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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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die Augen. So, und jetzt schwöre, daß du der Sache der Freiheit und der Republik dienen willst, bis zum Sieg oder bis zum Tod.«
    Maria Christina gab den festen Blick zurück und gelobte: »Ich schwöre es.«
    Brenski glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er diesen naiven Wortaustausch vernahm. Aber für die beiden Frauen schien er sehr ernsthaft zu sein.
    »Ich glaube dir«, sagte Mama Elena und küßte Maria Christina auf die Wangen. »Und nun komm und hilf mir, das Frühstück zu machen. Die Männer brauchen etwas Heißes. Es kämpft sich schlecht mit kaltem und leerem Magen.«
    Die anderen Frauen des Partisanentrupps trugen Proviantsäcke über den Schultern und brachten sie nun in die Hütte.
    »Geht mehr Holz sammeln fürs Feuer«, wies Mama Elena sie an, und die fünf gehorchten schweigend.
    Während sie Reisig im Kamin aufschichtete, hieß Mama Elena Maria Christina Wasser in den Kessel füllen.
    »So, und nun sage mir, woher du kommst!« sagte sie.
    »Ich war drei Jahre im Kloster Santa Maria de la Sierra.«
    »Und davor?«
    »Ich bin in Córdoba geboren und aufgewachsen.«
    »Aus was für einer Familie stammst du?«
    »Mein Vater besitzt eine Finca und ein kleines Bankhaus, aber nur ein kleines.«
    Mama Elena nickte. »Man sieht es dir an. Du hast die feine Haut der Reichen und die dünnen Knochen der Patrizier. Kannst du Kartoffeln schälen?«
    »Claro que sí, Mama Elena.«
    »Dann mach dich an die Arbeit. Schäle sie dünn, denn wir müssen sparen, und schneide sie in Scheiben.«
    Maria Christina zog sich einen der Proviantsäcke heran, der deutlich sichtbar mit Kartoffeln gefüllt war.
    »Pro Mann kannst du drei Kartoffeln schälen«, sagte Mama Elena. »Warum bist du ins Kloster gegangen?«
    »Weil mein Bruder jemanden umgebracht hat.«
    »Hoffentlich einen Nacional.«
    »Nein. Den Rivalen bei seiner Liebsten.«
    »Ah, also das, was man bei euch ein Kavaliersdelikt nennt?«
    »Mein Vater hat es nicht so genannt. Er hat meinen Bruder fortgeschickt, und meine Mutter hat mich ins Kloster gebracht.«
    »Das können sich nur Reiche leisten – den Sohn fortschicken mit einem ordentlichen Beutel Gold und die Tochter ins Kloster bringen mit einer ordentlichen Mitgift.« Mama Elena sagte dies ganz natürlich, ohne Neid, ohne Voreingenommenheit. Ihr Blick wurde sogar weich, während sie sprach. »Ich hatte auch mal eine Tochter, sie wäre gern ins Kloster gegangen, weil sie zu schwach für die Arbeit auf dem Feld war. Aber die Nonnen haben sie nicht genommen, weil ich ihr keine Mitgift geben konnte.«
    »Es tut mir leid«, sagte Maria Christina.
    »Es braucht dir nicht leid zu tun. Meine Tochter ist bald darauf gestorben, sie hatte es auf der Brust. Und es wäre verschwendetes Geld gewesen, denn wenn eine Nonne stirbt, kriegt man ja nichts zurück.«
    »Ich wußte das nicht.«
    »Du bist noch jung, du wirst noch vieles erfahren.«
    Die anderen Frauen brachten das Holz für den Kamin, und Mama Elena schickte sie wieder hinaus, diesmal, um Kräuter für Tee zu sammeln und Löwenzahn für einen Salat.
    In einer großen, hölzernen Schüssel rührte sie aus Mehl und Wasser einen Teig an, dem sie mit ein paar Tropfen Olivenöl Geschmeidigkeit verlieh.
    »Der Deutsche und du, wo wolltet ihr wirklich hin?«
    »Es war noch nicht entschieden, ich meine, wir waren erst einmal hier. Und fühlten uns ein bißchen sicherer.«
    »Hat dein Vater seinen Leuten auf der Finca wenigstens anständige Löhne gezahlt?«
    »Ja, natürlich«, sagte Maria Christina, verwundert über die Sprunghaftigkeit der alten Frau.
    »Aber geschlagen hat er sie manchmal?«
    »Das habe ich nie gesehen.«
    »Wieviel Dienerinnen hattet ihr im Haus?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Maria Christina.
    »Das konnte ich mir denken.« Mama Elena lachte leise, aber es klang nicht froh.
    »Du wirst sie anständig behandelt haben – aber wie hat deine Mutter sie behandelt?«
    »Meine Mutter hat uns alle gleich behandelt.«
    »Du meinst, die Familie und das Personal?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, ja.« Maria Christina sah die alte Frau fest an.
    »Dann scheinst du aus einer ungewöhnlichen Familie zu stammen.«
    »Vielleicht.«
    »Nicht vielleicht. Ich weiß es.« Mama Elena drehte sich blitzschnell um, zog die Bluse aus ihrem schwarzen Rock, daß ihr knochiger Rücken zu sehen war. Und darauf weiße Narben, kreuz und quer.
    »Als ich so alt war wie du, hat man mich in den Dienst zu einer vornehmen Dame geschickt. Sie ging jeden Tag in die

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