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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Es war schon lange her, dass er sich nicht getraut hatte, ein Mädchen anzuschauen, aber jetzt war er unglaublich nervös, und es dauerte einen Augenblick, bis er seine Augen in ihre Richtung zwingen konnte.
    Als er es schaffte, sah er erleichtert, dass sie ganz offensichtlich schön war – Mandelaugen, langes dunkles Haar. Doch das registrierte er kaum, weil ihn vor allem die Buchstaben auf ihrer T-Shirt-Tasche beschäftigten.
    Ellie , dachte er und konnte endlich einen Namen mit den Initialen verbinden. Ellie O’Neill.
    Sie sah ihn nervös an, ihre Miene schwankte zwischen Schock und Freude. Er nickte ihr zu und schob sich dann vor die Tafel mit den Eissorten, wo er so tat, als suche er sich etwas aus. Doch in Wirklichkeit dachte er an eine Unterhaltung, die sie vor ein paar Wochen geführt hatten, als er ihr zum Spaß eine Mail geschickt hatte, in der man nach seinen Vorlieben gefragt wird.
    Auf keinen Fall fülle ich diesen Quatsch aus , hatte sie geantwortet. Du willst doch wohl nicht ernsthaft wissen, was meine Lieblingseissorte ist.
    Machst du Witze? , hatte Graham nachgehakt. Du würdest nicht glauben, wie viel das über dich verrät.
    Lass mich raten , hatte sie geschrieben. Wenn ich Rocky Road sage, mache ich gerade eine schwere Zeit durch. Wenn ich Vanille sage, bin ich langweilig …
    So in der Art , hatte er zugegeben. Ich selbst bin eher der Sorbet-Typ. Was sagt das über mich?
    Dass du einen tollen Geschmack hast , schrieb sie. Das ist auch meine Lieblingssorte.
    Jetzt sah er sie hinter der Eistheke auf ihn zukommen und sich übers Glas zu ihm beugen. »Was möchtest du?«, fragte sie, und erschreckt hörte er einen vertrauten Tonfall, den zuckersüßen Singsang, den so viele PR-Leute und Manager in Los Angeles draufhatten. Er lächelte ein wenig, sagte aber nichts, und sie kicherte. Grahams Magen verknotete sich.
    Er zeigte auf die Eissorten. »Ich nehme das Regenbogen-Sorbet.« Er wagte einen Blick in ihre Richtung, um zu prüfen, ob sie eins und eins zusammenzählen konnte. Doch sie nickte nur und drehte sich nach einem Becher um; das reichte also nicht, natürlich nicht. Er suchte nach anderen Möglichkeiten, ein Gespräch zu beginnen – sollte er beiläufig etwas erwähnen, über das sie schon in ihren E-Mails gesprochen hatten, oder etwas, das sonst niemand verstand? –, doch hinter ihm knallte es laut, als einer der Fotografen mit dem Objektiv an die Scheibe stieß, und Graham wurde klar, dass dies vielleicht nicht der richtige Augenblick war.
    »Es wird dir hier gefallen«, sagte sie, als sie ihm das Eis reichte. »Vor allem im Sommer.«
    Ihr Ton klang federleicht und offensichtlich zum Flirten aufgelegt – Graham machte sich klar, wie unfair es war, von ihr etwas anderes zu erwarten als von allen anderen Mädchen. Wenn sie erst merkte, wer er war – wer er wirklich war –, dann würde alles gut werden, doch bis dahin durfte es ihn nicht überraschen, dass sie effektvoll die Haare nach hinten geworfen hatte, als sie ihm das Eis einfüllte.
    »Ach ja?«, sagte er, legte einen Zehner auf den Tresen und wehrte das Wechselgeld ab. »Wo kann man denn abends gut essen?«
    »Im Lobster Pot .« Sie lächelte fast ein wenig kokett. »Das ist mein Lieblingsrestaurant.«
    Graham nickte. »Na dann«, sagte er, »würdest du heute Abend vielleicht mit mir dort hingehen?«
    »Ich?« Sie starrte ihn überrascht an. »Wirklich?«
    »Wirklich.« Er lächelte sein unwiderstehliches Lächeln, das in seinem früheren Leben nie außerordentlichen Charme versprüht hatte, jetzt aber eigenartigerweise Horden weiblicher Teenager die Knie weich werden ließ.
    »Das wäre toll«, sagte sie eine Oktave zu hoch.
    Er nickte, und es folgte eine unbehagliche Pause. Er brauchte einen Moment, um zu merken, dass er eine Uhrzeit vorschlagen sollte. »Wollen wir uns um neun da treffen?«
    Sie wirkte verlegen. »Ich glaube, um neun macht es womöglich schon zu.«
    »Oh«, sagte Graham. »Dann halb acht?«
    Sie nickte und gab ihm einen Eislöffel. Es dauerte einen Moment, bis er danach griff; der schlaflose Flug forderte wohl seinen Tribut, denn plötzlich war er sehr müde. Enttäuschung breitete sich in seiner Brust aus, doch er wusste nicht genau, wieso. Das war doch genau, was er gewollt hatte. Diese Stadt, dieses Mädchen. Sie war nicht nur süß, sondern auch sehr nett und wollte offenbar sehr gern mit ihm ausgehen. Was hatte er mehr erhofft?
    Er stach den Löffel ins Eis, das schon zu schmelzen begann, und hob

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