sicher? Ja, bei Ihnen wird er es gut haben.»
«Natürlich bin ich sicher», rief Mr. Schreiber, dem ein Stein vom Herzen fiel, weil sie endlich begriffen hatte. «Der Kerl ist heilfroh, daß er den Jungen los wird, ich meine, er freut sich auch, daß das Kind zu uns kommt.»
Mrs. Schreiber fand, es sei erst einmal genug für Mrs. Harris, und so zupfte sie ihren Mann am Ärmel und sagte: «Wir können später noch eingehender darüber sprechen, Joel. Vielleicht möchte Mrs. Harris jetzt gern ein wenig mit ihrem Freund allein sein.»
Mr. Schreiber, Filmagent, Detektiv und Richter, bewies, daß er auch ein vorbildlicher Ehemann war, und erwiderte: «Gewiß, gewiß. Wir gehen jetzt.»
Als sie gegangen waren und sich auch Mrs. Butterfield taktvoll zurückgezogen hatte, sagte Mr. Bayswater: «Na, sehen Sie, es hat sich alles zum Guten gewendet.»
Etwas von der dunklen Woge der Enttäuschung, die Mrs. Harris verschlungen hatte, überflutete sie noch einmal, denn es war ein so schöner Traum gewesen, und sie hatte sich so lange in ihm gesonnt. «Ich bin eine Närrin», sagte sie. «Jemand, der sich in alles mischt, statt sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern! Ich habe allen nur Kummer bereitet. Ich, die so felsenfest davon überzeugt war, Henrys Vater in Amerika zu finden! Gott, wie habe ich alles verpatzt!»
Mr. Bayswater wollte ihr einen kleinen Klaps auf die Hand geben, da merkte er zu seiner Überraschung, daß er sie immer noch in seiner festhielt, und so drückte er sie nur und sagte: «Was für ein Unsinn! So dürften Sie nicht reden. Mir kommt’s so vor, als ob Sie nicht nur einen, sondern zwei Väter für den kleinen Henry gefunden hätten. Zwei zum Preis für einen, das ist gar nicht so schlecht.»
Ein leises Lächeln huschte zum erstenmal wieder über Mrs. Harris’ Gesicht. Dennoch vermochte sie nicht, ihre Schuldgefühle einfach abzuschütteln. «Es hätte furchtbar ausgehen können», sagte sie, «wenn da nicht Mr. Schreiber gewesen wäre. Was wäre aus dem kleinen Kerl ohne ihn geworden?»
«Was wäre aus dem kleinen Kerl ohne Sie geworden?» sagte Mr. Bayswater, zu ihr hinunterlächelnd.
Auch Mrs. Harris lächelte und erwiderte: «Warum sind Sie nach New York gekommen, John?»
Da überfielen Mr. Bayswater wieder seine eigenen Sorgen, und er strich sich mit der Hand über die Stirn und sagte: «Es ist wegen des Rolls-Royce. Er gibt ein so sonderbares Geräusch von sich, und ich kann nicht herausfinden, woher es kommt. Es macht mich fast wahnsinnig. Eine Woche lang habe ich nun schon danach gesucht, aber vergeblich. Es ist nicht im Vergaserkasten, und es ist nicht im Stoßdämpfer. Ich habe den Motor auseinandergenommen, aber da ist es auch nicht. Ich habe die Bremsen nachgeprüft, das Differenzialgetriebe untersucht. Alles umsonst.»
«Wie hört es sich denn an?» fragte Mrs. Harris, womit sie zeigte, daß sie eine Frau war, die sich auch für Männerdinge sehr wohl zu interessieren vermochte.
«Nun, es ist nicht gerade ein Klopfen oder Kratzen, nicht einmal ein Ticken oder Pfeifen», erklärte Mr. Bayswater. «Aber ich kann es deutlich hören. Und in einem Rolls-Royce dürfte man überhaupt nichts hören, und schon gar nicht in meinem. Es ist irgendwo unter dem Sitz, aber nicht genau, eher etwas weiter hinten. Und ich könnte die Wände hochklettern vor Wut. Es ist, als ob der liebe Gott sagte:
Und dabei bin ich gar kein Prahlhans», sagte Mr. Bayswater, «aber ich liebe die Rolls-Royce-Wagen nun einmal. Mein Leben lang habe ich nichts anderes geliebt. Mein Leben lang habe ich den vollkommenen gesucht, und dieser war es — bis jetzt.»
Der Kummer in dem hübschen Gesicht des Chauffeurs rührte Mrs. Harris’ Herz und ließ sie ihren eigenen vergessen, und sie hätte gewünscht, ihn so trösten zu können, wie er sie getröstet hatte. Und da fiel ihr plötzlich etwas ein. «Vor Jahren habe ich einmal bei einer Dame gearbeitet, einer richtigen Mrs. Neureich. Sie hatte einen Rolls-Royce und einen Chauffeur, und eines Tages hörte ich sie sagen:
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