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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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Maultieren, geführt von einem jungen Burschen, der kaum sechzehn sein konnte. Auch er riß die Augen weit auf, als er Maria Christina sah. Zwei der Partisanen huschten schnell in die Blockhütte, kamen bald wieder zurück und machten die Bewegung des Händewaschens, was wohl bedeuten sollte, daß sie nichts Verdächtiges gefunden hatten.
    »Wirklich, der schöne Morgen ist voller Überraschungen!« El Corazón streckte Maria Christina seine Pranke hin. Sie war neben Brenski getreten und lächelte zu dem rothaarigen Riesen hoch.
    »Und wo kommen Sie her?«
    »Brenski hat mich aus dem Kloster befreit. Ich war dort gegen meinen Willen. Im Kloster von Santa Maria de la Sierra, wo so schwer gekämpft wurde.«
    »Das kann man wohl sagen«, erklärte El Corazón und wandte sich wieder an Brenski. »Die Nacionales haben das ganze Gebiet überrannt. Auch den Stab haben sie ausgehoben. Major Vegas ist tot, und Colonel Bienvenida ist seit einem Entlastungsangriff für seine Internacionales vermißt. Die Regulares behaupten im Radio, er sei gefallen. Aber bei denen weiß man ja nie, was stimmt. War einer der besten Offiziere, der Colonel.«
    Brenski schwieg deprimiert. Ja, das war er gewesen, einer der besten Offiziere, der für eine aussichtslose Sache weiterkämpfte. Und er hatte vom Hügel im Wald aus gesehen, wie er fiel. Doch das verschwieg er wohlweislich.
    »Das tut mir leid«, sagte Brenski. »Ich dachte, ich wäre der letzte Überlebende, als wir aus dem Kloster flüchteten. Die Nacionales hatten ja auch uns schon überrollt.«
    »Sí. Aber er hat noch einen Gegenangriff gemacht, der Colonel. Als du schon geflohen warst.« Jetzt waren die grauen Augen El Corazons voll von Mißtrauen.
    Es legte sich wie ein Hauch von Kälte über die Gruppe der Partisanen.
    »Was willst du?« fragte Brenski in leichtem Ton. »Hätte ich mich von den Marokkanern abschlachten lassen sollen? Ich kann der Sache besser dienen, wenn ich weiterkämpfe.«
    »Da hast du schon recht, die Frage ist nur, willst du weiterkämpfen?«
    Ihre Blicke kreuzten sich. Keiner gab nach.
    »Wenn ich nur das wollte, dann hätte ich mich ja ins Hinterland durchschlagen können, zu irgendeiner der Brigaden. Aber ich wollte etwas mehr tun – das, was ihr tut. Denn mit den konventionellen Mitteln ist den Nacionales bei der Hilfe, die sie von den Nazis und Faschisten kriegen, nicht mehr beizukommen.«
    »Du machst große Worte, camarada alemán. Aber meinst du sie auch so?«
    »Ich bin hier, hinter den Linien der Nacionales – ihr seid hier, und ich bin bei euch. Was wollt ihr noch mehr?«
    El Corazón nickte langsam. »Ja, was wollen wir noch mehr?« Er hob die Schultern. Dann wandte er sich zu den anderen um. »Enrico und Ramon! Sammelt Holz für ein Feuer in der Hütte. Wir wollen frühstücken.«
    Aus dem Wald trat eine weitere Gruppe von Partisanen, und Brenski erkannte erstaunt, daß es sich um lauter Frauen handelte, sechs insgesamt, von einer vielleicht Fünfzehnjährigen bis zu einer Greisin, die aber so aufrecht ging, als sei sie gerade zwanzig Lenze alt geworden.
    »Das ist mein zweites Armeekorps!« Jetzt lachte El Corazón, und Brenski stimmte in das Lachen ein. Nur Maria Christina lachte nicht, und Brenski sah, daß alle Frauen Maria Christina mit feindseligen Blicken maßen, bis auf die ältere Frau, die jetzt langsam neben El Corazón trat.
    »Es mi madre«, sagte Corazón, und seine Stimme klang mit einemmal sanft.
    »Señora!« Brenski nickte grüßend.
    »Bleiben die beiden bei uns?« fragte die Mutter El Corazóns ihren Sohn.
    »Wahrscheinlich, Mama Elena – wenn El Corazón Gefallen an der schönen neuen Mitkämpferin findet!« Das Frettchengesicht grinste anzüglich.
    »Komm mal her«, sagte Mama Elena sanft. Das Frettchengesicht erstarrte.
    »Du sollst kommen, hat Mama gesagt«, grollte El Corazón.
    Das Frettchengesicht trat zögernd vor. Als er zwei Schritte von Mama Elena entfernt war, trat diese ihm entgegen und gab ihm eine schallende Backpfeife. Das Frettchengesicht heulte auf wie ein Schüler, der von seinem Lehrer geprügelt wird.
    »Du wirst deine Dreistigkeiten in Anwesenheit von Damen sein lassen, Felicio, oder ich erlaube El Corazón, dir die Zunge rauszuschneiden.«
    Das Frettchengesicht wurde blaß. Für Felicio schien das eine ganz reale Drohung zu sein.
    »Komm her, mein Kind«, sagte Mama Elena zu Maria Christina.
    Die junge Frau trat zur Mutter El Corazóns.
    Diese legte beide Hände auf ihre Schultern. »Schau mir in

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