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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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als den anderen anzusehen.
    „Ihr wart mir lieb und teuer als ich noch in Nikaretes Haus gearbeitet habe, aber jetzt bin ich Metökin, habe mich freigekauft und möchte mein eigenes Haus in Korinth führen; und natürlich hoffe ich darauf, dass ihr meine Gäste sein werdet. Ich habe eure Freundlichkeit nicht vergessen.“
    Kokkaline fragte sich, wer hier ein Schauspiel vorführte. Die beiden Alten hatten sich auf der Bühne ereifert und nannten sich Schauspieler, schienen jedoch nicht zu bemerken, dass sie gerade selber Teil einer Vorführung wurden. Noch immer lächelten sie arglos.
    Kokkaline musste sich beherrschen, das Geschehen nicht mit offenem Mund zu verfolgen.
    Derjenige, der Hipparchos hieß, tat sich hervor, um ihrer Herrin zu gefallen. „Nicht einmal Zeus könnte mich davon abhalten“, antwortete er geschmeichelt. „Wann wirst du uns in dein Haus einladen, und wo ist es?“
    Kokkaline konnte sehen, wie ihre Herrin blitzschnell eine neue Maske aus ihrem Fundus zog und überstreifte.
    Ihr Ausdruck wurde bekümmert, und sie zierte sich ein wenig als wäre sie um eine Antwort verlegen. „Ich habe ein geeignetes Haus im Viertel der Töpfer gefunden, aber leider hat meine Freilassung mich sehr viel Geld gekostet.“
    Es folgte ein gekonntes Seufzen und ein entschuldigender Augenaufschlag. „Meine Berühmtheit hat mir hier keinen guten Dienst erwiesen. Ich hoffe, dass mir der Herr, der das Haus verkaufen will, zwei Mondumläufe Zahlungsaufschub gewährt. Mein Haus wird ein ganz Besonderes sein, müsst ihr wissen.“ Ein geheimnisvolles Lächeln wurde aus dem Maskenfundus gezogen.
    Wiederum war es Hipparchos, der sich bemühte ihr zu

gefallen: „Eine so schöne Frau wie du sollte nicht warten müssen. Ich gebe dir fünfhundert Obolen, wenn dir das hilft und du dich dessen erinnerst, wenn ich in dein Haus komme.“ Er kniff ihr ein Auge.
    Die Herrin legte in kindlicher Freude die Hände an die Wangen. „Du bist großzügig, Herr! Ich verspreche dir, dass ich dir deine Freundlichkeit vergelten werde!“
    Xenokleides, dessen Stolz es ihm verbot nachzustehen, mischte sich ein. „Dann werde auch ich dir fünfhundert Obolen geben, sofern du mich ebenfalls freundlich in deinem Haus willkommen heißt.“
    Wieder strahlte sie über das ganze Gesicht, dieses Mal jedoch recht anzüglich. „Ihr werdet meine ganz besondere Aufmerksamkeit genießen.“
    Kokkaline musterte die Herrin und ihre beiden Gesprächspartner. Auf dem Gesicht der beiden alten Väterchen lag ein Dauerlächeln. Ihre Herrin ließ sie um ihre Gunst wie Hunde um einen Knochen kämpfen. Nach einem kurzen Gespräch über Hipparchos neue Darbietung verabschiedete sich die Herrin mit der Ausrede, ein neues Gewand auf der Agora kaufen zu wollen. Später am Abend, so sagte sie, würde sie ihre Sklavin Kokkaline schicken, das Geld von beiden zu holen.
    Kokkaline sah sie mit großen Augen an, während sie das Odeion verließen. Die Herrin blinzelte ihr gut gelaunt zu. „Merke dir eines im Leben gut, Kokkaline – wirf dich niemals in die Arme der Männer oder bettele darum, dass sie dir helfen - führe sie an der Nase herum, dann begehren und achten sie dich viel mehr.“
    Kokkaline, die noch immer sprachlos ob der gerissenen Unverfrorenheit ihrer Herrin war, antwortete: „Ich glaube nicht, dass ich das könnte.“
    Die Herrin maß sie mit einem ernsten Blick ihrer braunen Augen. „Ich bin eben eine Tochter der Aphrodite.“
    Am Abend erhielt Kokkaline von Hipparchos und Xenokleides die tausend Obolen für den Geldbeutel ihrer Herrin.
    Neaira versteckte die Obolen in ihrer Kleidertruhe, aus Angst Timanoridas würde sie ihr fortnehmen und sie trotzdem an ein Hurenhaus verkaufen. Für den Rest des Mondumlaufes musste Neaira in seinem Haus wohnen, da Eukrates ausrichten ließ kein Interesse mehr an ihr zu haben, nachdem der Verkauf beschlossen war. Neaira nahm es mit einem Lächeln hin und widmete sich wichtigeren Dingen, wobei sie in ihrem Räumen wie ein unruhiges Tier auf und ab ging. „Woher nehme ich jetzt die restlichen tausend Obolen?“, fragte sie Kokkaline, ohne eine Antwort von ihr zu erwarten. „Es ist zu auffällig, wenn ich durch ganz Korinth laufe und mir Geschichten ausdenke.“ Sie wurde ungenießbarer, je länger sie über eine Lösung nachdachte. Kokkaline war froh, als sie aus ihren Räumen schickte und sich zu Bett begab.
    „Warst du schon einmal in Athen?“ Die Augen der Herrin glänzten, und die schlechte Laune des Vorabends war

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