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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Mundwinkeln lief es rosafarben heraus.
    McGill legte die Zange auf den Eichentisch hinter sich, neben sein Funkgerät, einen 38er-Revolver, eine Zwei-Liter-Flasche Old Granddad und Liz’ Rucksack mit dem Meth und dem Geld, das sie bisher damit verdient hatte. Gejohle prallte außen an der Scheune ab. Der erste Kampf ging dem Ende zu. »Mädchen«, sagte McGill, »etwas, wovon ich nie genug kriege, sind Mösen, egal welche Sorte.« Er sah zu Walkup. »Goat soll sie festhalten. Komm mal her und sag mir, was für eine Sorte Möse das hier deiner Meinung nach ist.«
    Walkup war ehemaliger Schausteller, war auf Provinzjahrmärkten unterwegs gewesen und hatte eine Bude mit dem Spiel »Wähl ein Entchen, Gewinn einen Preis« betrieben. Hatte eine Menge unappetitlicher Frauen gesehen und ihnen beigewohnt. Er ließ Liz’ Handgelenk los und ging um sie herum. Prüfte einen ihrer deftigen Hügel. Rieb sich das stachelige Kinn, spuckte braunen Schlick auf den Scheunenboden. Er trug einen grauen, leinensackförmigen Bart und ein rotes Kopftuch auf dem ergrauten Schädel. Stahltotenköpfe in beiden Ohrläppchen. Er wandte sich zu McGill und sprach in langsam jodelndem Tonfall. »Na ja, da gibt es die Jahrmarktmösen. Die donnern sich mit Clownschminke auf, haben nur einmal im Jahr Auslauf. Kommen per Anhalter aus der Pampa auf den Jahrmarkt. Lassen sich’s von irgendeinem Stadtschwanz besorgen. Dann gibt’s die Prügelmösen. Das sind die, die von ihren Männern oder Freunden verprügelt werden, sich aber trotzdem noch von ihnen vögeln lassen. Dann die Trailerparkmösen, die eigentlich nur eine Unterkategorie der White-Trash-Mösen sind. Irgendwelche ungewaschenen Schlitzpisser-Schlampen, deren Arschrosinen die Scheißhausfliegen anziehen, bevor sie auch nur die Unterhose runterlassen.«
    Walkup sah über Liz’ Schulter hinweg Goat an, der Ziegen züchtete und deren Milch und Fleisch verkaufte. Seine Augen waren trübe, und die Haut drum herum hing herunter wie feuchte Fensterleder. Sein maisöliges Haar war unter einer schwarzen Truckercap mit verblichenem orangefarbenem Auto-Zone-Logo versteckt. »Was meinst du, Goat, zu welcher Sorte gehört sie?«, fragte Walkup.
    Goat lispelte. »Ihr hängen da so Fäden vom Skalp. Wisst ihr, so wie der Schlampe in Kampf der Titanen .«
    Walkup spuckte erneut aus. »Damit ist die Sache klar, Boss«, sagte er zu McGill. »Sie ist eine Medusamöse.«
    McGill kicherte. »Dann wird Medusa jetzt mal bisschen frisch gemacht, denn sie wird die nächsten paar Tage gut damit zu tun haben, die Beine für Geld breit zu machen.« McGill zwinkerte Liz zu. »Fünfzig Prozent zweig ich mir ab. Das ist für die Zeit, die du mir gestohlen hast, Schlampe.«
    Das Scheunentor ging quietschend auf. Ned kam herein. Das Gesicht von Knöchelabdrücken gezeichnet. Eine klaffende Wunde an der Stirn. Der Mund blau verfärbt. Die Fäuste bis aufs Fleisch aufgerissen. McGill lachte. »Gewonnen?«
    »Ja«, knurrte Ned, noch schwer außer Atem.
    »Scar meinte, das Gerät hier wär mit dir unterwegs«, sagte McGill. »Wie zum Teufel bist du an so eine kratzbürstige Braut geraten, Ned?«
    Ned griff nach der Flasche Bourbon auf dem Tisch. Setzte sie an. Der walnussgroße Knoten in seiner Kehle sprang auf und ab. Er ließ die Flasche sinken. »Ah. Ums kurz zu machen«, sagte er, »sie und ich haben in der Leavenworth Tavern einen Deal vereinbart. Ich kill ihren Macker für die eine oder andere Nummer und einen Anteil an dem Crank, den die beiden gekocht haben.«
    McGill machte eine Handbewegung. »Meinst du vielleicht den Rucksack da auf dem Tisch?«
    Ned schaute dorthin, wo er nach dem Bourbon gegriffen hatte. »Genau, ein Teil davon gehört mir.«
    McGill lächelte. »Ich sag dir mal was, Ned. Gewinn den Brook, und du kriegst die Hälfte von allem, was im Rucksack ist. Den Rest behalt ich, weil sie meine Schwester überfallen hat. Wenn du verlierst, behalt ich alles.«
    Ned hatte getötet und gevögelt für das, was im Rucksack war. Hätte Pete und seiner Gang von Vollspasten beinahe den trockenen Arsch hinhalten müssen. Tausend Dollar bezahlt, um beim Donnybrook antreten zu können. Von Ned sah man nur noch dasZahnfleisch, grellrot vom Kampf. »Leck mich am Arsch, du hinterfotziger Hurensohn!«
    McGills Augen wurden groß wie Baseballs. »Pass auf, was du sagst, du versoffener, zahnloser Hinterlader.«
    Neds Fußsohlen vibrierten noch immer vor Wut und vom Kampf, er sprang auf McGill zu und nietete ihm einen rechten

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