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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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vermischter Bourbonsorten stieg Whalen in die Nase. »Ich suche nach Lang«, sagte er. »Poe schickt mich.«
    Ungutes Gelächter summte durch die Luft, erschütterte Whalens Knochen. Er griff nach der Glock an seiner Hüfte. Drehte sich um, allerdings nicht so weit, dass er mit dem Rücken zur Bar stand, und behielt die Männer dahinter aus dem Augenwinkel weiterhin im Blick. Vom Eingang her kamen zwei Typen auf ihn zu. Einer hatte einen Barhocker in der Hand. Der andere eine zerbrochene Bourbonflasche, deren Kanten aussahen wie ein Sägeblatt.
    Whalen knirschte mit den Zähnen. »Ich will keinen Ärger. Bloß Lang.«
    »Ist nicht hier«, sagte der mit dem Barhocker.
    Whalen rollte mit den Augen. »Und wo ist er?«
    »Irgend so ein Hurensohn mit einem Haken wie ein Maultiertritt kam rein und hat hier auf der Suche nach seiner Schwester und einem Typen namens Ned ein bisschen die Möbel verrückt«, sagte der mit dem Hocker. »Hat Lang mitgenommen. Ist zu Pete gefahren.«
    Whalens Arm begann zu zittern. Diese Wichser, dachte er. Spucke verdickte sich in seinen Mundwinkeln. Er deutete mit der Glock auf den mit dem Hocker. »Wie heißt du?«
    »Ich heiße Cramp. Wieso?«
    »Stell den Hocker weg. Dreh dich um. Du und ich werden jetzt einen kleinen Ausflug machen«, sagte Whalen.
    Cramp zögerte, starrte auf die Waffe. Ließ den Hocker fallen. Drehte Whalen den Rücken zu, der Fingerschellen vom Gürtel zog. Crambs Daumen einspannte. »Du wirst mir zeigen, wo dieser Pete wohnt. Sollte mir irgendeiner deiner Kumpels in die Quere kommen, werde ich zu Ende bringen, was der andere Typ angefangen hat.«
    *
    Vier Männer mit Schrotflinten standen vor dem schwarz-grauen Schuppen, die Hunde angeleint, und warteten auf einen Befehl. Angus trat mit einem Fuß auf die Bremse, nahm den anderen vom Gas.
    »Glaubst du, du kannst hier einfach die Straße runterfahren, und die Männer werden dich durchlassen?«, fragte Lang über seine aufgeblähte, auberginenfarbene Lippe hinweg, die Hände mit einem Ledergürtel hinter dem Rücken gefesselt.
    Schatten von Bäumen, die die Schotterstraße säumten, sprenkelten Angus’ Gesicht und den Arm, der aus dem heruntergekurbelten Fenster hing. »So in etwa«, sagte er.
    »Der Brook hat bereits angefangen.« Burgunderfarbene Tropfen fielen Lang aus dem Mund.
    »Spielt keine Rolle.«
    »Wenn du dich mit McGill anlegst, wird er dich umlegen!«, sagte Lang.
    Angus war vor Jahren, vor dem Unfall, gefragt worden, ob er nicht beim Donnybrook kämpfen wolle. Er hatte nie etwas damit zu tun haben wollen. Das Preisgeld war verlockend gewesen. Aber zu viele Männer, die er kannte und die gern kämpften und sich nebenbei etwas dazuverdienten, waren verschwunden, nachdem sie beim Donnybrook gekämpft hatten. Es wurde gemunkelt, dass McGill Leute mit Talent, selbst wenn sie verloren, für seinen eigenen Stall haben wollte, um sie überall in den Countys bei anderen Bare-Knuckle-Kämpfen antreten zu lassen. Er saugte einem des Geldes wegen das Mark aus, ohne Rücksicht auf die schwindende Form, und wettete, je nachdem, auf oder gegen die eigenen Leute.
    Angus lachte. »Vielleicht wird er, vielleicht nicht.«
    »Glaubst du, es lohnt sich, für Ned und diese wurzelköpfige Spinnerin zu sterben?«, fragte Lang.
    »Sie haben mich einmal den Maden zum Fraß vorgeworfen«, erklärte Angus. »Das wird nicht noch mal passieren.«
    Er trat auf die Bremse. Wartete. Sah zu, wie ein Mann auf den Tahoe zuging. An der Seite herumkam, eine Hand gleich neben Angus’ Arm ins Fenster legte. Nickte. Die drei anderen starrten durch das Fenster auf der Beifahrerseite. Funkgeräte rauschten und verstummten im Wechsel. Einer von ihnen, dessen Zähne die Farbe von Pisse hatten, steckte den Kopf hinein und kicherte. »Was zum Henker ist denn mit dir passiert, Lang?«
    »Bist du Kämpfer oder Zuschauer?«, fragte der auf Angus’ Seite.
    »Sag du’s mir«, sagte Angus, packte den Sicherheitsmann am Handgelenk, zog daran, klemmte seinen Arm im Inneren des Tahoe fest und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. »Ich würde sagen, keines von beiden. Ich bin etwas völlig anderes.«
    *
    In der alten Scheune drehten Goat und Walkup Liz die Arme auf den Rücken, während McGill ihr den Mund mit einer Zange aufstemmte und hineinschaute. »Alle Zähne sind noch weiß. Keine faulen Stellen. Ein paar Schwänze kann sie noch lutschten.«
    Von dem säuerlichen Geschmack des Stahls musste sich Liz beinahe übergeben. Aus ihren kaputten

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