene Meer hinaus, wo sich in der Ferne ein großer Frachter langsam nach Süden bewegte.
    Â»Sie haben ein neues Spielzeug entdeckt«, bemerkte Javid und zeigte auf das Schiff am Horizont. Tatsächlich schienen die Wale den Frachter als Ziel zu haben. Nass und glücklich sah ich unseren Freunden nach.
    Nur langsam wurde mir bewusst, dass die Tropfen, die ich abbekam, nicht aus dem Meer, sondern von oben kamen. Ich warf einen Blick in den Himmel. Graue Wolken vertrieben die weißen. Sie ballten sich und rissen wieder auseinander und schienen von irgendwoher Dunkelheit anzuziehen. Gleich darauf fing es richtig an, zu regnen. Auch Javid warf einen besorgten Blick in den Himmel. Heute waren wir so von dem Spiel und dem Gesang der Wale abgelenkt gewesen, dass selbst seine Wachsamkeit nachgelassen hatte. Ihm war nicht aufgefallen, wie die dunklen Wolken sich zusammengebraut hatten und auf einmal von Norden her Wind aufkam.
    Aber als Javid die Gefahr erkannte, handelte er sofort. »Halt dich gut fest, Copper«, sagte er. »Wir müssen schnell an Land. Das wird ein Sturm.«
    Ich sah die Falten auf seiner Stirn, aber auch wenn ich ihn noch nie so besorgt gesehen hatte, machte ich mir keine Gedanken. Javid kannte das Meer und das Ufer war greifbar nah. Was sollte uns schon passieren? Außer dass wir nass wurden, was wir ohnehin schon waren.
    Natürlich hatte ich keine Ahnung, wie schnell das Wetter sich hier ändern konnte. Schon schäumten die Wellen beängstigend und unser kleines Schlauchboot tanzte hilflos wie ein Spielzeugboot auf ihnen. Wind und Regen wurden stärker, der Himmel begann zu brodeln und die Wellen kamen jetzt direkt vom Ozean auf uns zugerollt.
    Â»Halte dich fest und schließ die Augen!«, schrie Javid mir durch den schwarzen, strömenden Regen zu. Die Seekrankheit packte mich wieder und diesmal übergab ich mich über den Rand des Schlauchbootes ins Meer. Schneller, als ich denken konnte, war mein Magen leer. Aber auch ohne Inhalt krampfte er weiter.
    Mit steifen Fingern klammerte ich mich an die harten Stricke des Bootes, um nicht von einer Welle fortgerissen zu werden. Mir war immer noch speiübel. Mit weit

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