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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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hatte. Und wenn dieser Druck plötzlich ausbleiben würde, konnte sie auf die Idee kommen, dass derjenige, der das alles organisiert hatte, keine eigenen Interessen verfolgte. Und dann war es auch bis zum Gedanken an die Existenz von Mittelsmännern nicht mehr weit. Die Kamenskaja war ein kluges Mädchen, wenn auch noch sehr unerfahren, aber wenn man sie ein bisschen herannehmen würde, konnte ein guter Profi aus ihr werden. Sie hatte natürlich nicht viel auf dem Kasten, denn sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihr die Leute von Arsenn und Onkel Kolja tagelang auf Schritt und Tritt gefolgt waren.
    Aber sie hatte ein helles Köpfchen, deshalb musste man sich das Mädchen warm halten, Arsenn hatte sehr weit reichende Pläne mit ihr. Der liebe Gott hatte sie reichlich mit Scharfsinn und Resolutheit ausgestattet.
    Arsenn fürchtete sich nicht vor einem Treffen mit Gradow. Wäre man in der Petrowka auf ihn aufmerksam geworden, hätte man sich ihn längst vorgeknöpft oder zumindest eine Observation angeordnet. Aber bis jetzt war nichts dergleichen geschehen. Die Kamenskaja hatte zwar Wind von der Geschichte aus dem Jahr neunzehnhundertsiebzig bekommen, sie ahnte etwas, aber nicht genug, um auf Gradow zu kommen. Anders verhielt es sich natürlich mit Onkel Kolja. Djakow, diesen Burschen, der für ihn arbeitete, hatte sie bestimmt in Verdacht, aber das stellte vorläufig keine große Gefahr dar.
    Zu dem Treffen mit Gradow kam Arsenn sieben Minuten zu spät. In Wirklichkeit war er schon vorzeitig da gewesen, aber er hatte sich erst einmal aufmerksam nach allen Seiten umgesehen, nach Gradows Erscheinen hatte er die Straße noch eine Weile beobachtet, und erst als er festgestellt hatte, dass keine verdächtige Person zu sehen war, hatte er die Bar betreten.
    »Sie verhalten sich nicht richtig, Alexander Sergejewitsch«, begann er das Gespräch in ruhigem Tonfall, während er den Inhalt des kleinen Likörglases in seinen Kaffee goss.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Gradow und zog seine imposanten Augenbrauen hoch.
    »Sie wissen sehr gut, was ich meine. Ich habe nicht vor, Ihnen eine Szene zu machen, ich möchte mich im Guten von Ihnen trennen.«
    »Aber warum denn? Was ist passiert?«
    »Sie sind nicht mehr in dem Alter, mein Lieber, in dem man Sandkastenspiele spielt. Nur Kinder, die etwas angestellt haben, leugnen hartnäckig ihre Schuld, in der Hoffnung, dass die Erwachsenen von nichts wissen.«
    »Sie können mich umbringen, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Keine schlechte Idee«, grinste Arsenn. »Das würde viele Probleme auf einmal lösen. Vielleicht muss man Sie wirklich umbringen, damit Sie endlich keinen Schaden mehr anrichten können. Warum belügen Sie mich? Warum verheimlichen Sie mir die Geschichte mit Nikifortschuk? Trauen Sie mir nicht? Tun Sie sich ruhig mit diesem Schwachkopf von Onkel Kolja und seiner Kinderbande zusammen. Aber ich werde meinen Hintern dafür nicht hinhalten.«
    »Ich verstehe nichts«, murmelte Gradow verwirrt. »Ich schwöre Ihnen, ich habe nichts getan, was uns schaden könnte.«
    »Das Gespräch ist beendet, Sergej Alexandrowitsch. Wir werden uns jetzt voneinander verabschieden, ich hoffe, für immer. Sie haben meine Arbeit von Anfang an behindert, Sie haben mir wichtige Informationen vorenthalten und mich und meine Leute immer wieder gezwungen, unsere Vorgehensweise zu ändern. Sie haben diese debilen Rambos angeheuert und behauptet, dass sie großartige Profis seien, aber sie haben sich als hirnlose Idioten erwiesen, die die ganze Sache in den Sand gesetzt haben. Und alles das nur deshalb, weil Sie Geld sparen wollten. Ich bin mir sicher, dass Sie mir auch jetzt nicht alles sagen, und das ist gefährlich für mich, denn aufgrund Ihrer Raffgier – verzeihen Sie den Ausdruck -kann ich in eine sehr missliche Situation geraten. Sie trauen mir nicht, und ich traue Ihnen nicht, deshalb sollten wir uns so schnell wie möglich trennen. Unser Vertrag verliert hiermit seine Gültigkeit.«
    »Aber Sie können doch nicht. . . Was soll ich denn jetzt tun?«
    »Das interessiert mich nicht mehr.«
    »Aber ich habe Sie doch bezahlt! Arsenn, Sie können mich doch jetzt nicht einfach meinem Schicksal überlassen! Sie haben selbst gesagt, dass wir nur noch ein paar Tage durchhalten müssen, bis zum dritten Januar. Warum lassen Sie mich jetzt im Stich? Wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann verzeihen Sie mir bitte, es war bestimmt nicht böse gemeint. Arsenn, ich flehe Sie an, Sie können

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