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Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
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Geleitschutz von zwei gepanzerten Fahrzeugen, den Berg hinanklettern sehen.
    Gott stehe uns bei, dachte der Oberst, und dann fuhr auch er in sein Stabsquartier.

16.
    In der Morgenfrühe wurden sie von den Partisanen überrascht. Der Überfall geschah so, daß Brenski keine Zeit zur Gegenwehr blieb. Er ging gerade in die Blockhütte, stand auf der Schwelle der Tür, als er einen Gewehrlauf in seinem Rücken spürte.
    »Flossen hoch, Amigo!«
    Zögernd hob Brenski die Hände.
    »Más rápido!«
    Er blieb stehen, die Hände jetzt schnell hochgereckt, denn er konnte aus der Stimme des hinter ihm Stehenden hören, daß er Befehlen gewöhnt war.
    Flinke Hände tasteten ihn ab.
    »Dreh dich um!«
    Brenski drehte sich um. Vor ihm stand ein Riese mit einem flammend roten Bart und flammend rotem, von grauen Strähnen durchzogenem Haar, das unter der schwarzen Baskenmütze hervorquoll. Der Mann trug einen khakifarbenen Leinenanzug und darüber eine Weste aus rauhem Rindsleder. An seinem breiten, schwarzen Gürtel mit einem deutschen Koppelschloß mit der Inschrift ›Gott mit uns‹ hing ein 45er Revolver, ein amerikanischer Smith & Wesson. In der Hand hielt er ein Jagdgewehr von einem Kaliber, das gewiß über 10 mm lag, eine Elefantenbüchse, so hätte Bull McKenzie gesagt, der eine Zeitlang Wildhüter in einem ostafrikanischen Reservat gewesen war.
    »Nun, hast du mich gut genug angeschaut?« fragte der Riese.
    »Ja, und du mich auch?«
    »Hol dein Mädchen raus, das da drin ist. Aber vorher bekomme ich dein Feuereisen.«
    Brenski schüttelte den Kopf. »So nicht. Nur über meine Leiche.«
    Der Rothaarige betrachtete Brenski aus geschlitzten Augen. Hinter ihm scharten sich sechs Männer, alle ähnlich bewaffnet wie der Rothaarige, und alle trugen einen kleinen, fünfzackigen, roten Stern an ihren Baskenmützen.
    Es waren republikanische Partisanen.
    »El Corazon! Knall ihn doch über den Haufen!« rief ein kleines Männchen mit einem Frettchengesicht. Aber wie er seine Maschinenpistole hielt, daran konnte man erkennen, daß er etwas von seinem Handwerk verstand.
    ›E1 Corazon!‹ nickte. »Das sollte ich tun, um mir jeden Ärger zu ersparen. Aber ich kenne den Typ.«
    Brenski spürte, wie sein Mund trocken wurde. Warum hatten sie, verflucht noch mal, am Vorabend die republikanischen Uniformen verbrannt? Aber eines hatte er noch: seinen Militärschein.
    »Darf ich dir mein Dokument zeigen?« fragte er ›E1 Corazon‹, was so viel wie ›das Herz‹ heißt.
    »Warte mal!« Der rote Riese hob die Hand, legte seinen Zeigefinger an die fleischige Nase, die davon zeugte, daß er dem Wein nicht abhold war, betrachtete Brenski eingehend.
    »Du warst abends immer auf der Rabia de la Solidaridad in Barcelona. Mit diesem Weib, dieser Schwarzhaarigen, auf die wir alle geil waren. Stimmt's?«
    »Das war Carmen.«
    Der Rothaarige grinste. »Zeig mir dein Dokument. Dann bist du ja ein Internacional, wie?«
    »Bin ich.«
    Brenski zog seinen linken Stiefel aus, holte den Militärschein, seinen Ausweis mit dem verrückten Paßfoto hervor, auf dem er aussah wie bei der ersten heiligen Kommunion.
    »Zweite Internationale Brigade, unter Colonel Bienvenida, Sergeant Pablo Brenski.«
    »Bienvenida! A dios!« Der Rothaarige starrte ihn an. »Bienvenida! Dann bist du einer seiner versprengten Truppe!«
    Brenski schwieg.
    »Was willst du hier?«
    »Ich wollte hinter den Linien der Nacionales die Partisanen suchen. Und mich ihnen anschließen. Aber anscheinend haben die mich gefunden, und nicht ich sie.« Brenski lachte trocken auf.
    El Corazón gab ihm die Papiere nach einem flüchtigen Blick darauf zurück.
    »Bien.« Er streckte seine Hand aus. »Sei willkommen bei uns.«
    Brenski spürte, wie sein Herz hämmerte.
    In den wenigen Minuten hatte sein Leben an einem seidenen Faden gehangen. Hinter sich hörte er ein Geräusch, und er wußte, es war Maria Christina, die nach ihm schaute.
    »Höh!« El Corazons Augen weiteten sich. »Ich muß schon sagen, was die Weiber angeht, so bist du nie schlecht versorgt, wie?«
    El Corazón legte tatsächlich, ein wenig übertrieben und die Polit-Offiziere hinten in der Etappe karikierend, seine Hand an die Baskenmütze.
    »Señorita! Meine Augen laufen über von dem Glanz Ihrer Schönheit! Was hat Sie denn zu einem Alemán getrieben, wenn es so viele gute und brave spanische Männer gibt?«
    Die Partisanen lachten. Sie hatten sich im Halbkreis um die beiden geschart. Aus dem Wald kam jetzt ein Trupp von

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