Der Gesang des Wasserfalls
Leben zu führen, das genauso war, wie sie es wollte … Reisen, ein Mann, der sie anbetete, den sie respektierte, mochte und liebte. Es war all das, was sie meinte, nicht zu wollen, als sie ihren Berufsweg eingeschlagen hatte.
Jetzt hatte sie entdeckt, dass sie all diese Dinge wollte, und sie würde keinen besseren finden als Connor. Aber trotzdem war da ein Teil von ihr, der gerade erst erblüht war, und diese zarte Knospe brauchte ihre Zeit in der Sonne.
Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Ich liebe dich, Connor. Hab Geduld. Und wenn dir das nicht möglich ist, dann kann ich es verstehen.«
»Ich werde immer auf dich warten, Madi.«
Sie wurde von den einstiegsbereiten Passagieren vorwärts gedrängt und konnte nur noch rasch über die Schulter zurückschauen und den beiden Australiern ein letztes Lächeln zuwerfen.
Sie warteten, bis sich das Flugzeug in den Nachthimmel erhoben hatte. Connor sah Matthew an und lächelte wehmütig. »Tja, ich schätze, damit muss ich mich abfinden.«
Matthew nickte. »Ja, so ist das Leben, Kumpel. Lass uns sehen, ob Singh und die ganze Bande noch Rum für uns übrig gelassen haben.«
Connor rührte sich nicht. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss dauernd daran denken, welche Wirkung das alles hier auf Madi gehabt hat.«
»Sie braucht Zeit, Connor.«
Connor drehte sich um und drängte sich zusammen mit Matthew durch die wimmelnde Menge. Es würde Zeit brauchen, bis Madi mit der Einsicht in die Kompliziertheit der Machtspiele, ihrer Ernüchterung und schließlich ihrer Zukunft fertig werden würde. Und Connor fragte sich auch, ob sie sich, wenn sie erst einmal die raue Wirklichkeit des Lebens erkannt hatte, die ihr durch die hiesigen Ereignisse deutlich gemacht worden war, trotzdem ihren Glauben und ihren Idealismus bewahren würde.
Madi schloss die Augen. Hinter dem Flugzeugfenster war alles dunkel, und sie konnte nur die Spiegelung ihres tränenüberströmten Gesichts sehen. Sie wusste, dass tief da unten die beiden Männer, die sie so sehr liebte, über eine Straße voller Schlaglöcher zurück in die Stadt fuhren. Und dahinter erstreckte sich das ausgedehnte Innere eines Landes, das ihr ans Herz gewachsen war. Und in einem Teil davon, am Rande eines majestätischen Wasserfalls, sang eine Handvoll goldener Frösche ihr Lied in die Nacht.
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Epilog
Sydney, Australien, September 1996
L ieber Lester,
anbei schicke ich Ihnen ein paar Aussie-Klamotten für Denzil, ein Buch über Blinky Bill und mein Lieblingsbuch,
The Magic Pudding
. Es gibt gute Nachrichten. Ich komme gerade aus Ballarat zurück, wo ich etwas mehr über Gwen von der Archivarin des Clarendon Ladies College erfahren habe, in dem Gwen und ihre Schwester Cecily zur Schule gegangen sind. Ihr Bruder Lawrence besuchte das nahe gelegene Ballarat College. Offenbar hat Gwen Australien verlassen, um als Opernsängerin in New York aufzutreten! Sie war anscheinend eine Freundin der berühmten Schauspielerin Ellen Terry. Vielleicht war das der Grund, warum sie so eilig den Mazaruni verlassen und zurück nach New York musste!
Und nach alldem … wissen Sie, was sie schließlich gemacht hat? Sie wurde die Frau von Major Blake. In der Schulzeitung
The Touchstone
vom Dezember 1930 steht zu lesen, dass
Mrs. Blake (Gwen Richardson), Autorin von
On The Diamond Trail in British Guiana,
mit ihrem Ehemann Major Blake nach Guyana zurückkehren wird und plant, weiter ins Landesinnere zu reisen, um nach Diamanten und Gold zu suchen
.
Wie gern wüsste ich mehr über sie und ihre Familie. Aber es ist zumindest ein Anfang.
Genau wie Gwen bin ich nach Hause gekommen … ich habe Ann und John da Silva in London getroffen und drei Monate lang einen interessanten Job bei der
British Eco Tourism Task Force
gehabt. Ich hoffe, dass ich meine Erfahrungen und Kenntnisse hier in Australien bei einer ähnlichen Arbeit einbringen kann.
Genug davon! Ich höre schon auf, lange Reden zu halten.
Connor kommt in ein paar Monaten aus China zurück, dann werden wir sehen, wie wir miteinander stehen. Er hat einen neuen Auftrag in Australien angenommen.
Ich habe beschlossen, dass ich gern Kinder hätte. Ja, ich weiß, es gibt schon genug Menschen auf unserem Planeten, und ich respektiere meine Freunde, die sich entschieden haben, keine Kinder in die Welt zu setzen.
Aber ich denke oft an Sie und Denzil und wie nahe Sie sich stehen. Ich hoffe, er kann sicher und geborgen aufwachsen und eine gute Ausbildung in Guyana
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