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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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zu bekommen. Neaira sah zu Timanoridas, der ungeduldig auf seiner Kline herumrutschte. „Da müsstest du wohl einen Kampf gegen Timanoridas führen.“ Sie wollte wissen, wie viel ihm ein Abend mit ihr wirklich wert war, und er schien zu verstehen, dass sie ihn zu einem Spiel aufforderte. Ohne sie aus den Augen zu lassen, winkte er Nikarete zu sich heran, die zu Neairas Überraschung katzbuckelnd herbeigeeilt kam. „Ich will dieses Mädchen – heute Abend. Geld spielt keine Rolle.“
    Kurze Zeit später fand Neaira sich auf der Kline des Fremden wieder, umgarnt von süßen Schmeicheleien und den verärgerten Blicken Timanoridas, dem Nikarete kurzerhand Aristokleia auf die Kline gelegt hatte. Arme Aristokleia , dachte sie traurig, aber wer wusste besser als sie, dass die Götter launisch waren. Dem Abend voller Aufmerksamkeiten, süßen Worten und bewundernden Blicken folgte eine Nacht voller geflüsterter Zärtlichkeiten.
    Als der Fremde sich am nächsten Morgen von ihr verabschiedete, schenkte er ihr ein Geschmeide, das so wertvoll war wie keines von denen, die Nikarete besaß. Da wusste Neaira, dass dieser Mann rettungslos in sie verliebt war.
    Sein Name war Simos aus Thessalien, und er gehörte einem abgesetzten Herrschergeschlecht, den Aleuadai, an.
    Simos war berühmt, hoch angesehen und reicher als alle Gäste in Nikaretes Haus zusammen. Er hatte in seiner Heimat bereits eine Gattin und Kinder, die ihn selten sahen, da er es bevorzugte zu reisen und das Leben zu genießen. Seine Familie war reich, angesehen und von altem Adel, was die frühe Hochzeit erklärte. Simos fühlte sich zu jung für eine eigene Familie, und durch seine Geburt stand ihm die Welt offen. Nie blieb er lange an einem Ort, suchte Abwechslung und Abenteuer. Er war ein Spieler, der leidenschaftlich gerne wettete und gewann.
    Neaira konnte zuerst nicht glauben, dass sich ein solcher Mann kopflos in sie verliebt hatte, doch Simos erschien am zweiten Abend erneut, dann wieder am Dritten, und schon bald reichte es ihm nicht mehr, Neaira nur am Abend und in der Nacht bei sich zu haben. Er wollte sich mit ihr zeigen, sie ausführen und schmücken, und er bot Nikarete viel Geld an, um seine Wünsche erfüllt zu sehen. Nikarete, geldgierig, wie sie war, brachte es nicht über ihr kleinliches Herz, abzulehnen.
    Da begann endlich ein angenehmeres Leben für Neaira, denn Simos führte sie über die rote Schwelle hinaus in das Sonnenlicht als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Als sie neben ihm stand, den Kopf in den Nacken gelegt, die Wärme der Sonne auf ihrem sorgfältig geschminkten Gesicht, traten Tränen in ihre Augen. Neaira entschuldigte sich bei Simos, indem sie vorgab, dass die Sonne sie geblendet hätte.
    „Die Sonne sollte weinen, wenn sie dich sieht, meine Schöne“, flüsterte er voller Begehren in ihr Ohr „Sag mir, Neaira – was wünscht du dir?“
    Neaira sah ihn an, erkannte die Bewunderung in seinem Gesicht und das leidenschaftliche Feuer in seinen Augen.
    Sie wusste, dass sie viel verlangen konnte, wenn sie es nur richtig tat und seine Lust auf Abenteuer und Leichtigkeit befriedigte. „Ich wünsche mir die Welt, Simos“, forderte sie selbstbewusst, woraufhin er lachte. „Die Welt ist groß, selbst für jemanden wie mich ... aber lass uns mit Korinth beginnen.“ Er nahm ihre Hand und legte sie an sein Herz.
    „Korinth werde ich dir schenken.“
    Simos Worte waren nicht nur so dahingesagt. Zuerst brachte er Neaira zur Agora und kaufte ihr Gewänder und Schmuck, wie sie einer orientalischen Königin gemäß gewesen wären. Nikarete verbot er mit selbstverständlicher Autorität, Neaira die Geschenke fortzunehmen. Bald besaß Neaira kostbarere Chitone und Peploi als Nikarete und Schmuck, für den jenes Mädchen im Haus sie beneidete.
    Nikarete presste die Lippen zusammen und schwieg. Simos zahlte ihr zu viel Geld, als dass sie etwas hätte unternehmen können. Er führte Neaira auch ins Theater und Odeion zu den Vorführungen oder in den Tempel der Aphrodite, wo sie der Göttin eine kostbare Tiara opfern ließ, als Dank dafür, dass sie ihr Simos geschickt hatte.
    An einem Abend, als sie eine Aufführung im Theater angesehen hatten bei der jeder der in Korinth Rang und Namen besaß erschienen war, trug Neaira einen roten Chiton und die Haare unter einem Netz aus Goldplättchen verborgen. Alles an ihr schien zu funkeln und zu glühen, und der schwere Goldschmuck leuchtete im Licht der Feuerbecken. Es waren nicht wenige

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