Der Gesang des Satyrn
schnell wie ihres. „Hylas!“
Hylas Hände fuhren ihren Rücken entlang, suchten einen Weg unter ihr Gewand und schienen Brandmale auf ihrer Haut zu hinterlassen. Neaira hob ihren Kopf. Hylas Lippen schmeckten süß von den Früchten, die er auf Nikaretes Fest gegessen haben musste. Er stöhnte gequält auf und löste sich von ihr. „Was wir tun, ist nicht gut, Neaira.“
Sie legte ihre Hände auf seine Brust und sah ihn an.
Hylas stöhnte gequält. „Bei den Göttern, deine Augen!
Ein Blick in deine Augen, und ich war gefangen. Was soll ich nur tun?“
„Wir laufen fort – wie Paris und Helena“, schlug Neaira vor.
„Wir sind Sklaven, wohin sollten wir denn gehen?“
Zärtlich fuhr seine Hand über ihre Brust und verharrte dort. „Bei der schönen Aphrodite, Neaira! Ich kann nicht mehr denken. Du hast mich verzaubert.“
„Lass uns fortlaufen, Hylas. Egal wohin, nur weg von hier“, bettelte sie.
Hylas fuhr über ihr Haar, dann sanft ihren Hals entlang. „Wir wären überall nur Sklaven. Überall wäre es wie hier!“
„Nein!“, drängte Neaira ihn. „Denn wir wären zusammen - wie Paris und Helena!“
„Du kennst doch die Welt da draußen gar nicht, du bist noch so jung ... so unschuldig.“
„Aber du kennst doch die Welt, Hylas. Wenn ich bei dir bleibe, kannst du mich beschützen.“
Ihre Worte schmeichelten ihm, sodass er nachgab.
„Vielleicht gibt es jemanden, der mir Geld gibt, sodass ich uns freikaufen kann. Dann wären wir freigelassene Sklaven - Metöken, Fremde zwar in Korinth, aber frei.“ In seine Augen trat ein Hoffnungsschimmer, und dieser genügte Neaira, auch ihr Hoffnung zu geben. Sie ließ sich in seine Arme fallen und Hylas geflüsterte Liebesschwüre in ihr ausgehungertes Herz rinnen. Eine Stunde bevor die Sonne aufging lösten sie sich voneinander. Nach ihrem Entschluss wussten sie beide ohne es ausgesprochen zu haben, dass die zerbrechliche Hoffnung auf Freiheit allzu schnell durch Unvorsichtigkeit zunichtegemacht werden konnte.
Sie bemühten sich in der folgenden Zeit darum, ihre Gefühle füreinander nicht zu zeigen, vor allem wenn Idras oder Nikarete ins Andron kamen. Als sie wenige Tage später allein waren, fragte Neaira Hylas, ob er schon das Geld für ihre Freilassung hätte, woraufhin er den Kopf schüttelte. „Der Mann, den ich fragen will, ist noch nicht wieder ins Haus gekommen. Wir müssen warten.“
Es fiel Neaira immer schwerer zu warten, doch was blieb ihr anderes übrig. Verstohlen legten sie ihre Hände ineinander, wagten jedoch nicht, sich noch einmal auf dem Hof zu treffen. Hylas erzählte Neaira wundervolle Dinge -
von einem kleinen Haus, das er bauen würde, von einem Brautbett mit einem weißen Laken, auf das er sie legen wollte. Fürchtest du dich, kleine Neaira? , fielen ihr die Worte aus ihrem Traum wieder ein. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Vor Hylas fürchtete sie sich nicht. Sie sehnte den Tag herbei, an dem er sie auf ein Brautlager legen würde.
„Er wird heute Abend kommen“, flüsterte Hylas ihr endlich zu, als sie an einem goldenen Herbsttag im Andron saßen. Mittlerweile beherrschte Neaira einfache Sätze, und sie schrieb aufgeregt weiter, während Hylas so tat als würde er ihre Schreibarbeiten überwachen. Die Schwarze schnarchte in der Ecke auf einem Stuhl, sodass sie kaum wagten zu sprechen. Neaira schob Hylas ihre Wachstafel zu, und er lächelte, als er ihre ungelenken Buchstaben las.
Morgen vielleicht frei , hatte sie in Kritzelschrift ihren mageren Wortschatz zusammengeklaubt.
Es war ein Tag süß wie Spätsommertrauben, an dem Neaira und Hylas sich gegenübersaßen und verliebte Blicke tauschten. Er hätte nicht schöner, lichter und heiterer sein können.
„Er kauft uns frei“, hatte Hylas ihr zugeflüstert, wobei in seinen Augen wieder einmal unzählige Sterne zu tanzen schienen. Neaira konnte kaum glauben, dass es so einfach sein sollte. Doch Hylas schien sich seiner Sache sicher zu sein. Selbst Neairas ungeübte Hand schien über die Wachstafel zu fliegen, nachdem sie wusste, dass nun alles gut werden würde. Bald läge der Schrecken dieses Hauses hinter ihnen. Vorsichtig suchte Neaira Hylas Hand, und sie verschlangen ihre Finger ineinander.
Plötzlich flog die Tür auf, und Idras stampfte ins Andron wie ein wütender Stier. Einen Augenblick zu spät zog Neaira ihre Hand zurück.
„So ist es wahr. Die kleine Mänade und der hübsche Sklave!“ Idras zog ihren Stock hervor. Doch anstatt Neaira zu
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