Der Gesang des Wasserfalls
Aufmerksamkeit. »All das musste sich ändern, als El Dorado beschloss, sich den größten Preis von allen zu schnappen, die Lizenz für das Amazonia-Kasino. Um eine Kasinolizenz zu bekommen, mussten Bacchus und seine Gesellschaft blütenweiß sein, rein wie Engel.«
Destra schwieg kurz, zündete sich eine weitere Zigarette an und fuhr dann fort: »Bacchus war nach außen hin der angesehene Bankier, aber es gab zu viele Aufzeichnungen, und zu viele Beamte wussten Bescheid über die zwielichtigen Machenschaften seiner Gesellschaft. All das musste bereinigt werden. Und das wurde es auch … bis St. Kitt anfing, seine Nase da rein zu stecken.«
»Darum wurde er ermordet, und deswegen hieß es offiziell, er sei an einer Überdosis Drogen gestorben?«
»Damit wären die Probleme von El Dorado gelöst gewesen, wenn Sie und Ihr Freund Bain nicht über Mr. Rashid Bacchus' Holzunternehmen im Wald gestolpert wären. Eine sehr törichtes Abenteuer, wenn ich das mal so sagen darf … Sie hatten Glück, dass Sie entkommen konnten.«
»Das mag zwar sein, aber seither sind zwei Anschläge auf mein und einer auf Connors Leben unternommen worden.«
»Weil die Informationen, die Sie über Bacchus besaßen, immer noch ausgereicht hätten, ihm die Kasinolizenz zu verweigern. Er konnte es sich nicht leisten, Sie am Leben zu lassen.«
»Aber warum haben Sie ihn umgebracht? Ich weiß, dass Sie daran beteiligt waren. Sie haben einen Mann als Indio verkleidet und in den Karnevalszug eingeschleust. Und Sie waren selbst da, um sicherzustellen, dass er unerkannt entkam.«
»Sie erstaunen mich, Madi. Sie scheinen immer mehr zu wissen, als Sie sollten. Aber es stimmt, wir beschlossen, ihn als Indio auftreten zu lassen, da die Gesichtsbemalung und der Kopfschmuck eine gute Tarnung abgaben.«
»Aber warum haben Sie Bacchus umgebracht?«
Destra schaute Madi an, und ein leises Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Madi, meine Liebe, Sie haben es immer noch nicht begriffen, oder?«
»Sie meinen, meinetwegen? Bacchus musste meinetwegen sterben?«
»Es ist gewiss nicht meine Aufgabe, den weißen Ritter zu spielen und schöne Maiden aus den Fängen des Drachen zu retten. Aber, Madi, da ging es schlicht um Sie oder ihn. Und egal, wohin Sie gegangen wären, Sie wären immer noch in Gefahr gewesen. Bacchus konnte sich nicht erlauben, diese Lizenz zu verlieren. Und auch nur der leiseste Hauch eines Skandals in Zusammenhang mit einer Gesellschaft, die ein Kasino führt, reicht heutzutage aus, betuchte Spieler abzuschrecken. Sie wollen eine faire Chance und meiden Kasinos, die von zwielichtigen Gestalten geführt werden. Außerdem«, sagte Destra ruhig, »muss ich zugeben, dass es meinen Zwecken diente, Bacchus aus dem Weg zu räumen. Er wurde nachlässig. Dieser Drogenschmuggel so nahe bei einem Indiodorf war schlichtweg dämlich. Und die Anschläge auf Ihr Leben waren Zeichen dafür, dass der Mann in Panik geriet. Können Sie sich vorstellen, welche Aufmerksamkeit es weltweit erregt hätte, wenn eine schöne blonde Ausländerin hier in Guyana ermordet worden wäre?«
Madi erzitterte bei dem Gedanken. Dann erkannte sie, dass der Tod des korrupten Bankiers auch noch einen weiteren Vorteil haben könnte. »Das Kasino wird also nicht gebaut?«, fragte sie.
Destra schnippte die Zigarettenkippe über die Mole. »Olivera, der mit mir zusammenarbeitet, hat bereits die Leitung von El Dorado übernommen und wird die Lizenz ohne Probleme bekommen. Amazonia wird gebaut, Madi. Die gewaltigen Steuereinnahmen, die so ein Kasino bringt, werden die jetzige Regierung am Leben halten.«
Madi schüttelte resigniert den Kopf. »Ich halte es immer noch für falsch.« Sie sah Destra an. »Und warum sind Sie an alldem beteiligt?«
»Weil es mein Job ist, dafür zu sorgen, dass Guyana unter einer demokratischen Regierung überlebt, und sicherzustellen, dass die Sozialisten und ihre kubanischen Verbündeten nie wieder an die Macht kommen.«
»Dann arbeiten Sie also für die CIA ?«
»Lassen Sie uns einfach sagen, meine Anweisung lautet, darauf zu achten, dass Entwicklungsländer wie Guyana die richtige Richtung einschlagen.« Er drehte sich um und sah aufs Meer hinaus. »Wie Sie bereits erfahren haben, ist nichts jemals so, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich wollte, dass Sie die Fakten kennen, bevor Sie Ihre nächsten Schritte beschließen.«
»Ich habe meine Entscheidung bereits getroffen, Antonio.«
Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, und
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