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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia König
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Einladung für Sie. Wir wollten Ihnen die eigentlich mit der Post schicken, aber dann dachte ich, ich treffe Sie vielleicht hier. Und tatsächlich. Also, bis morgen früh!“
    Und damit verschwand er. Luisa blickte ihm nach, wie er durch den Park eilte. Ein hoch aufgeschossener Mann, der selbst im Bademantel noch offiziell wirken würde. Die nächste Baumgruppe verschluckte ihn und ließ sie rätselnd mit dem Briefumschlag zurück.
    Was kann das bedeuten? Luisa drehte den Umschlag hin und her.
    Aber das Grab ihres Vaters blieb stumm, und schließlich stand sie auf und lief zur S-Bahn.
    Luisa fuhr gerade an den Landungsbrücken vorbei, als sie endlich den Umschlag öffnete und für einen Moment wie vom Donner gerührt war. Sie, Luisa Vogt, war zur Testamentseröffnung von Maximilian Hansen geladen? Am nächsten Morgen in der Kanzlei Struppek und Söhne? Das konnte doch nur ein Versehen sein, oder? Luisa konnte sich dieses Schreiben jedenfalls nicht erklären. Überhaupt ging momentan wirklich alles drunter und drüber. Der plötzliche Tod ihres Chefs, die Kündigung, die Beerdigung, Eleonores Feststellung, dass die Kündigung grundlos sei und nicht wirksam. Was war eigentlich auf einmal los? Wenn sie wenigstens mit ihrer Mutter Anna über all das reden könnte, aber die war noch immer im Urlaub. Und kam erst am nächsten Tag zurück! Luisa zückte ihr Handy und versuchte, Molly zu erreichen. Mailbox. Ach ja, heute Abend war schließlich diese Verabredung mit Mister Internet dem Dritten. Da hatte sie sicher ihr Handy ausgestellt. Viel Glück, Molly! Hoffentlich war es diesmal der Richtige. Also blieb Luisa nichts anderes übrig, als Katze bei ihrer Nachbarin, die häufiger auf den Hund aufpasste, wenn Luisas Mutter nicht da war, um Katze bei sich im Kolonialwarenladen zu hüten, abzuholen und nach Hause zu gehen. Gemeinsam mit dem geliebten Vierbeiner machte sie es sich auf dem Balkon gemütlich und las ihm den komischen Anwaltsbrief vor. Keine Reaktion. Sie beobachteten die Straße. Ein Pärchen stritt sich und versöhnte sich wieder. Ein betrunkener Typ wurde aus der Kneipe gegenüber geschmissen und fuhr mit einem Taxi davon. Katze legte sich schlafen, mit dem Kopf auf Luisas Schuhen. Die alte Dame aus dem ersten Stock ging einmal mit ihrem laut hechelnden Mops bis zum nächsten Baum Gassi und dann wieder nach Hause. Alles war wie immer. Nur Luisa fühlte sich völlig daneben.

5. KAPITEL
    Unsicher, was sie erwartete, betrat Luisa am nächsten Tag die Anwalts- und Notariatskanzlei am Gänsemarkt, nachdem sie Katze bei Molly abgegeben hatte. Leider war Luisa so spät dran, dass keine Zeit gewesen war, Molly von dem merkwürdigen Brief zu erzählen. Den ganzen gestrigen Abend hatte Luisa überlegt, was es mit der Einladung auf sich haben könnte. Schließlich hatte sie ihre Tarotkarten zurate gezogen und sehr unterschiedliche Antworten erhalten. Der Magier, der den Willen symbolisierte – ob das Maximilian Hansen war? Das Leben, der Narr, der Tod – wie passend! Und dann der Ritter. Ja, der durfte gerne Gestalt annehmen. Luisa selbst jedenfalls wusste nicht mehr ein noch aus. Sie hatte sich immer wieder gefragt, ob sie überhaupt zu diesem Termin erscheinen sollte. Jetzt wäre es wunderbar, einen Ritter – auch ohne weißen Schimmel – an seiner Seite zu haben, der einem mit Rat und Tat zur Seite stünde!
    Sie hatte schlecht geschlafen – mehr als dreimal waren ihr in einem Traum Zähne ausgefallen. Das war definitiv ein Hinweis auf Veränderung. Aber zurzeit geschah ja auch tatsächlich jeden Tag etwas Unerwartetes und dann auch noch diese ominöse Einladung …
    Die Sekretärin am Empfang der Kanzlei begrüßte Luisa freundlich. Sie warf einen Blick auf Luisas Einladung und meldete sie beim Notar an.
    „Frau Vogt ist da!“ Einen Moment lauschte sie in den Hörer, bevor sie auflegte und Luisa einen langen, mit Perserteppichen ausgelegten Gang entlangführte.
    „So, da sind wir“, lächelte sie aufmunternd und öffnete eine zweiflügelige, schwere Eichentür.
    „Ah, Frau Vogt, schön, dass Sie da sind“, begrüßte sie der distinguierte Herr von gestern, diesmal in einen nur unwesentlich fröhlicheren Nadelstreifenanzug gekleidet. Er bedeutete Luisa, sich zu setzen. „Dann sind wir ja jetzt vollzählig.“
    Luisa war sich nicht sicher, ob er die irritierten Gesichter der Familie Hansen nicht bemerkte oder aber mit Absicht darüber hinwegging. Sie selbst setzte sich jedenfalls schnell in den nächstbesten

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