Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gesang von Liebe und Hass

Titel: Der Gesang von Liebe und Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordes Alexandra + Horbach Michael
Vom Netzwerk:
Corazón.
    »Von mir aus.« Brenski scharrte mit den Hacken seiner Stiefel ein Loch in den lockeren Waldboden, begrub das Ding in dem Lappen darin, trat die Erde wieder fest.
    »Du bist wirklich verrückt. Du bist ›loco‹ wie ein räudiger Wolf.«
    »Auch Wölfe hassen.«
    »Aber sie lieben auch«, sagte El Corazón, und seine Stimme klang so weich, wie Brenski sie nur in der Unterhaltung mit Mama Elena gehört hatte.
    »Müssen wir von hier weg?« fragte El Corazón.
    »Warum?«
    »Sie werden doch die ganze Gegend absuchen.«
    »Es lebt niemand mehr, um die Gegend abzusuchen.«
    El Corazóns Gesicht schob sich ganz nahe an Brenskis Gesicht. »Das war also der Feuerschein, den ich in der Ferne sah.«
    »Drei Reservekanister Benzin, eine alte Holzbaracke.«
    »Und die Posten?«
    Brenski lächelte spöttisch. Er tätschelte die Scheide, in der sein Wurfmesser steckte.
    »Ein räudiger Wolf! Ich wünschte, ich hätte dich nie zu sehen bekommen. Du hast uns allen Unglück gebracht, du – du Alemán!«
    Brenski schlug so schnell zu, daß El Corazón nicht einmal im Reflex reagieren konnte. Der Schlag traf ihn unterhalb der Kinnlade. Er fiel in die Knie, schlug dann lang nach hinten.
    »Sag so etwas nie wieder in einem solchen Ton zu mir«, sagte Brenski. Er nahm seinen Schlafsack und ging in den Wald hinein, bis er eine Stelle im Gebüsch fand, die trocken und gut geschützt war.
    Er versuchte, seine Gedanken auszuschalten, und er merkte, daß es ganz einfach war. Er konnte einschlafen, ohne eine einzige Regung seines Gewissens zu verspüren. Ich bin tatsächlich zu einem Schatten ohne Mann geworden, dachte er.
    Sie waren beim ersten Schein der Dämmerung aufgebrochen und hatten am Mittag schon gute fünfzehn Kilometer zwischen sich und Fuente de la Trenta gelegt. Sie kamen jetzt in Gebiete, die schon seit längerer Zeit von den Nacionales beherrscht wurden und wo so etwas wie ein normales Leben vor sich zu gehen schien.
    Sie machten Halt bei einer Raststätte, aus deren Küche es vielversprechend roch.
    »Ob wir es wagen können?« fragte El Corazón zweifelnd.
    »Warum nicht?« sagte Maria Christina. »Was soll uns schon passieren?«
    Ja, was konnte ihr noch passieren?
    Brenski schaute sie düster an, und sie gab seinen Blick zurück.
    Wie nahe Liebe und Haß beieinander liegen, dachten beide.
    Ich habe ihn geliebt, dachte Maria Christina. Ich habe ihn geliebt bis zu der Nacht, als die Männertiere über mich herfielen.
    Ich habe sie geliebt, dachte Brenski. Ich habe sie geliebt bis zu der Nacht, als die Schakale über sie herfielen.
    Warum vergleichst du diese Unmenschen mit Tieren? Tiere sind harmlos, selbst Raubtiere, wenn man nicht in ihr Revier eindringt.
    Nein, es waren keine Schakale, es waren Nichtmenschen.
    »Nun, was ist?« fragte El Corazón.
    »Wir rasten hier und essen etwas«, sagte Brenski.
    »Von mir aus.«
    Zu dritt gingen sie in die Cantina. Bauern saßen dort, spielten Karten oder lasen Zeitung, den unvermeidlichen Vino Tinto vor sich, ein Schälchen mit gerösteten Speckstückchen zum Knabbern daneben; an solchen Kleinigkeiten konnte man erkennen, daß es auf Francos Seite tatsächlich normal zuging.
    Sie nahmen einen freien Tisch beim Fenster, der Wirt watschelte herbei, im Unterhemd, eine Lederschürze vor dem prallen Bauch.
    »Señora, Señores, was kann ich für Sie tun?«
    »Wenn es ein kühles Bier gäbe …«, träumte Brenski laut.
    »Una cerveza. Muy bien.«
    Brenski sah den Wirt argwöhnisch an. »Wirklich? Ihr habt Bier?«
    »Warum sollten wir kein Bier haben?« fragte der Wirt verblüfft.
    Und an Maria gewandt: »Und Sie, Señora, Euer Ehren?«
    »Nur ein Glas Wasser.«
    El Corazón legte seine Hand auf ihre Hand. »Du mußt etwas Kräftiges zu dir nehmen, Maria Christina!«
    Der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Nun gut, dann einen Vino Tinto.«
    »Für mich auch«, sagte El Corazón. »Und was gibt es zu essen?«
    Der Wirt spitzte die Lippen. »Einen guten Cocido!«
    »Was? Einen echten Cocido mit Erbsen und Bohnen und Hammelfleisch und Schweinebacken?«
    »Genau den.«
    »Oh, welch ein Glück hat uns hergebracht!« El Corazón strahlte den Wirt an.
    »Ihr müßt aus einer armen Gegend kommen, wenn ihr lange keinen Cocido mehr gegessen habt.« Der Wirt wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und sah Maria Christina an wie ein Hund, der gestreichelt werden will.
    »Wir waren im Gebiet der roten Banditen! Wir sind bei der Gegenoffensive bei der Sierra de la

Weitere Kostenlose Bücher