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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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Auge – Kampf dem Faschismus in seinem Vaterland. Seine Operationen an der französisch-spanischen Grenze in den Pyrenäen mit Gleichgesinnten brachten ihn immer wieder in Konflikt mit den französischen Behörden. Erst nach Francos Tod, nach vierzigjährigem Exil, konnte Valentin Gonzalez mit legalem Paß in sein Vaterland zurückkehren. Er blieb, auch im Alter – er wurde 1909 geboren –, kämpferisch aktiv für seine Sache – den humanen Sozialismus, wie er ihn versteht. Genau dieser El Campesino war der einzige, der bei der Sitzung im Bunker des Regierungsgebäudes den Mut besaß, sich hinter General Asensio zu stellen.
    »Der General hat recht!« erklärte El Campesino. »Von der Sowjetunion bekommen wir nichts umsonst – und das erwarten wir auch nicht.«
    In die auch darauf folgende Stille hinein fragte Wladimir Tutschenko, der Chef der sowjetischen Berater: »Wie meinst du das, Genosse?«
    El Campesino sagte, ohne eine Miene zu verziehen: »Ich habe den Transport geführt, der bestimmte Dinge in die Sowjetunion gebracht hat.«
    Tutschenko wurde blaß. »Das ist ein Staatsgeheimnis!«
    »Für wen – für die Sowjetunion oder für unseren Staat?«
    »Ruhe, bitte«, bat Largo Caballero. »Bitte, würden Sie uns jetzt Einzelheiten der geplanten Offensive schildern, General Asensio?«
    Die Russen erhoben sich und verließen den Raum. Die Spanier saßen stumm, die einen nicht begreifend, was geschehen war, die anderen in Sorge, welche Konsequenzen El Campesinos Andeutungen nach sich ziehen würden.
    Den wahren Sachverhalt hat El Campesino selbst in seinen Erinnerungen – ›Mañana es otro día‹, Morgen ist ein neuer Tag – geschildert:
    Es sei darum gegangen, so schreibt er, das Gold der spanischen Staatsbank vor dem Zugriff der Nacionales in Sicherheit zu bringen – das war im September 1936, als die Einheiten des nationalen Generals Molas auf Madrid zustürmten, um dann aber von den Arbeitermilizen in schweren Kämpfen – die im übrigen bis zum Kriegsende 1939 dauerten – zum Stehen gebracht zu werden. Ministerpräsident Caballero, der Präsident der Republik, Manzana, Finanzminister Negrin und von sowjetischer Seite der Botschafter Rosenberg beschlossen in einer Geheimsitzung, das spanische Gold – rund zwei Milliarden Goldpesetas, nach dem Wert von 1981 ca. 120 Milliarden D-Mark – ›zur Sicherheit nach Rußland zu bringen‹. Aus dem Gold sollten Waffenlieferungen der Russen bezahlt werden, das übrige Gold sollte einer neuen spanischen Republik zurückgezahlt werden. Dies ist nie geschehen.
    Leiter des Geheimtransports von Madrid zu dem Hafen Cartagena war El Campesino.
    »An einem Morgen zu Anfang Oktober«, so erinnert sich El Campesino, »verläßt eine lange Wagenkolonne Madrid in südlicher Richtung. Auf den Wagen ist ein schwarzer Totenkopf mit der Überschrift DINAMITA aufgemalt, und von jedem Wagen flattert eine rote Fahne mit der Aufschrift GEFAHR. Selbst die Fahrer sind überzeugt, Sprengstoff zu transportieren, weil die Kisten auf den Lkws die gleiche Inschrift tragen. Sie können nicht wissen, daß das Dynamit in der Nacht mit Gold, dem spanischen Staatsschatz, vertauscht wurde. Einige sichere, genau ausgesuchte Leute haben mit Schnelligkeit gehandelt … In Cartagena angelangt, werden die famosen Kisten an Bord eines sowjetischen Schiffes verladen, das sogleich die Anker lichtet in Richtung Odessa. Drei Begleiter der spanischen Staatsbank reisen mit. Ihnen sollten die Sowjetbehörden die amtliche Bestätigung über die Transaktion aushändigen. Doch statt der Papiere erhielten die Unglücklichen eine Kugel ins Genick, schon bevor sie Odessa erreichten. Die NKWD wollte keine unangenehmen Zeugen. Das spanische Gold war somit endgültig sowjetisch …«
    Daß die Kenntnis dieses Vorgangs Valentin Gonzalez ›nur‹ Straflager und nicht den Genickschuß nach seiner Einreise in die Sowjetunion eingebracht hat, kann man ein Wunder nennen – oder eine einmalige ›Schlamperei‹ der sowjetischen Geheimpolizei.
    General Asensio trug der ›Junta‹ in Madrid – wie die Exekutive sich dort nannte –, einer Regierung unter Einbeziehung von Parteispitzen, Gewerkschaftlern und Arbeiterräten – die ›offiziellen‹ Behörden der Regierung waren unter der Bedrohung durch General Molas Truppen nach Valencia evakuiert worden –, bis ins einzelne seinen Plan vor.
    Nur El Campesino stimmte sofort begeistert zu. Eine solche Attacke gegen die schwächste Stelle des

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