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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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Gegners war so recht nach seinem Geschmack. Aber die ›Junta‹ stimmte in ihrer Mehrheit gegen den Plan. Die letzte Chance, die Republik zu retten und damit auch einen – vielleicht – demokratischen Sozialismus, war vertan. Die Kommunisten stalinistischer Prägung beherrschten von nun an die Szene. Ihnen war die Kriegsführung im Grunde völlig schnuppe – ihnen ging es darum, in den von ihnen besetzten Gebieten zu verstaatlichen, zu enteignen, die Bauern in Kooperativen zu zwingen, die Industrie von Räten statt vom normalen Management leiten zu lassen. Damit kam auch bald die Wirtschaft des republikanischen Spaniens zum Stillstand. Der große Hunger begann.
    Ein einziger außer El Campesino stellte sich gegen das ›Nein‹ der Junta. Es war ein regulärer Offizier, der ein Regiment, gemischt aus deutschen und amerikanischen Freiwilligen und aus regulären Soldaten der Republik, befehligte. Sein Name war Juan Costas de la Brava, seine Einheit das 98. Stoßregiment, das mit den neuesten Waffen versorgt worden war, die man aus Frankreich bekommen hatte, ehe der ›Nichteinmischungspakt‹ in Kraft trat.
    An einem strahlend klaren Maimorgen des Jahres 1938, bei Sonnenaufgang, trat das Regiment zum Sturm auf die Straße Córdoba – Almadén an, um die Straße von Córdoba nach Badajoz in den Griff zu bekommen. Im Sog seines Sieges, so glaubte de la Brava, würden die anderen Divisionen rechts und links mit angreifen. General Asensio hatte sich in einer geheimen Aussprache dafür verbürgt. De la Brava war selbst mit in den vordersten Linien. Das Regiment hatte 32 Tanks zur Verfügung, über fünfzig Geschütze, die mit einem gewaltigen Feuerschlag die nur mangelhaft besetzten Stellungen des Gegners eindeckten.
    Die ersten Töne der Internationale vom Stabstrompeter rissen die Truppen aus den Gräben. Im Tal sahen sie die Straße vor sich, dahinter die Eisenbahnlinie, die Schlagader des Feindes. Wenn sie die zerschnitten, konnte alles noch einmal gut werden …
    Auf der Straße von Almadén näherte sich zu dieser Zeit, fast zwischen den Fronten, der Karren der Flüchtlinge aus dem Norden dem Frontabschnitt des 98. Stoßregiments.
    Als die ersten Granaten vor ihnen einschlugen, keinen Kilometer entfernt, riß El Corazón am Zügel des Mulos.
    Sie sahen in erschrockenem Staunen, wie vor ihnen erdbraune Gestalten aus dem Boden erschienen wie Pilze nach regenreicher Nacht, dann hörten sie das Brummen der Panzer, sahen die Flugzeuge mit den Abzeichen der Republik, vernahmen den Einschlag der Bomben.
    »Madre de los niños«, sagte El Corazón und schob sich seine Mütze ins Genick. »Der Krieg ist also doch noch nicht verloren!«
    »Nein«, sagte Brenski. »Aber wenn wir nicht schnellstens umkehren, dann sind wir verloren!«
    Hinter ihnen tauchte ein Auto auf, fuhr vorbei, hielt sie an. Zwei Militärpolizisten der republikanischen Armee stiegen aus und kamen mit Maschinenpistolen im Hüftanschlag auf sie zu.
    »Schau an«, sagte der eine. »Er ist es also tatsächlich. Die Beschreibung hat gestimmt. Der Tip war richtig.«
    Sie saßen wie versteinert.
    »Du da!«
    Die Mündungen der Maschinenpistolen richteten sich auf El Corazón. Der ließ die Zügel fallen und wurde blaß bis ins Genick. Aber die Mündungen wanderten weiter, bis sie auf Brenski ruhten.
    »Deine Papiere!«
    Brenski stieg vom Wagen, gab dem einen der beiden Militärpolizisten seinen gefälschten Personalausweis und den gefälschten Reiseschein.
    Der Polizist nahm ein Blatt Papier aus seiner Brusttasche, faltete es auf und zeigte es Brenski.
    GESUCHT WEGEN VERRATS AN DER REPUBLIK, stand da gedruckt, und darunter waren sein Gesicht und sein Name: PABLO BRENSKI.
    Er las: Verrat in der Schlacht um Santa Maria de la Sierra, Fahnenflucht, Verrat militärischer Geheimnisse.
    »Wir haben nichts gewußt«, sagte El Corazón mit greinender Stimme. »Wir haben ihn mitgenommen, aber daß er von der Polizei gesucht wird …«
    »Halt deinen Schnabel. Zeig mir deine Papiere!«
    El Corazón wies seine Papiere vor. Die beiden Polizisten verglichen sie mit denen Brenskis.
    »Die sind vom gleichen Fälscher hergestellt«, sagte der Größere der beiden. Der andere, untersetzt und muskulös, trat an den Karren. »Nach deinen Papieren brauche ich wohl nicht lange zu fragen«, sagte er.
    »Nein«, antwortete Maria Christina.
    »Aussteigen, runter!«
    Sie stellten sich auf die Straße.
    »Rüber zum Auto!«
    Sie mußten sich auf die Hintersitze quetschen. Einer der

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